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Testbericht

Sebastian Viehmann, 19. Juni 2008
Mit dem Scirocco beschwört VW eine große Tradition. Das allein wird für einen Erfolg kaum reichen. Der erste Fahreindruck zeigt, ob sich hinter der schnittigen Fassade wirklich ein sportliches Volkscoupé verbirgt.

Wenn VW ein neues Modell auf den Markt bringt, dann ist das wie bei einem Feldzug von Julius Cäsar: Man baut darauf, dass einem das Image des Erfolges vorauseilt, plant aber sicherheitshalber doch alles generalstabsmäßig durch. Wolfsburg hat sich noch vor dem Start der offiziellen Werbekampagne die öffentlichkeitswirksamen Rosinen herausgepickt. Beim TV-Quotenrenner "Germany’s next Topmodel" drehte der Scirocco ebenso seine Runden wie beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. "Endlich haben wir wieder ein Sportcoupé für den Alltag im Programm. Mit dem Scirocco werden wir nicht nur neue Kunden für die Marke gewinnen, sondern auch Geld verdienen", ist sich VW-Chef Martin Winterkorn sicher.

Schon eine Lackierung wie der grelle 70ies-Farbton "Viperngrün-Metallic" zeigt, dass in dem neuen Modell ein Hauch Ur-Scirocco weht. Und genau wie damals findet sich eine Menge Golf im solide verarbeiteten Cockpit – für manchen Geschmack vielleicht zuviel. Abgesehen von Details wie den dreieckigen Türgriffen scheint überall das Baukastensystem durch. Es sollen jedoch Individualisierungspakete geplant sein. Auch die Tuning-Branche könnte sich am Scirocco richtig austoben. Eine aufgepeppte Armaturentafel dürfte der Renner werden.

Gelungen sind die schalenförmigen Sportsitze, die nicht nur gut aussehen, sondern auch einen ordentlichen Seitenhalt bieten. Das Platzangebot im Cockpit ist sehr großzügig. Der Beifahrer kann die Füße weit ausstrecken, der Fahrer freut sich über die tiefe Sitzposition und das unten abgeflachte Sportlenkrad. Im Fond sitzen Personen über 1,85 Meter ein wenig beengt, doch es lässt sich auch auf längeren Strecken aushalten. Die integrierten Kopfstützen der Rücksitze schmälern die Sicht nach hinten. Der Kofferraum ärgert mit einer hohen Ladekante und lässt sich nur von innen oder per Schlüssel entriegeln. Immerhin stehen 292 Liter Stauraum zur Verfügung, bei umgelegten Rücksitzen sind es 755 Liter.

Der Ur-Scirocco war zumindest in seinen Anfangsjahren eher als schicke Golf-Alternative gedacht denn als Sportgerät. Das ist beim Nachfolger ganz anders. Aufgeladene Motoren von 122 bis 200 PS, Doppelkupplungsgetriebe und das für den Scirocco mit seinem niedrigen Schwerpunkt weiter entwickelte Fahrwerk des Golf GTI zeigen, wohin die Reise geht: Um die Kurven, und zwar schnell und zackig. Der Scirocco fährt sich gnadenlos gut, die enormen Spurweiten (1569 mm vorn, 1575 mm hinten) tragen zur satten und ruhigen Straßenlage bei. Die immerhin 1,3 Tonnen Leergewicht – der Ur-Scirocco wog nur 830 Kilogramm – merkt man dem Coupé nicht an. Für 925 Euro Aufpreis gibt es die adaptive Fahrwerksregelung DCC mit den Programmen Normal, Sport und Comfort. DCC passt die Dämpfercharakteristik der Fahrbahn und Fahrsituation an. So wirkt der Wagen im Sportmodus spürbar härter.

Die Motorenpalette reicht von 122 bis 200 PS, zur Markteinführung stehen der 1.4 TSI mit 160 PS und der 2.0 TSI mit 200 PS zur Verfügung. Der TSI mit Handschaltung (6-Gang DSG optional) ist ein guter Kompromiss aus Fahrspaß und Sparsamkeit. Der Motor ist dank kombinierter Turbolader-/Kompressoraufladung in allen Drehzahlbereichen willig, die Schaltarbeit mit der knackigen Sechsgang-Box macht Spaß und die Fahrleistungen (0 auf 100 km/h in 8 Sekunden, Spitze 218 Km/h) überzeugen auch schon beim kleinen Motor. Den Durchschnittsverbrauch gibt VW mit 6,6 Litern an. Bei einer Testfahrt mit Bleifuß notierte der Bordcomputer deutlich mehr. Andererseits war es bei einer gemütlichen Landstraßentour kein Problem, einen Verbrauch von 5,4 Litern zu erzielen.

Der aus dem Golf GTI bekannte 2.0 TSI mit 200 PS zeigt schon durch den kraftvollen, mitunter leicht bollernden Sound, dass es mit ihm noch kräftiger zugeht. Mit Traktionsproblemen hat der Fronttriebler trotz seiner PS-Leistung so gut wie nie zu kämpfen. Das optionale 6-Gang-DSG mit Schaltwippen am Lenkrad sorgt für kurze Schaltübergänge. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h reduziert sich auf 7,1 Sekunden, der Top Speed ist bei 233 km/h erreicht – das entspricht den Fahrleistungen des Golf GTI.

Zu den Händlern kommt der Scirocco am 29. August. Das sportliche Volksvergnügen beginnt bei 21.750 Euro (1.4 TSI, 122 PS). Zur Basisausstattung des Scirocco zählen unter anderem 17-Zoll-Felgen, Lederlenkrad, Sportsitze, E-Fenster, Klimaanlage, ESP, sechs Airbags und Sportfahrwerk. Für 975 Euro gibt es ein Panorama-Glasdach. Der 1.4 TSI mit 160 PS kostet 23.300 Euro, die Preise der TDI-Versionen (140 oder 170 PS) stehen noch nicht fest. Der 2.0 TSI (200 PS) für 25.550 Euro – das sind 100 Euro weniger als beim Golf GTI - dürfte nicht sehr lange die Top-Motorisierung bleiben. Wie aus VW-Kreisen zu erfahren ist, soll es ein R-Modell des Scirocco geben. Ob auch Allradantrieb kommt, sei noch nicht entschieden.

Quelle: Autoplenum, 2008-06-19

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