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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 8. November 2018
In Brasilien spielen Elektroautos so gut wie keine Rolle. Der Grund ist die schlechte Infrastruktur, zu hohe Preise und eine funktionierende Alternative mit Flex-Fuel-Autos.

Diese Zahlen sind eindeutig und in Brasilien stellen sie der Elektromobilität kein besonders gutes Zeugnis aus: Von den 2.175.976 im vergangenen Jahr zugelassenen Autos, waren gerade einmal 3.296 elektrifiziert, die meisten davon Hybride, rund 250 waren reinrassige Stromer. \"Der VW I.D. würde hier aktuell nicht funktionieren\", sagt Volkwagen Lateinamerika-Chef Pablo di Si. Als Grund nennt der Manager \"Schwächen des Ökosystems\" und meint damit nicht nur die quasi nicht vorhandene Ladeinfrastruktur, sondern auch die schlechten Straßen und das unzureichende Training der Händler. \"Das Markenimage würde sehr leiden, wenn wir Elektroautos auf den Markt hätten und die Händler nicht perfekt ausgebildet wären, sie zu warten\", macht di Si klar.

Deswegen tritt auch er auf die Bremse, was die Elektroflotte angeht: In den nächsten fünf Jahren will Volkswagen sechs elektrifizierte Fahrzeuge in Lateinamerika auf den Markt bringen. Den Anfang macht der Golf GTE in der zweiten Jahreshälfte 2019. \"Wir fangen mit den Hybriden an, wenn die Elektromobilität Fahrt aufnimmt, dann bringen wir die BEVs. So halten wir uns alle Optionen offen\", macht der VW-Mann deutlich. Der Präsident des brasilianischen Automobilverbandes Antonio Megale teilt diese Meinung und nennt den Hautgrund für die Stromer-Zurückhaltung im größten südamerikanischen Land. \"Wir haben durch die Bio-Kraftstoffe eine der besten Situationen, was die CO2-Bilanz angeht\", verdeutlicht Megale und fügt hinzu: \"Für uns wäre ein Hybrid mit Flex-Fuelantrieb ideal.\"

Was die BEVs angeht, ist Antonio Megale ebenso skeptisch, wie Pablo di Si. Der Hauptgrund liegt in der schlechten Lade-Infrastruktur: In Region Sao Paulo mit seinen mehr als 21 Millionen Einwohner existieren gerade mal 30 Ladestationen, die meisten davon an Einkaufszentren. Dass da die Elektromobilität keine Fahrt aufnimmt, verwundert nicht. Zudem die Stromer auch noch sehr teuer sind. Ein brasilianischer Fabrikarbeiter, der in der Automobilindustrie beschäftigt ist, verdient rund 1.400 Euro im Monat. \"Erst der Preis, dann das Wachstum. Subventionen für Elektroautos ergeben keinen Sinn\", bringt es Megale auf den Punkt und prognostiziert, dass in seinem Land die Elektromobilität langsamer wachsen wird, als anderswo auf der Welt. Zumal die Brasilianer schon an einer Alternative tüfteln - einer Brennstoffzelle, die auf Bio-Ethanolbasis funktioniert.

Beim Nachbarn in Argentinien schaut die Elektrofahrzeugbilanz nicht viel besser aus. Von den rund 863.827 im Jahr 2018 in Argentinien zugelassenen Autos ist nur ein verschwindend geringer Bruchteil Elektroautos. Die Infrastruktur ist dürftig: Im März vergangenen Jahres wurde die erste Ladestation in Buenos Aires errichtet. Irgendwann sollen es über 200 sein. Doch der Verkauf der Elektromobile läuft schleppend, bis überhaupt nicht. \"Die Argentinier fahren gerne Autos, aber die elektrifizierten Fahrzeuge sind einfach noch zu teuer\", sagt ein Experte. Zudem spielt der Protektionismus eine große Rolle. Immerhin hat der argentinische Präsident Mauricio Macri, es dem chinesischen Autobauer BYD gestattet, Elektroautos in seinem Land zu produzieren. Auch die Importzölle auf Elektromobile sollen rapide sinken und GM will beginnen, seine Stromer in Argentinien und Brasilien zu verkaufen - auf der Sao Paulo Motorshow war der Chevrolet Bolt EV zu sehen. Auch Nissan bekundete mit dem Leaf seine Elektromobilitätsabsicht. Ob die lateinamerikanischen Autofahrer sofort darauf einsteigen, darf allerdings bezweifelt werden.

Quelle: Autoplenum, 2018-11-08

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