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Testbericht

Susanne Kilimann, 23. September 2010
Elektroautos sind in aller Munde – aber die Auswahl an verfügbaren Modellen ist derzeit noch sehr begrenzt. Wer nicht warten will, kann umrüsten, die erforderlichen Komponenten selbst zusammenstellen oder zum kompletten Umrüst-Bausatz greifen. Billig wird der selbstgebaute Stromer aber in keinem Fall.

Derzeit fahren die E-Cars hierzulande noch in homöopathischen Dosen vor. Tesla und Tazzari gehören zu den serienreifen Elektroexoten, vereinzelt tauchen Testflotten-Smarts oder -Minis auf und ab Herbst sollen dann die Elektrischen von Mitsubishi und Peugeot bei den Händlern stehen. Wer in der noch äußerst überschaubaren Produktpalette derzeit nicht den passenden Wagen findet, muss nicht warten – er kann sich seinen Stromer auch selber bauen oder bauen lassen. Verschiedene Ingenieurbüros haben sich auf den neuen Markt spezialisiert und bietet Unterstützung bei der Auswahl und beim Einkauf von Elektro-Aggregat und Akkupacks oder komplette Umrüstsätze für spezielle Modelle an.

Im Prinzip lässt sich fast jeder von einem Verbrennungsmotor angetriebene PKW vom auf Elektroantrieb umstellen, sagen Umrüstexperten. Ein Berliner Anbieter hat zum Beispiel Motoren von vier bis elf KW in der Palette, mit denen sich den Angaben zufolge Höchstgeschwindigkeiten zwischen 50 und 140 Stundenkilometern erreichen lassen. Als Energielieferanten während der Fahrt stehen preisgünstige Bleiakkus und um ein Vielfaches teurere aber auch leistungsfähigere und langlebigere Lithiumeisen-Akkus zur Wahl, die ein Reichweitenspektrum zwischen 40 und 170 Kilometern abdecken sollen. Für ein Auto der Golfklasse, das in erster Linie für Kurzfahrten in der Stadt genutzt wird, stellt der Umrüstberater eine Musterrechnung „Minimalanforderung“ auf und kommt dabei auf Kosten von knapp 3900 Euro für Motor und Motorsteuergerät, Akkupack, Ladegerät, Konverter und Montagematerial. Werkstattkosten müssen dazu addiert werden - sofern man nicht selbst Kfz-Profi ist und den Umbau in Eigenregie ausführen kann.

Wer mit dem Gedanken spielt, seinem Auto statt Benzin- oder Dieselmotor ein elektrisches Aggregat unters Blech zu setzten, sollte sich vor dem Umbau unbedingt beim TÜV erkundigen, welche Prüfverfahren nach dem Umbau erforderlich sind. Denn hier rollt unter Umständen ein ganz erheblicher Kostenbrocken auf Umrüstkunden zu. Grundsätzlich gilt, bei älteren Autos, die noch mit deutlich weniger Elektronik vorgefahren sind, ist das Umrüstverfahren einfacher und der TÜV kann bei der technischen Abnahme auf die Prüfung der „Elektromagnetischen Verträglichkeit“ verzichten. Anders sieht hingegen mit Autos aus, die ab 2003 vom Montageband gerollt sind. Hier muss nach der Umrüstung getestet werden, wie sich die neuen Komponenten mit ESP, Wegfahrsperre, Antischlupftechnologie und anderen Elektro-Helfern vertragen. Für das Prüfverfahren zur sogenannten „ECE R100“ können durchaus Kosten in der Größenordnung von 8000 Euro in Rechnung gestellt werden, so Frank Volk vom TÜV Süd.

Einige Anbieter haben Umrüst-Baukästen für spezielle Modelle gepackt, mit denen zum Beispiel ein Smart Fortwo mit Verbrennungsmotor binnen zwei Tagen in einen Stromer verwandeln lässt. Beim Bochumer Elektrospezialisten BEA-Tricks zum Beispiel enthält ein Smart-Elektro-Kit Motor, Steuerbox, Batterie, Ladeanzeige, Verkabelung, Schrauben und alle anderen erforderlichen Monatagmaterialien – schlägt aber auch mit stattlichen 18.200 Euro zu Buch. Dazu kommen die Umbaukosten in der Werkstatt, für die etwa 3000 Euro veranschlagt werden dürften. Mit dem Baukasten werde auch ein Mustergutachten des TÜV verschickt, sagt Thomas Borowski von BEA-Tricks. Damit könne die Prüfstelle bei der technischen Abnahme auf aufwendige Verfahren verzichten und würde lediglich eine Gebühr von 350 Euro für den Eintrag in die Fahrzeugpapiere kassieren.

Beim Umrüst-Anbieter Turn-E in München schnürt man derzeit ebenfalls ein Elektro-Kit für den Zweisitzer. Ab September könne der Komplett-Bausatz mit dem 25 kW-Motor für etwa 18.000 geordert werden, sagt Inhaber Christian von Hösslin. Das Thema TÜV ist bei den Münchner derzeit noch mit einigen Fragezeichen verbunden. „Das Problem besteht darin, dass die Dinge praktisch von TÜV zu TÜV, von Prüfer zu Prüfer unterschiedlich gehandhabt werden“, so die Erfahrung von Hösslin. Derzeit arbeite man an einer Zulassungsakte mit allen relevanten Daten für die technische Abnahme. Kunden könnten diese Unterlagen anfordern und bei ihrem TÜV vorlegen – so dass auch dort auf die kostenintensive Einzelprüfung verzichtet werden kann. „Es ist wie beim Ikea Billy-Regal – es kommen immer die gleichen geprüften Komponenten zum Einsatz. Das sollte die Zulassungsverfahren künftig wesentlich vereinfachen“, hofft Hösslin.

Vier Umrüstsätze pro Monat wollen die Münchner in diesem Jahr noch verkaufen. In Zukunft natürlich mehr. Aktuell gehören vor allem Universitäten und Firmen, die Ladetechnik selbst entwickeln und diese am Smart testen wollen, zu den Kaufinteressenten. Aber auch Privatleute, Ärzte, Anwälte und andere Besserverdiener, liebäugeln nach Auskunft von Hösslin mit dem Elektroantrieb – wohl nicht zuletzt um sich als Trendsetter mit Ökosinn werbewirksam in Szene zu setzen, auch wenn die E-Cars leider noch lange nicht so umweltverträglich sind, wie ihre Zero-Emission-Labels glauben machen wollen. Die Münchner wollen es jedenfalls nicht beim Elektro-Baukasten für den Smart belassen. Demnächst soll ein Umrüst-Kit für die Mercedes A-Klasse folgen.

Quelle: Autoplenum, 2010-09-23

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