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Testbericht

Stefan Grundhoff, 29. Dezember 2012
Die Sonderserien der Corvette haben seit mehr als einem halben Jahrhundert Tradition. Die 427er Collector\\\'s Edition setzt der auslaufenden Corvette die Krone auf. Mit ihrer Kriegsbemalung ist sie die stärkste Cabrioversion aller Zeiten.

Darauf haben die Corvette-Fans zum Finale gerade noch gewartet. Denn die amerikanische Lustspenderin Corvette Z06 mit ihrem gigantischen Siebenliter-V8 war bisher nur als geschlossene Version zu bekommen. Wer gegen die imageträchtige Konkurrenz von Mercedes SLS Roadster, Porsche 911 Turbo S Cabrio oder Ferrari California Eindruck schinden will, für den ist die Corvette 427 Cabrio Collector\\\'s Edition schlicht das perfekte Traummobil. Optisch fallen nicht nur die geschmiedeten Spezialfelgen, sondern besonders die Doppelstreifen auf, die sich markant über der 4,46 Meter langen Karosserie ausbreiten. Die kleine ZR-Spoilerlippe am Heck ist da eher schon etwas für den Kenner.

Das gilt auch für das Triebwerk. Denn wer die mächtige Karbonmotorhaube der Vette nach oben klappt, blickt auf ein Ungetüm amerikanischer Motorenbaukunst. Der Namenszusatz \"427\" kommt nicht von ungefähr, spiegelt die dreistellige Ziffernfolge doch die Größe des Brennraums im Format Kubik-Inch wieder. Kurz umgerechnet ergibt das sieben Liter Hubraum - da läuft selbst erfahrenen US-Car-Fans beim Druck auf den Starter ein wohliger Schauer über den Rücken. Der LS7-Achtzylinder-Sauger aus der Corvette Z06 leistet 377 kW / 512 PS und ein mächtiges Drehmoment von 627 Nm. Wieviel das wirklich ist, zeigt sich nach ein paar Meilen in freier Natur eindrucksvoll. Wer meinte, dass eine offene Corvette mit dem normalen 436-PS-Triebwerk mehr als ausreichend motorisiert ist, sieht sich allzu schnell eines Besseren belehrt. Die 512 PS krallen sich via Hochgeschwindigkeitsreifen bissig in den Untergrund und lässt die Fahrzeuge in der Umgebung zu winselnden Statisten werden.

Jeder Beschleunigungsversuch des offenen Zweisitzers wird dabei nicht nur zu einem audiovisuellen Hochgenuss. Die Fahrleistungen sind so eindrucksvoll, wie man es von sieben Litern Hubraum erwarten darf. 0 auf Tempo 100 schafft die Collector\\\'s Edition in kaum mehr als vier Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit von rund 310 km/h ist keine Überraschung. Doch das elektrische Stoffdach, ebenfalls einfallsreich mit einem verwobenen Doppelstreifen verziert, lässt bei Höchstgeschwindigkeiten bekanntlich einige Wünsche offen. Das gilt auch für den Verbrauch. Rund 16 Liter muss man in jedem Fall kalkulieren und besonders im Stadtverkehr ist die Corvette mit ihren sieben Litern Hubraum trinkfest. Hier darf man auf die neue Corvette gespannt sein, die ebenfalls als Coupé und Cabrio auf Kundenfang gehen wird. Wie die aktuelle Generation wird sie über V8-Power und die bekannt verlockenden Corvette-Dreingaben wie das exzellente Fahrwerk verfügen.

Das ist auch bei der 427er Collector\\\'s Edition eines der Highlights. Das Magnetic Selective Ride Fahrwerk ist sportlich straff, aber mehr als gekonnt abgestimmt. Bei sportlicher Gangart würde man sich auf ebener Piste durchaus noch mehr gesunde Härte wünschen. Doch Vorsicht! Diese offene Corvette ist kein Rennwagen wie die Z06 oder gar ZR1, sondern ein offener Kraftprotz mit Cruising-Qualitäten, der immer bereit ist, der erlauchten Konkurrenz aus Europa einen schmerzhaften Nachschlag zu versetzen. Geschaltet wird per knochiger Sechsgang-Handschaltung. Gerade bei langsamen Tempi wollen die Gänge behutsam eingelegt sein. Ist das Getriebe erst einmal warm und der 1,5 Tonnen schwere Renner hat sich mit Fahrer und Fahrbahntempi angefreundet, geht es kommoder von der rechten Hand. Gefallen kann einmal mehr die Lenkung, deren Servounterstützung für einen Renneinsatz zu vehement wäre. Zum sportlichen Cruisen ist die nahezu perfekt.

Das kann man von Innenraum und besonders der Sitzposition nicht sagen. Hier kann man nur auf die nächste Corvette-Generation hoffen. Die aktuellen Lederstühle sind trotz stimmungsvoller Ziernähte für größere Piloten nicht ausreichend dimensioniert, der Seitenhalt ist zu schwach und die Verstellmöglichkeiten angesichts dem, was die Konkurrenz bietet, peinlich. Auch die Bedienung passt keinesfalls ins 21. Jahrhundert. Hier scheint die Corvette 427 Cabrio Collector\\\'s Edition wie ihre schwächeren Brüder in den 80er Jahren festgefahren. Klimaautomatik, Sitzheizung und Heed-Up-Display lassen sich allenfalls so zeitgemäß verstellen, als Colt Sievers noch als Unknown Stuntman durch Kalifornien tourte. Wer über die Interieurschwächen hinwegsieht, auf automobile Kriegsbemalungen steht und sich an den 512 trampelnden Pferden unter der Motorhaube nicht satthören kann, der muss schnell sein. Die 427er Collector\\\'s Edition ist das finale Abschiedsgeschenk der auslaufenden Corvette-Generation. Sie steht in den USA ab 76.000 Dollar beim Händler - das sind weniger als 60.000 Euro. Ob der Eigenimport lohnt, muss jeder für sich entscheiden. Profis wie US-Cars Geiger bieten die stärkste Cabrioversion der Corvette aller Zeiten ab 100.000 Euro an.

Quelle: Autoplenum, 2012-12-29

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