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Testbericht

25. Mai 2011
Bei Renault gab es Nachholbedarf. Hatten doch andere Marken eine reizvolle automobile Neuschöpfung, genannt Coupe-Cabriolet, zügig an den Start gebracht und machten so das Geschäft der ersten Stunde. Pkws, die sich binnen Sekunden auf Knopfdruck von einem Coupe in ein Cabriolet und umgekehrt verwandeln lassen, fanden erstaunlichen Zuspruch, obgleich der Hokuspokus, mit dem das feste Dach im Nu verschwindet oder sich ebenso schnell wieder aus der Versenkung hervorzaubern lässt, zulasten nutzbaren Gepäckraums geht. Ein dorthin versenktes Dach beansprucht Platz. Das zwingt dazu, sich beim Umfang des Reisegepäcks zurückzuhalten. Grund genug für Renault, das Dachkonzept von vornherein anders anzugehen. Ein WIND demonstriert, wie man es hinkriegen kann, dass das Volumen des Gepäckraums keine Einschränkung erfährt, wenn das Auto offen gefahren werden soll. Das in nur zwölf (!) Sekunden elektrisch versenkbare Hardtop eines WIND verschwindet nämlich nicht im Kofferraum, sondern in der kassettenartigen Heckklappe, die sich mit dieser „Füllung“ allerdings weniger leicht anheben lässt. Dank der Unterstützung durch kräftige hydraulische Dämpfer schaffen die anstehende Stemmaufgabe auch Frauenhände. Der Vorzug des Open-Air-Angebots, wie es der Renault WIND macht, liegt darin, dass stets Hundert Prozent des Gepäckraumvolumens (270 l) zur Verfügung stehen. Das sichert den Alltagsnutzen dieses Autos, das von Renault „Coupé-Roadster“ getauft wurde. Der Doppelname signalisiert, welcher Fahrwerkscharakter zu erwarten ist. Der Zweisitzer, links und rechts mit breiter Tür, die in engen Querparklücken mit besonderer Vorsicht zu öffnen ist, bewegt sich sportlich mit festem Fahrbahnkontakt, ohne auch nur im Ansatz zu schweben. Auf tischebenen Straßen vermittelt der WIND mit seinem straff abgestimmten Fahrwerk (Technik-Anleihe beim Renault Twingo Sport) zusammen mit den „platten“ 17-Zoll-Reifen der Dimension 205/40 und der breiten Spur das Gefühl, Kurven kommen ihm gerade recht, ohne dass es beim Richtungswechsel selbst mit höherem Tempo „windig“ zugeht. Die elektrische Servolenkung spricht direkt an. Es ist ein bisschen wie Go-Kart-Fahren. Wer Luftkissen-Komfort vorzieht, wird im WIND nicht glücklich. Gezündet werden muss automobile Leidenschaft vor allem vom Verbrenner. Beim WIND ist das ein Vierzylinder der modernen Otto-Fraktion. Beim Testwagen erledigte das, dem Downsizing-Prinzip folgend, ein 1.2-Liter-Turbobenziner TCE 100 eco2, der als Basismotorisierung maximal 74 kW/100 PS erarbeitet und bei 3.500 Kurbelwellenumdrehungen pro Minute ein Drehmoment von 152 Newtonmetern zustande bringt. TCE steht für Turbo Control Efficiency, soll heißen: Laderdruck ersetzt (größeren) Hubraum und reduziert den Kraftstoffverbrauch. Wer mehr „Wind“ machen möchte, kann den 1.6-Liter 16V wählen, einen Saugmotor, der es auf 98 kW/133 PS bringt, das aber erst bei stattlichen 6.750 U/min. 160 Nm Drehmoment bescheren 4.400 U/min. Reizvoll ist das „kleine“ turbogetriebene 100-PS-Triebwerk allemal. Beim Beschleunigen pfeift der Turbo leise mit, als wolle er an seine tragende Rolle erinnern. Bei Topspeed und Sprint kann der 1.2er zwar mit dem größeren motorischen Bruder nicht mithalten (Höchstgeschwindigkeit 190 zu 201 km/h), dafür aber lässt er mit einem moderateren durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch auskommen. Beim „kleinen“ Motor pegelt er sich um die 6,3 Liter ein, beim „großen“ um die sieben Liter. Anmerkung für solche WIND-Sympathisanten, die sich zuerst für den Kohlendioxidausstoß des Vergnügens interessieren: Die Motoren schicken pro Kilometer 145 bzw. 165 Gramm CO2 über das verchromte Auspuffendrohr ins Freie. Voll gefordert, revanchierte sich der 1.2-Liter-Testwagen auf der Autobahn mit einem Durchschnittsverbrauch um neun Liter pro 100 Kilometer. Nahe 190 km/h scheitert weiterer Vortrieb des turbogetriebenen WIND an einem missgünstigen Verwandten: dem Gegenwind. Offen gefahren (Seitenscheiben besser hoch!) endet ungetrübtes Fahrvergnügen, wenn von der Landstraße auf die Autobahn ohne Tempolimit übergewechselt wird und von dieser Freiheit auch Gebrauch gemacht werden soll. Wahres Open-Air-Vergnügen stellt sich nur bei beschaulichem Cruisen ein. Den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h erledigt ein 1,2er WIND in 10,5 Sekunden. Nicht eben das Potenzial eines motorischen Tornados. Aber wer es darauf anlegt, kann durchaus auch mit 100 PS zügig (wenn auch nicht gerade sparsam) unterwegs sein, sofern er im handgeschalteten Fünfganggetriebe einen willigen Helfer erkennt und höhere Motordrehzahlen nicht scheut. Das eher verhaltene Arbeitsgeräusch des Vierzylinders unter der Fronthaube wird von den Windgeräuschen verdrängt, die im Innenraum die Regie übernehmen, sobald etwa die 100-km/h-Marke angegangen wird. Es scheint, als habe der Eifer der WIND-Designer zuerst interessanten Konturen gegolten. Die originelle Gestalt des Coupé-Roadsters legte es nicht unbedingt auf Harmonie mit jenen Winden an, die mit zunehmender Geschwindigkeit ums Auto wirbeln. Offenbar leitet zuerst das völlig uninsolierte Hardtop, Zugeständnis an den raffinierten Klappmechanismus, Windgeräusche ins Innere. Vermutlich aber haben Open-Air-Fanatiker, die das Dach ohnehin eher störend empfinden, für hörbare Turbulenzen im geschlossenen Gehäuse sowieso weniger ein Ohr. Die Körpergröße von Fahrer und Beifahrer spielt beim WIND keine Rolle: Lichte Höhe und Breite ihres „Aufenthaltsraums“ sorgen für willkommene Bewegungsfreiheit. Den Roadster-Charakter unterstreichen in Höhe und Neigung verstellbare Sportsitze mit integrierten Kopfstützen, Pedale im Aluminium-Look, das Vierspeichen-Lenkrad. Verglichen mit seiner auffälligen äußeren Erscheinung ist das Cockpit des WIND bieder ausgefallen. Verteidigen lässt sich dessen schlichte Gestaltung mit dem Argument, dafür aber pflegeleicht zu sein. Wer den Coupé-Roadster öfter offen fährt, wird die Glattflächigkeit all dessen, was ins Auge fällt, beim Staubwischen schätzen lernen. Über den eingeschränkten Nutzwert eines zweisitzigen Pkws dürfte sich jeder Käufer im Klaren sein. Mit einem WIND wird Freundschaft schließen, wer es mag, öfter in einem nach oben offenen Auto zu sitzen und damit Landschaften anders genießen zu können als in einem geschlossenen automobilen Gehäuse. Das Roadster-Erlebnis schließt eine frische Brise als gelegentlichen Begleiter ein. Als überzeugender Vorzug eines Renault WIND erweist sich, dass auch bei abgesenktem Dach über das gesamte Gepäckraumvolumen verfügt werden kann. Zudem macht durchaus Werbung für den Coupé-Roadster, dass er „mit und ohne Dach“ originell daherkommt. (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel) Daten Renault WIND TCe 100: Länge x Breite x Höhe (Meter): 3,82 x 1,69 x 1,41 Motor (Bauart, Hubraum): Turbobenziner, Hubraum 1.149 ccm Max. Leistung: 74 kW/100 PS Max. Drehmoment: 152 Nm Kraftstoffverbrauch (nach NEFZ, kombiniert): 6,3 l/100 km CO2-Emission: 145 g/km Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 10,5 s Leergewicht/zul. Gesamtgewicht: 1.206 kg/1.344 kg Gepäckraumvolumen: 270 Liter Preis: 16.900 Euro Testwagenpreis: 18.350 Euro                                                                              

Quelle: auto-reporter.net, 2011-05-25

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