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Testbericht

Stefan Grundhoff, 22. September 2014
Neben Porsche 911, Mercedes G-Klasse, Chevrolet Corvette oder Mini Cooper ist der Ford Mustang eine der wenige automobilen Designikonen, die die Jahrzehnte überlebt hat. Der US-Sportler galoppiert ab Mitte 2015 auch nach Europa. Dabei macht er Spaß wie nie zuvor.

Ein Blick auf den Mustang und das Herz der amerikanischen Autofans beginnt zu springen. Der neue Ford Mustang ist da und begeistert ab Oktober die Pony-Fans in ganz Amerika. In Europa wird es noch bis Mitte kommenden Jahres dauern, bis das amerikanische Traumauto erstmals offiziell aus dem Gatter gelassen wird; doch das Warten lohnt sich. Einen lässigeren Ford hat es in Europa noch nicht gegeben; einen sportlicheren sowieso nicht. Vorausgesetzt man entscheidet sich für den großen Achtzylinder des Mustang GT, der mit seinen 308 kW / 418 PS ebenso kraftvoll wie sehenswert über Autobahnen und Landstraßen brüllt. Echten USA-Fans dürfte trotz 524 Nm maximalem Drehmoment bei 4.250 U/min der bullig wabbernde V8-Klang fehlen, denn der fünf Liter große Achtzylinder-Sauger hört sich eher an, wie ein kraftvoller Sechszylinder. 0 auf Tempo 100 in unter fünf Sekunden und 250 km/h Spitze machen Laune. Unter 14 Litern Normalbenzin ist in der Realität jedoch wenig zu machen.

Doch der neue Ford Mustang ist endlich mehr als der wilde Hengst, der mit fester Hand und ausschweifendem Heck gebändigt werden möchte. Das Fahrwerk mit McPherson-Federbeinen vorn und einer Einzelradaufhängung mit Integrallenkern hinten ist im Vergleich zu seinen Vorgängern nicht wiederzuerkennen. Auch wenn sich der 4,78 Meter lange Amerikaner mit kleinen Bodenunebenheiten bisweilen etwas schwer tut, ist jeder Kilometer am griffigen Steuer eine wahre Freude. Mit dem in Europa serienmäßigen Performance Paket rollt er auf artgerechten 19-Zöllern (vorn 255er, hinten 275er Reifen) und der Fahrer kann über eine Schalterleiste am Mitteltunnel jederzeit variabel Lenkung, Fahrwerk und Motorelektronik in mehreren Modi beeinflussen. Die Rückmeldung der Lenkung ist im Sportmodus exzellent; im Komfortmodus hat man dagegen den Eindruck, einen Fiat 500 Einzuparken. Bei den nur wenig unterschiedlichen vier Dämpferprogrammen ist der Komfortmodus das überzeugendste Paket. Wilde Trampelorgien der Hinterachse wie einst sind ebenso vergessen wie ein Heck, das im Grenzbereich gerne einmal Richtung äußerer Leitplanke austritt. Perfekt: die manuelle Sechsgang-Handschaltung aus dem Hause Getrag, die sich perfekt auf Motor, Auto und Tatendrang eingestellt hat.

Wenn den Mustangfans auf der ganzen Welt nunmehr die wilde Unbeherrschtheit und der flegelhafte Charme des 1,7 Tonnen schweren Galoppers fehlen, so lassen sich die Regelsysteme auf Wunsch noch immer ausschalten. Und wer es ganz wild treiben will, der genießt am Sonntag den leeren Baumarktparkplatz und lässt mit der Launch Control und einzeln blockierter Vorderachse die Hinterräder qualmen. Alle anderen genießen, das der Mustang nunmehr erstmals ein scharfes Sportcoupé geworden ist, der es mit der europäischen Konkurrenz erstmals ernsthaft aufnehmen kann.

Um den 418 PS starken GT-Achtzylinder kommt man schon wegen des zu erwartenden Kampfpreises von unter 40.000 Euro nicht herum. Und man sollte keinen Gedanken an den gut 5.000 Euro günstigeren Vierzylinder des Ford Mustang mit seinem 2,3 Liter großen Ecoboost-Triebwerk verwenden. Auch der kleine Einsteiger-Mustang sorgt mit seinem 231 kW / 314 PS starken Turbomotor und nennenswert weniger Gewicht auf der Vorderachse für sportlichen Vortrieb. Der rechte Mustang-Funke mag trotz 233 km/h Spitze und 0 auf Tempo 100 in unter sechs Sekunden jedoch nicht überspringen, denn besonders der Klang ist eine Enttäuschung. Der Motor mit seinem stämmigen Drehmoment von 434 Nm ab 2.500 U/min erinnert an einen seelenlosen Vierzylinder aus asiatischer Produktion und mag in keinem Akustikbereich zu einem Mustang passen. Vielleicht lassen sich die Amerikaner vor dem Marktstart in Europa ja noch eine Akustiknachrüstung durch den Kopf gehen; sonst müssen die US-Tuner Hand anlegen.

So viele Liebe und Hingabe die Entwickler aus Dearborn bei Antrieb und Design haben walten lassen, so viel Mühe hat man sich auch bei den Details im Innenraum gegeben. Kein Gedanke daran, dass der Mustang in irgendeiner Form an der Premiumliga kratzt. Dazu lassen insbesondere die Kunststoffoberflächen zu viele Wünsche offen und auch so manches Lederelement scheint noch Verbesserungspotenziale aufzuzeigen. Doch die Instrumente passen so gut wie die wohl konturierten Recarositze und die meisten Funktionen lassen sich auf dem acht Zoll großen TFT-Bildschirm bedienen, dessen Prozessor jedoch niemals mit der Beschleunigung des Achtzylinders mithalten kann. Das Platzangebot ist in der ersten Reihe allemal angenehm - nicht nur durch das luftigere Armaturenbrett - und der Laderaum fasst 408 Liter. Wen stört da, dass man im Fond des Amerikaners kaum ernsthaft sitzen kann? Hier will jeder sowieso nur auf den Fahrersitz und dann ab auf die Koppel.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2014-09-22

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