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Testbericht

Stefan Grundhoff, 11. April 2008
BMW hat beim neuen X5 ganze Arbeit geleistet: Grandiose Motoren, sensationelle Fahrwerke und eindrucksvolle Verbesserungen im Innenraum – doch Technologien wie Efficient Dynamics fehlen nach wie vor.

Auf der IAA vergangenen Herbst hat Vorstandschef Panke noch Lust auf mehr grüne Technik gemacht. Alternative Antriebe würden im Hause BMW so entwickelt, dass sie auch zum versprochenen Fahrspaß passen. Der Versuchsträger eines BMW X3 stand im Hintergrund und lockte mit Leckerbissen wie Bremsenergie-Rückgewinnung oder einem Start-Stopp-System der neuesten Generation. Als bei der Modellpflege des X3 vor einigen Monaten keine dieser vollmundig angekündigten technischen Neuheiten zu vermelden war, dachten vile: Ok, warteten wir auf den neuen BMW X5 - dann aber. War wieder nix: In Punkto Fahrspaß ist der neue USA-Bayer zwar wieder einmal kaum zu schlagen - doch keine Spur vom viel gepriesenen Efficient-Dynamics-System. Damit wird es wohl auch zum Marktstart im März 2007 nichts werden.

Optisch zeigt sich der neue X5 kraftvoller und sportlicher denn je. Bereits der neue Einstiegsdiesel 3.0d mit 173 kW/235 PS und 520 Nm Drehmoment zeigt der Konkurrenz nur die runden Auspuffrohe. Per Xdrive wird die Kraft intelligent auf die vier einzelnen Räder verteilt. In engen Kehren und beim Beschleunigen krallt sich der X5 willig in den Asphalt. Er will kein Klettermaxe sein und ist im Gegensatz zur Konkurrenz von Q7, ML, Cayenne und Touareg auch nicht mit technischen Dreingaben für eine Afrika-Durchquerung zu rüsten.

BMW macht keinen Hehl aus seinen Zielen: Der X5 gehört auf die Straße - und macht bei Bedarf auch auf lockerem Untergrund und Schnee eine gute Figur. Wattiefe und Böschungswinkel sind für die BMW-Kundschaft Offroader-Latein. Bereits der X5 3.0d geht bullig zur Sache. Doch im Topmodell 4.8i kann man es so richtig fliegen lassen. 261 kW/355 PS und 475 Nm lassen selbst ambitioniert motorisierte Sportwagen alt aussehen. Den Spurt von 0 auf 100 km/h schafft der Allradler in 6,5 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 242 km/h. Das deutlich gewachsene Gewicht von 2,2 Tonnen spürt man in erster Linie beim Bremsen und in schneller Kurvenfahrt.

Man sollte besser gar nicht erst überlegen, ob man den X5 mit oder ohne Annehmlichkeiten wie Adaptive Drive bestellt: Natürlich sollte man. Das 3.290 Euro teure Extra verhindert jegliche Nick- und Wankbewegungen und schiebt die Grenzen der Fahrdynamik weit hinaus. Wer sich dann noch für das Sportpaket (3.380 Euro) entscheidet, hat eine wahre Rennmaschine. Elektrische Sportsitze halten einen sicher im Volant und das griffige Lenkrad lässt einen zusammen mit der exzellenten Motor-Getriebe-Kombination vergessen, dass man einen SUV pilotiert.

Auch seine größer gewordenen Dimensionen kaschiert der X5 geschickt. Denn mit 4,85 Metern ist er deutlich größer als sein Vorgänger. Das merkt man besonders im Innenraum. In der zweiten Reihe gab es auch bislang keine Platzängste - aber bei der zweiten X5-Generation geht es nun noch opulenter zu.

Wer will und noch Kleingeld übrig hat, der ordert eine getrennte Klimatisierung, Sitzheizung oder einen DVD-Bildschirm. Um der großen Nachfrage vor allem auf dem US-Markt nachzukommen, gibt es optional eine dritte Sitzreihe. Angesichts der engen Platzverhältnisse im Kofferraum sollte man diese jedoch nicht einmal Kindern zumuten. Stattdessen sollte man sich lieber über einen auf 620 Liter gewachsenen Kofferraum freuen. Die Ladeklappe öffnet zumindest vorerst nur mechanisch – nach oben und unten. Wer die Rückbank umklappt, kann 1.750 Liter nutzen.

Wer auf Geländegängigkeit keinen Wert legt, hat mit dem neuen X5 einen grandiosen SUV. Vorausgesetzt, er kann sich mit der Aufpreispolitik von BMW anfreunden. Galten früher allein die Mercedes-Basismodelle als nackt und bloß, so scheint man diese Denke mittlerweile auch in München übernommen zu haben. Adaptive Drive, Navigationssystem, Einparkhilfe und Vier-Zonen-Klimaanlage lassen sich die Bayern ebenso teuer extra bezahlen wie die dritte Sitzreihe oder Lederstühle. Selbst ein Kompass im Innenspiegel oder ein Skisack kostet Aufpreis.

So kommt ein ordentlich ausgestatteter X5 3.0d (Basispreis 51.900 Euro) leicht auf 65.000 Euro. Und der sportliche 4.8i (ab 68.700 Euro) knackt locker die 80.000er-Marke. Ein stolzer Preis - erst recht, da die erwarteten Technologien zum Energiesparen nach wie vor außen vor bleiben. Stattdessen bläst das Dieselaggregat 231 und der Benziner 299 Gramm CO2 in die Luft. Pro Kilometer. Und auch die versprochenen Verbräuche von 8,7 Litern Diesel bzw. 12,5 Litern SuperPlus auf 100 Kilometern lassen sich wohl nur auf einem Rollenprüfstand realisieren und haben wenig mit der Realität zu tun.

Quelle: Autoplenum, 2008-04-11

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