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Testbericht

3. April 2006
München, 3. April 2006 – Unter anderem als Kanzler-Kutsche ging die bislang größte und teuerste VW-Limousine in die Auto-Annalen ein. Ähnlich wie der prominente Phaeton-Passagier Gerhard Schröder gibt sich auch der Wolfsburger Wotan kultiviert, selbstsicher und immer noch ein wenig volksnah. Sein bodenständiges Auftreten verdankt der große Viertürer unter anderem dem VW-Emblem und einer gewissen Ähnlichkeit zum Passat. Und genau hierin dürfte ein Grund für seinen eher schleppenden Absatz liegen: Viele Oberklasse-Kunden möchten sich vom allgemeinen Auto-Volk deutlicher absetzen, als es mit einem Volkswagen möglich erscheint. Als ein Auto für große Lenker und Denker wird der Phaeton im Straßenverkehr weniger wahrgenommen. Doch ist das wirklich ein Nachteil? Wer eine besonders luxuriöse und zugleich zurückhaltende Limousine bevorzugt und zudem keinen Spritvernichter will, findet viele Gründe für den Phaeton mit Dreiliter-V6-TDI-Motor. Wir haben noch einige mehr gefunden.

Wahre Größe Ganz so unauffällig ist der Auftritt des großen Niedersachen eigentlich doch nicht. Die Front des recht brav gezeichneten Viertürers erinnert zwar an das Passat-Gesicht. Doch in einer Parkreihe kann sich auch die von uns geteste Kurzversion mit 5,06 Metern Länge vom Durchschnitts-Vehikel deutlich abheben. Zudem sorgen viel Chromzierrat, die Xenon-Schweinwerfer und die 17-Zoll-Leichtmetallfelgen bereits in der Serienausstattung für eine gehobenere Optik.

Reichlich Platz Dank der üppigen Außenmaße erfüllt der Phaeton ein wesentliches Kriterium seiner Klasse: Das Platzangebot ist selbst für große Passagiere tadellos. Lediglich den Fahrer kann die breite Mittelkonsole am rechten Knie und das Fußpedal für die Feststellbremse etwas stören. Für die Zukunft wünschen wir dem Luxusliner deshalb eine elektronische Parkbremse, wie sie bereits beim aktuellen Passat Serie ist.

Keine schmutzigen Finger mehr Einen Schritt weiter ist dafür die elektrohydraulische Kofferraumklappe. Vor allem im Winter ist das praktisch, da man sich beim Öffnen nicht die Hände schmutzig macht. So gibt es keinen Knopf an der Klappe, sondern je eine Fernentriegelung im Innenraum oder am Zündschlüssel. Unter dem selbsttätig öffnenden Deckel bietet der Viertürer ein mit 500 Litern zwar großen, jedoch langen und flachen Kofferraum. Nun, der Phaeton soll Persönlichkeiten und keine sperrigen Gegenstände transportieren.

Sesam öffnet sich Neben einer Kofferraum-Fernentriegelung ist der Fahrzeugschlüssel zudem mit einem Signalgeber für das schlüssellose Zugangs- und Startsystem ausgestattet. Nähert sich der Fahrer dem Auto, kann der kleine Quader einfach in der Tasche bleiben – die Tür entriegelt von selbst und ermöglicht den sofortigen Einstieg in die VW-Luxuswelt. Der Innenraum beeindruckt mit großflächigen Holzapplikationen, stilvollem Leder und mit vielen Schaltern und Knöpfen. Die Tasten- und Drehregler-Armada in der Mittelkonsole sorgt für ein im Vergleich zum aufgeräumten BMW-iDrive-System eher unübersichtliches Bedienkonzept. Außerdem sind der zentrale Drehregler für die Menusteuerung und die tief sitzende Schaltereinheit der Fensterheber nicht optimal erreichbar. Dennoch kann man sich gut mit dem System arrangieren und es bedarf lediglich etwas mehr Aufmerksamkeit, um die wichtigsten Funktionen zu kennen.

Stark und kultiviert So befindet sich links neben dem herrlich massiven Gangwahlhebel der Sechsgang-Automatik ein chromblitzender Startknopf. Ein kurzer Druck und der Dreiliter-V6-Diesel verrichtet gut abgekapselt und deshalb kaum hörbar seine Arbeit. Erst ab etwa 3.000 Touren macht er sich mit markigem Grummeln bemerkbar. Trotz zurückhaltender Akustik sorgt der 225 PS starke Diesel für einen angenehm gleichmäßigen und durchaus kräftigen Schub. Das kleine Turboloch im unteren Drehzahlbereich stört kaum. Danach drücken immerhin 450 Newtonmeter Drehmoment die über 2,2 Tonnen in nur 8,8 Sekunden auf Tempo 100 und auf eine Höchstgeschwindigkeit von 235 km/h. Auf unserer Testfahrt bog sich die Tachonadel sogar noch etwas weiter. Selbst bei 220 Sachen sorgt der Tritt aufs Gaspedal noch für spürbaren Vorwärtsdruck und qualifiziert den Phaeton 3.0 TDI zu einem durchaus souveränen Langstreckler mit viel Kraft auch für schnelle Zwischensprints. Doch seinen direkten Mitbewerbern fährt der Phaeton etwas hinterher. Der etwa gleich motorisierte Audi A8 mit Quattro-Antrieb ist unter anderem dank seiner nur 1,9 Tonnen Gewicht deutlich agiler unterwegs. Auch die jeweils heckgetriebenen Referenzmodelle von BMW und Mercedes wiegen wesentlich weniger als der Phaeton und sind antrittsstärker, schneller und sparsamer.

Kein Extrem-Säufer Dafür absolviert der große VW schnelle Autobahnetappen auf höchstem Komfortniveau. Auch längere Fahrten jenseits der 200 km/h erleben Passagiere und Fahrer sehr entspannt. Dank des permanenten Allradantriebs ist stets Traktion vorhanden. Und mit der ebenfalls serienmäßigen Luftfederung gleitet man von Unebenheiten gut abgeschirmt und trotz einer etwas indirekten Lenkung zielsicher dahin. Wer es jedoch eilig hat, wird einen Verbrauch von zwölf Litern und mehr hinnehmen müssen. Laut VW gibt sich der mit Rußpartikelfilter ausgerüstete Selbstzünder mit 9,6 Litern zufrieden. Auf rund 2.000 Testkilometern haben wir im Schnitt 10,3 Liter vertankt. Angesichts des hohen Gewichts und des Allradantriebs ein akzeptabler Wert.

Schwer und dennoch agil Trotz der über 2,2 Tonnen Gewicht ist der Phaeton 3.0 V6 TDI auch auf kurvigen Landstraßen kein Spielverderber bei flotter Gangart. Am besten stellt man dann die serienmäßige Luftfederung und das Automatikgetriebe jeweils in den Sportmodus. Dann liegt das Dickschiff satter auf der Straße und sind hohe Querbeschleunigungen möglich. Außerdem bietet die sehr gut abgestufte Automatik bei Gasbefehlen stets ein sehr hohes Drehmoment. Wer flott unterwegs ist, muss jedoch ein Gefühl für die Geschwindigkeit entwickeln. Oft liegt man unerwartet deutlich über 100 km/h und wird dessen erst beim Blick auf den Tacho gewahr. Doch soll der Phaeton eben nicht vordergründig mit sportlichen Talenten überzeugen, sondern mit viel Komfort auch bei hoher Geschwindigkeit. Und in dieser Disziplin ist der Phaeton meisterlich.

Umfangreiche Ausstattung Nicht allein durch sein souveränes Dahingleiten vermittelt der Phaeton das Gefühl, in Abrahams Schoß zu reisen. Auch der Blick auf die Liste der Sicherheitsausstattung bestätigt diesen Eindruck. Neben sechs Airbags sind unter anderem die elektronischen Helfer ESP, ABS, EDS, MSR und ASR serienmäßig an Bord. Auch die Komfortausstattung des 3.0 TDI ist bereits sehr umfangreich. Neben der Luftfederung und dem Allradantrieb gehören bereits eine 4-Zonen-Klimaautomatik, Holzdekors, ein Audiosystem mit zehn Lautsprechern und CD-Wechsler, elektrisch einstellbare Vordersitze und ein Tempomat dazu.

Günstiger als die Konkurrenz Dass man für so viel Luxus und Hightech viel Geld auf den Tisch legen muss, versteht sich von selbst. Mindestens 61.400 Euro verlangt VW für den kleinen Diesel. Im Vergleich zur deutschen Premium-Konkurrenz ist das übrigens ein sehr günstiger Preis: Der Audi A8 3.0 TDI kostet 63.500 Euro, der BMW 730d 63.600 Euro und der Mercedes S 320 CDI 67.040 Euro. Ausstattungsbereinigt ist der Phaeton also über 2.000 Euro günstiger als der A8, der ebenfalls serienmäßig über Allradantrieb und eine Luftfederung verfügt. Bei der S-Klasse ist der Allradantrieb aufpreispflichtig. Für den großen BMW kann man weder Allradantrieb, noch eine Luftfederung bestellen. Ergo: Der VW Phaeton bietet höchstes Oberklasse-Niveau zu einem vergleichsweise niedrigen Preis.
Technische Daten
Antrieb:permanter Allradantrieb 4Motion
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:V-Dieselmotor, TDI-Direkteinspritzung, DOHC
Hubraum:2.967
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:6
Leistung:165 kW (225 PS) bei UPM
Drehmoment:450 Nm bei 1.400 UPM
Preis
Neupreis: 61.400 € (Stand: April 2006)
Fazit
VW beweist eindrucksvoll, in jedem Fahrzeugsegment herausragende Produkte bauen zu können. Ob Supersparmobil, Supersportler oder eben Oberklasse – überall haben die Wolfsburger ein gewichtiges Wort mitzureden. Und so bewegt sich auch der Phaeton auf hohem Luxus-Niveau, braucht sich gegen die Platzhirsche von Mercedes und BMW nicht zu verstecken. Allein die Optik kann manchen Prestigehungrigen etwas den Appetit verderben. Dafür hat der Understatement-Freund das sichere Gefühl, nicht immer und überall Aufmerksamkeit zu erregen. Im Phaeton gleitet man nach außen etwas schlichter aber nach innen auf höchstem Luxusniveau. Und das sogar in Kombination mit dem kleinen Diesel, der bereits gehobenen Ansprüchen in Sachen Vortrieb gerecht wird. Angesichts des sehr hohen Gewichts sind Fahrleistungen und Verbrauch passabel. Wenn auch nicht der Schnellste, so ist der Phaeton 3.0 TDI das günstigste Angebot unter den deutschen Oberklasse-Limousinen. (mh)

Quelle: auto-news, 2006-04-03

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