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Testbericht

Stefan Grundhoff, 28. Januar 2009
Es gab schon immer schönere Autos als den Ford Taurus. Als er Mitte der 80er Jahre vorgestellt wurde, träumte Ford von einem neuen Star. Doch aus Captain Future wurde ein müder Krieger. Jetzt kommt der Neue.

Die Erwartungen an den Ford Taurus der neuesten Generation sind groß. Ford schwimmt wie andere US-Hersteller auch ohne erkennbares Ziel im stürmischen Gewässer. Reale Zukunftsvisionen mit innovativen Technologien sucht man bei der Ford Motor Company vergeblich. Und die letzten beiden Generationen des Taurus präsentierten sich als Rohrkrepierer: Kritik gab es an Design, Namen und Verarbeitung. Da kommt eine neue Generation nun gerade recht.

Dabei soll sich der neue Taurus seiner Bezeichnung "Stier" gemäß kraftvoll in der oberen Mittelklasse durchsetzen. Dort war für die amerikanischen Modelle in den vergangen Jahren nicht viel zu holen. Besonders die Konkurrenz aus Japan ließ US-Modellen wie dem Taurus keine Chance. Der hatte sogar kurzfristig seinen Namen aufgegeben und bot sich seinen US-Kunden als Ford Five Hundred an. Das ging erst recht gründlich daneben - und so durfte das aktuelle Modell zum Ende seiner Produktionszeit wieder als Stier unterwegs sein. Unterm Strich konnte der Vorzeige-Ford die zum Start im Jahre 1986 in ihn gesteckten Hoffnungen nie ganz erfüllen. Bei dem rund 4,80 Meter langen Erstling hatte man sich kräftig in Europa bedient und versucht, die Gene des 1983 gestarteten Audi 100 (Typ 44) für die USA anzupassen. Frontantrieb, ausgefeilte Aerodynamik und eine innovative Innenraumgestaltung gehörten dazu. Seinen Kunden mutete der als Limousine und Kombiversion angebotene Taurus wie ein Raumschiff aus der fernen Zukunft an. Bei den Motoren setzte Ford auf vergleichsweise müde Krieger. Das Basismodell hatte neben einer Sparausstattung einen nicht einmal 90 PS starken Vierzylinder. Im Gegensatz zum Audi 100, der später in den USA als Audi 5000 angeboten wurde, gab es für die Topversion jedoch einen drei Liter großen Sechszylinder, der immerhin 142 PS leistete. Beim US-Publikum kam der Taurus damals ganz ordentlich an: In sechs Produktionsjahren wurden knapp zwei Millionen Fahrzeuge verkauft.

Im Laufe der Jahre gab es zwar sporadisch Verbesserungen, neue Getriebe und mehr Leistung. Doch schnell haftete dem Taurus ein Plastik-Image an. Mit der Qualität war es nicht zum Besten bestellt und so verlor der Star aus Dearborn seine anfängliche Vorzeigefunktion. Zudem machten ihm bei der mäßig überarbeiteten zweiten Version die zunehmend erstarkten Konkurrenten aus Europa und Asiens zu schaffen. Doch auch wenn die Verkaufszahlen leicht sanken: Sie stimmten weiterhin. Anfang der 90er Jahre war der Ford Taurus die meistverkaufte Limousine auf dem nordamerikanischen Markt. Der Abstieg folgte mit der dritten Generation, die 1995 debütierte. Mit flacher Front, vier Rundaugen und einem wenig schmucken Heck verdarb es sich Ford mit seinen treuen Kunden. Das Taurus-Design erntete ebenso wenig Applaus wie ein paar Jahre zuvor das europäische Gegenstück, der Scorpio.

An der zögerliche Nachfrage änderte sich auch wenig, als der Taurus im Sommer 1998 einer leichten Modellpflege unterzogen wurde. Das Publikum begeisterte sich längst für Camry und Co. und kehrte dem Taurus ebenso wie vielen anderen Modellen von Chrysler, Dord und General Motors den Rücken. Die nächste Modellpflege, die den Taurus ab dem Jahrgang 2000 wieder etwas konventioneller dastehen ließ, sollte das gerade rücken. Doch sie brachte wenig: Die Kunden hatten dem Taurus längst den Rücken gekehrt und beabsichtigten nicht, dies wieder rückgängig zu machen. 2005 wurde parallel der Ford Five Hundred aufgelegt, der den Taurus schließlich ersetzte.

Spätestens jetzt wussten die Kunden überhaupt nicht mehr, wohin es gehen sollte. Taurus-Modelle gab es noch für gewerbliche Kunden, die über den Flottenpool bei Ford einkaufen konnten. Angetrieben wurden die Modelle durchweg von Dreiliter-Sechszylindern mit 156 bzw. 203 PS. Nach der Modellpflege im Jahre 2008 verschwand der Name Five Hundred wegen der starken Kundenkritik wieder und wurde durch den etablierten Namen Taurus ersetzt.

Im Sommer 2009 kommt nun der neu entwickelte Taurus des Modelljahres 2010 auf den Markt. Einmal mehr bemühte man sich in Dearborn, einen Spagat zwischen europäischem und amerikanischem Design zu schaffen. Das ist in Ansätzen durchaus gelungen. Der Taurus wirkt trotz seiner üppigen Dimensionen von rund fünf Metern Länge für US-Maßstäbe nicht überdimensioniert und abgesehen von dem etwas opulenten Heck durchaus gefällig. Punkten will man mit günstigen Preisen unter 26.000 Dollar und einer Komplettausstattung, die sich an Premiummarken orientiert. So gibt es unter anderem klimatisierte Frontsitze, Festplattennavigation, beheizbare Rücksitze, Xenonlicht, Keyless Go, Spurhalte-und Überholassistent sowie Abstandstempomat.

Angetrieben wird Fords neues Mittelklassemodell von dem bekannten 3,5 Liter großen V6-Triebwerk mit Sechsgang-Automatik und 265 PS. Auf Wunsch gibt es manuelle Schaltwippen am Lenkrad. Während sich der Innenraum nach amerikanischen Maßstäben durchaus sehen und anfassen lassen kann, wirken einige Bedienelemente sehr preiswert. Beim Topmodell Limited gibt es für 31.995 Dollar unter anderem serienmäßig 19-Zoll-Alufelgen, Navigation, ein komplettes Sicherheits, Komfort-Ledersitze und Allradantrieb. Mittlerweile muss der Taurus das Limousinensegment im Hause Ford nach oben hin abschließen. Der mächtige Crown Victoria ist nicht mehr für Privatkunden verfügbar und kann nur noch von öffentlichen Einrichtungen oder Taxiunternehmen geordert werden.

Quelle: Autoplenum, 2009-01-28

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