Größte M-Sammlung der Welt - Geheime Leidenschaft
Testbericht
Masakuni Hosobuchi sieht aus wie ein ganz normaler Geschäftsmann. Der
50jährige Japaner war Hochleistungs-Ruderer, leitet einen Konzern und
hat sein Herz vor Jahrzehnten an die M-Modelle von BMW verloren.
M3, M5, M6 oder gar der M1 – die Kombination aus dem 13. Buchstaben
des Alphabets und einer Ziffer zaubert vielen Autofans ein zufriedenes
Lächeln auf die Lippen. Die M-Modelle sind das sportlichste, was man aus
dem Hause BMW bekommen kann. Ob Cabrio, Sportwagen oder Limousine
– die M-Versionen nehmen es nur allzu gerne mit
Hochleistungssportwagen aus der ganzen Welt auf und setzen
fahrdynamische Bestwerte – seit rund 30 Jahren. Weltweit gibt es keinen
anderen Sammler, der die exklusivsten Modelle aus der BMW-Modellpalette
derart ins Herz geschlossen hat, wie Masakuni Hosobuchi. Der 50jährige ist
erfolgreicher Geschäftsmann aus der japanischen Verpackungsindustrie
und wohnt rund eine halbe Stunde nordwestlich von Tokio. Zu beruflichen
Terminen lässt er sich zumeist mit einem dunklen 7er BMW der letzten
Generation chauffieren. Der neue 7er Hybrid ist bestellt. Er kommt in
Japan erst jetzt auf den Markt.
Seine Frau fährt am liebsten ihren BMW 320i, Jahrgang 1994. So weit – so
unspektakulär. Zum BMW-Verrückten wird Hosobuchi erst beim zweiten
Hinsehen. Dann fällt auf, dass es sich bei seinem dunklen 7er BMW um
eine Einzelanfertigung handelt. Aus dem gewöhnlichen Zwölfzylinder des
750 Li wurde ein M7. Geänderte Heckschürze, sichtbare Endrohre,
Exklusivleder und Einzelsitze im Fond. Dazu die Kiemen des M5 am
vorderen Kotflügel und eine Reihe weiterer Details, die den Japaner in
einem ganz anderen Licht dastehen lassen. Sein Hauptfahrzeug, der
umgebaute M7 hat ein strahlend weißes Gegenüber. Greift Frau Hosobuchi
nicht selbst ins Steuer ihres älteren Dreiers, nutzt sie einen perlweißen
740 Li – ebenfalls mit Chauffeur und Luxusausstattung aus dem Hause
BMW Individual.
So langsam dämmert, dass die Hosobuchis mit einer normalen
japanischen Familien zumindest in Sachen Autos nicht viel gemein
haben. Ein Blick in die zahlreichen Garagen bringt mehr Klarheit: BMW
M1, mehrere M3, M5, M6, ein neuer Z4, ein beige-grauer 2002 tii oder
der beeindruckend klassische 3.0 CSL. So eine Sammlung gibt es auf der
ganzen Welt nicht noch einmal. „Im Alltag fahre ich meistens in meinem
750er mit Chauffeur“, erzählt Masakuni Hosobuchi japanisch gelassen,
„am Wochenende bewege ich jedoch nur meine M-Modelle – besonders
gerne auch den alten M1.“ Knapp 20 Fahrzeuge stehen in Hallen und
Garagen rund um das Wohnhaus. Doch das ist gerade einmal ein Drittel
der gesamten Sammlung. „Ich sage meiner Frau nicht, wie viele Autos
ich wirklich habe. Ich denke, es sind rund dreimal so viele. Doch meine
neunjährige Tochter kennt alle meine Autos“, lacht der Vorsitzende des
BMW-Clubs Japan, „die ist gerade neun. Wenn sie einen Führerschein
hat, darf sie die natürlich alle fahren.“ Die Suche des zukünftigen
Schwiegersohnes dürfte schon deshalb eines fernen Tages zum
automobilen Kinderspiel werden.
In der exklusiven Sammlung gibt es auch zwei BMW Z1 – in schwarz
und rot. Mit dem roten Alpina-Z1 hat Masakuni Hosobuchi den Eltern
seiner Frau seinerzeit die offizielle Aufwartung gemacht. Zehn seiner
älteren Fahrzeuge stehen jeweils zu Wartungs- und
Instandsetzungsmaßnahmen in der Werkstatt. Ist es besonders
aufwendig, werden die Fahrzeuge gleich nach München ins Classic
Center zur großen Durchsicht geschickt. Die Liebe zu den bayrischen
Motorenwerken begann im Jahre 1981. Hier war Masakuni Hosobuchi
Teilnehmer bei der Ruder-WM, die auf der Regattastrecke in
Oberschleißheim im Norden von München ausgetragen wurde. Immer
wieder sah der 21jährige auf dem Weg vom Hotel zur Ruderstrecke die
aktuellen BMW-Modelle. „Mein Vater ist BMW gefahren seit ich denken
kann. Erst als ich bei der Ruder-WM 1981 einmal in München war, habe
ich verstanden, was das für tolle Autos sind, die mein Vater da fuhr.“
Vater Hosobuchi schenkte seinem Sohn als letztes großes Geschenk ein
Auto – einen BMW 320 – und spätestens da war es um den
automobilbegeisterten Sohn geschehen. „Meine Großmutter, meine
Mutter und nun meine Frau – sie hatten alle immer sehr viel
Verständnis für die Autoleidenschaft der Männer.“ Seine Frau lächelt und
nickt. Auch sie kann sich längst für die Automarke aus deutschen
Landen begeistern.
„Wenn ich selbst fahre, bin ich meist im BMW 320 unterwegs – in einem
von 1994. Den mag ich besonders. Mit Fahrer nutze ich meistens einen
weißen BMW 740 – den finden auch meine Freundinnen alle ganz toll“,
schaut sie etwas schüchtern zur Seite. Mit einem normalen BMW oder M-
Modell ist es bei ihrem Mann zumeist nicht getan. Masakuni Hosobuchi:
„Ich liebe einzeln angefertigte Autos; seitdem ich auf der IAA 1993 einen
M3 Individual gesehen habe. Den musste ich einfach haben.“ Seither
wurde fast alle BMW-Modelle in dem Wagen mit Sonderfarben,
Exklusivleder oder weiteren Details ausstaffiert. Sein Alltagsauto bekam
einen besonderen Lack, spezielle Sitze, eine geänderte Auspuffanlagen und
die seitlichem Kiemen vom M5. Auch ein BMW 750 Li der Baureihe E38 ist
ein Einzelstück.
Der Lack ist kräftig rot und den Innenraum hat die japanische Künstlerin
Hanae Mori mit extravagantem Stoffmuster bezogen – Geschmacksache,
aber in jedem Fall exklusiv. Kein Wunder, dass Hosobuchi seit vielen Jahren
Präsident des japanischen BMW Clubs ist. „Ich sammle jedoch nicht jedes
Auto. Irgendwo muss man ja einmal anfangen. Das ist bei mir mein
Geburtsjahr 1960“, klärt er auf.
So sehr sich Masakuni Hosobuchi für die aktuellen Modelle aus München
begeistern kann, so sehr liegt ihm auch das bewährte am Herzen: „Mir sind
Traditionen und die Familie sehr wichtig. Unsere Familie wohnt in diesem
Haus seit 26 Generationen – über 500 Jahre lang“, erzählt der grauhaarige
Mann, der seit Jahren dem japanischen olympischen Komitee angehört.
Obwohl sich Hosobuchi eine riesige Villa im Herzen von Tokio leisten
könnte, wohnt er zusammen mit Frau und Tochter nordwestlich der
Innenstadt in einer wenig elitären Gegend. Das braune Holzhaus und der
Garten sind ein wahres Kunstwerk, ein schmuckes Refugium nahe einer
Millionenstadt, die Lärm und Hektik über alles stellt.
Nichts in dem Haus deutet auf die geheime Leidenschaft des japanischen
Geschäftsmannes hin. Rudern, seine Teilnahme an Olympischen Spielen
als Rudertrainer wie zuletzt in Athen oder Peking sind ihm wichtig, doch
seine Leidenschaft hat vier Räder, viel Leistung und eine Propeller-Signet
auf der Motorhaube. Doch trotz seiner exklusiven Sammlung hat er nach
wie vor automobile Träume: „Ich wünsche mir natürlich, dass BMW wieder
einen neuen M1 baut.“ Die Chancen könnten nicht schlecht stehen. Für
2013 / 2014 ist ein neuer Sportwagen mit Elektro-Genen angekündigt.
Masakuni Hosobichi ist mindestens genauso gespannt wie alle anderen
BMW-Fans.




























