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Testbericht

Mario Hommen/SP-X, 26. Juli 2016

Mittlerweile geht der VW Scirocco ins neunte Modelljahr. Angesichts seines fortgeschrittenen Alters sollte der agile Wolfsburg-Keil aus zweiter Hand eigentlich für kleines Geld zu haben sein. Doch trotz seiner mäßigen Alltagstauglichkeit und gewisser Qualitätsprobleme bleibt sein Preisniveau hoch.
 
Karosserie und Innenraum: Optisch mag man es gar nicht vermuten, doch im Kern handelt es sich beim Scirocco III um einen etwas dramatisch verpackten Golf V/VI. Und diese Optik geht im Vergleich zum Technikspender mit handfesten Nachteilen im Alltag einher. Die Platzverhältnisse in der zweiten Reihe sind beengt, das schachtartige Gepäckabteil fasst nur knapp 300 Liter. Familientauglich ist der Scirocco damit nicht. Immerhin bietet er dank Steilhecklayout eine Variabilität, die klassischen Sportcoupés zumeist fremd ist.
 
Die großen Einstiegstüren erlauben den vorderen Insassen zudem einen bequemen Zustieg ins großzügig dimensionierte Cockpit. Hier verwöhnt der Scirocco mit besten VW-Standards, wie man sie von Golf und Co gewohnt ist. Und das betrifft auch die Komfort- und Techniklösungen. Mit hochwertigen Materialien, feinen Lederbezügen und Extras wie einem Super-Navi kann der Scirocco selbst anspruchsvolle Autokäufer beeindrucken.
 
Motor und Fahrwerk: Gleiches gilt auch für die vielen Antriebe, die VW für den Scirocco im Lauf der Jahre ins Programm genommen hat. Etwas verhalten ist lediglich der 90 kW/122 PS starke 1.4 TSI. Jenseits dieser Basis sind die durchweg aufgeladenen Aggregate längsdynamisch über jeden Zweifel erhaben. Richtig Zunder bieten die 2.0-TSI-Motoren. Hier gab es zunächst eine Version mit 147 kW/200 PS und ab Modelljahr 2010 eine Variante mit 155 kW/211 PS sowie die R-Version mit 195 kW/265 PS. Diese allein über die Vorderachse entfachte Kraft des R macht den Scirocco zum 250 km/h schnellen Feuersturm. Mitte 2014 hat VW auf Golf-VII-Motoren umgestellt; die vier TSI-Aggregate leisten seither 92 kW/125 PS, 132 KW/180 PS, 162 kW/220 PS sowie 206 kW/280 PS im R.
 
Alternativ wird auf dem Gebrauchtmarkt nahezu jeder fünfte Scirocco mit Dieselmotor in verschiedenen Leistungsstufen angeboten. Vor dem Facelift gab es den 2.0 TDI mit 103 kW/140 PS und 125 kW/170 PS beziehungsweise ab 2013 mit 130 kW/177 PS. Seit 2014 leisten die Diesel sogar 110 KW/150 PS beziehungsweise 135 KW/184 PS. Alle Selbstzünder bieten sattes Drehmoment und gute Fahrleistungen bei mäßigem Verbrauch. Allerdings sind die Motoren auch mit Schummelsoftware belastet. Gebrauchtkäufer sollten deshalb schauen, ob bereits in der Werkstatt nachgebessert wurde.
 
Fahrwerksseitig bietet der Scirocco den hervorragenden Golf-Standard, mit einer allerdings spürbar härteren Grundnote. Das kommt vor allem dynamisch orientierten Fahrern entgegen. Auch die zupackenden Bremsen und die Regelelektronik wurden für die Letzte-Rille-Gaudi optimiert. Ideal für spaßorientierte Fahrer sind übrigens noch das Selbstschaltgetriebe DSG und das Adaptiv-Fahrwerk DCC. Letzteres lässt dem Fahrer die Wahl zwischen einer betont komfortablen oder dynamischen Auslegung.
 
Ausstattung und Sicherheit: Wie bereits angedeutet, bietet der VW Scirocco ein breites Spektrum an Individualisierungsoptionen. Immer dabei sind unter anderen eine Klimaanlage und Sportsitze. Wer bestimmte Extras wünscht, muss gezielt nach diesen Ausschau halten. Einen nackten Basis-Scirocco wird man ohnehin kaum finden. Interessant kann die Suche nach einem der vielen Sondermodell-Varianten sein. Hier gibt es zum Beispiel exklusive Ausstattungen wie Life, Edition oder Allstar. Wer nach solchen Versionen Ausschau hält, könnte das ein oder andere üppig ausgestattete Schnäppchen finden. Wie es sich gehört, kann bereits die Basis mit allen wichtigen Sicherheitsstandards aufwarten, die man bei einem modernen Kompaktmodell erwarten sollte. EuroNCAP hat deshalb im Jahr 2009 die Höchstnote von fünf Sternen ausgelobt.
 
Qualität: Laut TÜV-Report schneidet der VW Scirocco in seiner Klasse bei der Mängelanfälligkeit knapp schlechter als der Durchschnitt im Kompaktsegment ab. Zumindest für einen VW ist das ein durchwachsenes Resultat. Vor allem die gehäufter bei TÜV-Checks auftretenden Federbrüche vermiesen dem Scirocco die Bilanz. Ebenfalls der tendenziell sportlicheren Fahrweise der Nutzer dürfte auch der erhöhte Bremsenverschleiß bei betagteren Fahrzeugen sein. Bei älteren Exemplaren kommt es zudem gehäufter zu Defekten an der Auspuffanlage und zu gelegentlichen Ölverlusten am Motor. Eine weitere Problemzone des Scirocco sind gammelige Heckklappen und Gasdruckfedern. Knarzgeräusche sowie Elektronikspinnereien bei Navis und dem Keyless Access zählen ebenso wie die hinlänglich bekannte Steuerkettenproblematik bei den 1.4 TSI-Motoren zu den weiteren typischen Mängelquellen.
 
Fazit: Im Vergleich zu seiner Basis Golf V/VI hat der VW Scirocco laut TÜV-Report häufiger mit Problemen bei Technik und Qualität zu kämpfen. Dennoch bewegt sich der Dreitürer preislich deutlich über dem Niveau seines Kompaktbruders. Mit 7.000 bis 8.000 Euro sollte man noch mindestens rechnen. Angesichts von Preis, Qualität und der schlechten Nutzwertbilanz kann der Flach-Golf also kein Kauf der Vernunft sein. Und genau das macht ihn wohl auch für viele Autofahrer so begehrenswert: Er ist ein Wirbelwind, der Spaß machen will. Das bekommt der Scirocco selbst mit ein paar Jahren auf dem Buckel locker hin.
 

Der Scirocco III verspricht gediegenes Fahrspaßniveau und beste VW-Qualität. Doch nicht in allen Punkten kann der Flach-Golf als Gebrauchtwagen die hohen Erwartungen erfüllen.

Fazit
Der Scirocco III verspricht gediegenes Fahrspaßniveau und beste VW-Qualität. Doch nicht in allen Punkten kann der Flach-Golf als Gebrauchtwagen die hohen Erwartungen erfüllen.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-07-26

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