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Testbericht

Jürgen Wolff, 24. Januar 2008
Mit mir, sagt der Dodge Nitro dem frauenunbewegten Mann, kannst Du das Leben an den Hörnern packen. Ein Auto für Kerle, die Bierflaschen mit den Zähnen öffnen. Oder wenigstens diesen Eindruck erwecken wollen.

Thomas Hausch, Marketingchef für das internationale Geschäft bei der Dodge-Mutter Chrysler, arbeitet am raubeinigen Image der Marke: "In einer Welt mit überwiegend höflichen Wettbewerbsmodellen hat der Nitro das Design, die Technik und die Leistung, Kunden zu inspirieren und das Segment wach zu rütteln." Der Dodge-SUV "personifiziert den kühnen, kraftvollen und cleveren Charakter von Dodge". Wohl wahr: Der Nitro rollt als breitschultriges Macho-Auto in Europa an, wie frisch aus der Mucki-Bude. Der üppige Fadenkreuz-Frontgrill mit dem dreidimensionalen Widderkopf, eine hohe Gürtellinie und breit ausgebaute Kotflügel mit nicht minder breiten Schlappen - ein Kraftprotz aus der Hoppla-jetzt-komm'-ich-Fraktion. Die mit fast 4,6 Meter Länge eh schon nicht gerade knapp vermessene Karosserie erscheint optisch noch größer. Einer von mehreren Gründen dafür: Die Räder, die weit außen an den vier Ecken der Karosserie sitzen und für kurze Karosserieüberhänge sorgen.

Der Innenraum weckt zwiespältige Gefühle: Nicht wirklich schlecht - aber dem bullig originären Karosseriedesign wenig angemessen. Der Nitro will zwar tauglich sein für zumindest leichtes Gelände - aber dennoch eher maskuliner Lifestyle-SUV denn Geländewagen. Innen allerdings sieht er arg nach einem der Arbeitspferde aus dem Jeep-Stall aus. Dominiert wird die Optik von lieblos wirkenden Hartplastik-Flächen. Das Armaturenbrett fällt relativ kurz nach der Frontscheibe flach ab. Die Druckknöpfe der Fensterheber in den Seitentüren wirken wenig vertrauenerweckend. Und die üppige Ablage in der Mittellehne wird unterteilt mit einem billigen Plastik-Formteil zum Herausheben. Die Beschränkung hat auch ihre Vorteile: Instrumente und Anzeigeinstrumente sind übersichtlich, funktional und erfordern keine lange Einarbeitung. Selbst das Zuschalten der Vorderachse vom Heck- zum 4x4-Antrieb ist mit einem simplen Drehknopf fix und bei jedem Tempo möglich. Die Sitze, auf Wunsch auch kinder- und kleckerfreundlich mit einem schmutzabweisenden Bezug erhältlich, sind bequem und geben einen für SUV-Bedürfnisse guten Seitenhalt.

Hinten ist ausreichend Platz zumindest für zwei Passagiere. Ansonsten könnte es in dem von außen so mächtig wirkenden Dodge Nitro vor allem nach oben zu deutlich geräumiger zugehen. Dass die Vordersitze relativ hoch eingestellt sind und sich nur beschränkt absenken lassen, sorgt zwar für einen bequemen Einstieg und eine ausgezeichnete Übersicht über das Verkehrsgeschehen - aber auch für eine ziemliche Nähe zum Fahrzeughimmel. Der rückt noch näher ans Haupthaar durch die raumgreifende Konstruktion des Glasschiebedachs.

Aber die Dodge-Ingenieure haben auch durchaus pfiffige Extras im Nitro untergebracht - in der Regel allerdings gegen Aufpreis. Dazu gehört etwa das Entertainment- und Navigationspaket MyGIG mit 20 GB Festplatte und USB-Anschluss etwa für einen iPod. Oder die "Load 'n Go" genannte, um 45,7 Zentimeter herausschiebbare Bodenplatte im Kofferraum, die das Beladen sehr vereinfacht und bis zu 181 Kilogramm Last aushält. Das Gepäckfach im Heck ist mit 369 Litern ganz ordentlich ausgefallen. Wer die asymmetrisch geteilte Rückbank umklappt, kommt auf 1994 Liter Stauraum - mit durchgehend ebenem Ladeboden. Insofern ist der Nitro nicht nur Lifestyle sondern praktisch.

Von der Motorisierung her steigt Dodge mit drei Motoren in Europa ein: zwei Benzinern und einem Diesel. Die meisten Nitro, so die Erwartung der Marketing-Strategen, dürften hierzulande mit dem 2,8-Liter-4-Zylinder-Diesel geordert werden. Mit dem 130 kW/177 PS starken Selbstzünder ist der Nitro sehr ordentlich motorisiert. Das Drehmoment von 410 Nm, das ab 2000 U/min anliegt, reicht völlig für eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 11,5 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h. Entsprechend stressfrei ist man mit dem Diesel-Nitro unterwegs. Überholen klappt trotz der 2,5 Tonnen zulässigem Lebendgewicht flott und problemlos, auch Bergpassagen bringen ihn nicht außer Atem. Und der Verbrauch von 8,6 Liter Diesel auf 100 km geht für einen Allradler dieser Größe auch in Ordnung.

Das Fahrwerk des Nitro ist auf europäische Vorlieben eingestellt - straffer als für den US-Markt und doch komfortabel genug auch für lange Strecken. Klar: Ein bockelharter flacher Sportflitzer ist der Nitro nicht. Aber wer lässt mit einem SUV auch bei Tempo 180 in der Kurve die Reifen quietschen? Bei adäquater und doch noch zügiger Fahrweise bleibt der Nitro brav in der Spur. Zur Not regeln ESP den Überschwang wieder in den grünen Bereich.

Der Geradeauslauf ist wie bei vielen anderen SUV nicht unbedingt der allerbeste - ein wenig Nachregeln über die Lenkung ist auch auf gerader Strecke immer wieder mal nötig. Die (Zahnstangen-)Lenkung selbst braucht ein wenig Spiel, bis sie greift - reagiert dann aber prompt, relativ direkt und präzise. Damit lässt sich der wuchtige Ami problemlos selbst durch die engen Gassen spanischer Bergdörfer zirkeln.

Was also spricht für den in Toledo, Ohio, gebauten Nitro? Nicht der Preis. Auch, wenn Dodge nicht müde wird zu beteuern, dass man nirgends sonst im Segment so viel PS pro Euro bekommt - mindestens 28.390 Euro für 4x4 und gar 38.990 Euro für die V6-Topversion sind ein Wort. Und andere SUV - vor allem aus Korea - sind vor allem innen hochwertiger und technisch moderner. Was für den Nitro spricht, ist vor allem sein Äußeres. In der SUV-Einheitssuppe muss man lange rühren um einen Brocken herauszufischen, der schon auf den ersten Blick hervorsticht und maskuline Individualität verspricht. Und schon gar nicht in dieser Preisklasse. Wer den Nitro durch Stadt und Land kutschiert, der kann sich der Aufmerksamkeit gewiss sein. RAV4, Sorento & Co. locken dagegen niemanden mehr ans Fenster.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-24

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