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Testbericht

Michael Lennartz, 6. November 2016

Schon umgeparkt? Die Opel-Leute haben den mittlerweile abgeschlossenen eigenen Werbefeldzug mit ihrem Markenbotschafter  und Trainer-Liebling Jürgen Klopp wohl auch selbst verinnerlicht. Die Rüsselsheimer sind aber gewissermaßen schon wieder am Ausparken und drücken aufs Tempo. Denn mit dem Rückenwind der jüngsten Verkaufserfolge, die vor allem auf den guten Absatzzahlen von Astra, Corsa, Mokka und Adam gründen, gehen sie nun selbstbewusst in die Offensive und kündigen mit ihrem Programm „7 in 17“ fürs nächste Jahr gleich sieben neue Modelle an.

Eines der Highlights ist dabei zweifellos das Elektroauto Ampera-e, um das die deutsche General-Motors-Tochter bereits in diesen Tagen einen Wirbel entfacht, dass man denken mag, die Kunden könnten es schon jetzt beim nächsten Händler probefahren, kaufen und gleich mitnehmen. Doch da müssen sich Interessierte schon noch bis zum Frühsommer 2017 gedulden. Und einen exakten Preis wird es frühestens Anfang des neuen Jahres geben. Spekuliert wird mit einem Betrag knapp jenseits der 35.000-Euro-Marke. Orientiert man sich am US-Preis des nahezu baugleichen Chevrolet Bolt (37.490 Dollar oder umgerechnet knapp 34.000 Euro – ohne Steuer), so dürfte die Endsumme allerdings bestenfalls unter Einbeziehung der 4000-Euro-Kaufprämie in dieser Region liegen.

Ums Parken geht’s beim Ampera-e freilich gar nicht mehr. Sondern vielmehr ums Fahren. Die Fakten sind eindeutig: Opels neuer Stromer, der im Gegensatz zum Vorgänger Ampera (ohne „e“) keinen zusätzlichen Verbrennungsmotor Reichweitenverlängerer mehr an Bord hat, trumpft bei einem Aktionsradius von „mehr als 500 Kilometern“ (laut Opel) mit der größten Reichweite jenseits der Luxusmodelle des Elektropioniers Tesla auf. Der bisherige Reichweiten-Primus unter den Alltags-E-Autos, der BMW i3, kommt 300 Kilometer weit, wird aber jetzt auch vom Renault Zoe überholt, der noch in diesem Jahr mit einer deutlich größeren 41-kWh-Batterie auf den Markt kommt und damit immerhin stattliche 400 Kilometer schafft.

Natürlich sind dies Laborwerte, die nach dem hierzulande gültigen Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) ermittelt wurden und damit ebenso mit Vorsicht zu bewerten sind wie die Normverbräuche bei Verbrennungsmotoren.  An der Überlegenheit des Elektro-Opels gegenüber der Konkurrenz ändert dies freilich nichts. Projektleiter Ralf Hannappel verspricht zudem, dass der 204 PS starke Ampera-e auch im Alltag „wenigstens 380 Kilometer schafft“. Das habe der realitätsnähere WLTP-Test gezeigt.

Hannappel, der beim hessischen Autohersteller auch als Direktor für die Elektrifizierung generell fungiert, hat dies selbst bewiesen, als er von London bis Paris die Distanz von 417 Kilometern (ohne Zugfahrt durch den Kanaltunnel) mit einer Batterieladung absolvierte. „Im Ziel zeigte das Fahrzeug sogar noch 80 Kilometer Restreichweite an“, erläutert der Opel-Mann nicht ohne Stolz.

Des Rätsels einfache Lösung stellt der für einen Kleinwagen von 4,17 Meter Länge ziemlich große Akku dar, der bestehend aus 288 einzelnen Lithium-Ionen-Zellen crashsicher komplett im Unterflur verbaut ist. Wo die Konkurrenz Batteriekapazitäten zwischen 20 und 30 kWh nutzt, oder wie Renault jetzt auch über 40, sind es beim Ampera-e sogar  60 kWh. Der Akkumulator wurde gemeinsam von Opel-Mutter GM und dem koreanischen Chemiekonzern LG Chem entwickelt. Er wiegt alleine 435 Kilogramm. Opel gibt auf die Batterie und E-Antrieb eine Garantie von acht Jahren.

Nachteil der großen Batterie: Ein kompletter Ladevorgang von 0 auf 100 Prozent Kapazität würde an der 2,3-kW-Haushaltssteckdose fast 25 Stunden dauern, an einer hauseigenen Wallbox mit 4,6 kW etwa die Hälfte der Zeit. Allerdings kann an öffentlichen 50-kW-Gleichstrom-Schnellladestationen, wie sie gerade bei Ikea und Aldi fast überall entstehen, in 30 Minuten für rund 150 Kilometer „nachgetankt“ werden. Das Verkehrsministerium hat ja zudem angekündigt, bis Ende nächsten Jahres in Zusammenarbeit mit dem Autobahn-Raststättenbetreiber „Tank & Rast“ 400 Schnellladestationen entlang der deutschen Haupttrassen einzurichten, was die Ladenetzdichte deutlich verbessern würde. Darüber hinaus will die Bundesregierung bis zum Jahr 2020 insgesamt 5.000 Schnelllade- sowie 10.000 weitere Lademöglichkeiten an exponierten Stellen wie Tankstellen, Einkaufszentren, Bahnhöfen und Flughäfen einrichten.

Mit rund 1,6 Tonnen Gesamtgewicht entpuppt sich der Rüsselsheimer Stromer zwar keineswegs als Federgewicht (ein BMW i3 ist ca. 300 Kilo leichter), das 150 kW/204 PS starke E-Werk stellt aber von Anfang an mächtige 360 Nm Drehmoment zur Verfügung. Das sorgt nicht nur für beeindruckende Sprintwerte (0 – 50 km/h in 3,2 Sekunden, 0 – 100 km/h in 7,3 Sekunden), wie man sie sonst nur von den OPC-Modellen kennt, sondern auch für eine bemerkenswerte Elastizität (80 bis 120 km/h in 4,5 Sekunden).

„Damit ist der Ampera-e universell einsetzbar“, erklärt Rainer Bachen, der leitende Entwicklungsingenieur. „Er ist wendig und geschmeidig. Und dank des tiefen Schwerpunktes des Akkupacks, das nebenbei auch für eine bessere Torsionssteifigkeit sorgt, ist ein guter Kompromiss zwischen Dynamik und Komfort gelungen.“ Der Elektro-Opel sei kein Öko-Mobil, sondern ein normales, alltagstaugliches Auto, das nicht nur als Zweitwagen sinnvoll sei.

Zumal er auch mit praktischen Vorzügen glänzen kann. Obwohl im Format eines Kleinwagen wirkt er im Innenraum so groß wie ein klassenhöherer Kompakter, der selbst auf der Rückbank drei Erwachsenen ordentlich Platz bietet. Und auch das Kofferraum-Volumen von 381 Liter erweist sich als Topwert im Wettbewerbsumfeld.

Das Interieur wirkt längst nicht so futuristisch wie im Konkurrenten i3, die Instrumente bestehen aber wie dort im Wesentlichen aus zwei Bildschirmen. Einem kleineren hinter dem Lenkrad und einem großen 10,2-Zoll-Touchscreen in der Mitte, der optisch dominiert. Hier kann über Apple Car Play oder Android Auto das eigene Smartphone eingebunden werden. Ein WLAN-Anschluss und der Telematik-Dienst sind ebenfalls an Bord. Allerdings lässt sich auch der großzügige Einsatz von Plastik im und um das Armaturenbrett nicht übersehen.

Opel fährt in der Elektromobilität vorneweg, wer hätte das gedacht. Zumindest im nächsten Jahr dürfte kein anderes Elektroauto – jenseits von Tesla – die Rüsselsheimer überholen. Mal schauen, ob nun auch die Kunden darauf einsteigen – und einmal mehr im Kopf umparken.

Von den Luxusstromern des Elektropioniers Tesla abgesehen bietet derzeit kein anderes reines E-Fahrzeug einen größeren Aktionsradius als der Ampera-e: 500 Kilometer auf der Normrunde soll der Opel schaffen. Bis das kleine Reichweitenwunder kommt dauert es allerdings noch einige Monate.

Fazit
Von den Luxusstromern des Elektropioniers Tesla abgesehen bietet derzeit kein anderes reines E-Fahrzeug einen größeren Aktionsradius als der Ampera-e: 500 Kilometer auf der Normrunde soll der Opel schaffen. Bis das kleine Reichweitenwunder kommt dauert es allerdings noch einige Monate.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-11-06

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