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Testbericht

23. Juni 2015

Nein, ein besonders gutes Image bei Umwelt- und Naturliebhabern hatten die riesigen SUV-Modelle bislang nicht. Auch wenn sich die Horrorverbräuche der frühen Modellgenerationen inzwischen halbwegs normalisiert haben, gelten die hochbeinigen Alleskönner nach wie vor als spritvernichtende Ungeheuer. Daran vermochte auch der Einsatz hocheffizienter Dieselmotoren nur wenig zu ändern. Doch abgerechnet wird an der Kasse und da verkaufen sich die Margen starken SUV Land auf Land ab nun einmal prächtig. Kein Segment erlebte in den letzten Jahren solche Zuwachsraten und hinzukommt, dass die Kundschaft gerade im obersten Marktsegment bereit ist, den einen oder anderen Euro mehr für die schönen Dinge im Auto auszugeben. Da kann der Hersteller dann schon einmal sein grünes Gewissen über Bord werfen.

BMW konsequent elektrisch?
Umso ärgerlicher also, wenn am Horizont der schönen Einkaufswelt dunkle Wolken aufziehen, etwa durch Einfahrtsbeschränkungen für Verbrenner ab einer bestimmten Größe. London ist so ein Pflaster, Paris auch und wer weiß, bald wird auch die erste deutsche Großstadt in der Liste zu finden sein. Damit dann der zahlungskräftige BMW SUV-Kunde nicht seine Fahrt ins Büro mit dem Rad antreten muss, präsentiert BMW den elektrifizierten X5.

Der Plug In Hybrid von BMW kann sich sehen lassen.

Einen Hybriden mit Stecker, was neumodisch „PlugIn Hybrid" heißt und zwei Dinge sagen will: Zum einen kann der X5 eDrive, seine korrekte Bezeichnung lautet etwas umständlich X5 xDrive 40e, zunächst einmal ganz herkömmlich mit seinem Verbrenner fahren und laden. Das geschieht völlig automatisch und ohne Zutun des Fahrers. Der im Motorraum etwas verlorenen wirkende ­­Vierzylinder-Ottomotor mit BMW-TwinPower-Turbo-Technologie liefert seine 245 PS via Achtgang-Automatikgetriebe an alle vier Räder. In den Kraftfluss eingebunden ist zusätzlich ein Elektromotor mit 113 PS. Der bis dahin an seiner Stelle untergebrachte Drehmomentwandler entfiel, sodass das bis dahin gewohnte „kriechen“ im Automatikmodus nun von einer Kupplung erzeugt wird. Gespeist wird der Elektroantrieb von einer im Heck untergebrachten Lithium-Ionen-Batterie, die es dem BMW ermöglicht, bis zu 31 Kilometer rein elektrisch zu fahren, so der Fahrer es denn wünscht. Er ist in letzter Instanz immer noch der, der entscheidet, wie der BMW sich voran bewegt. Mittels eines Wahlschalters obliegt es ihm, entweder in einem Mischbetrieb mit einer von der intelligenten Elektronik ermittelten Ladestrategie oder im ausschließlich elektrischen Modus unterwegs zu sein. Ist die Batterie dann leer, wird entweder während der Fahrt vom Vierzylinder nachgeladen oder eben per Kabel, das an einen Stecker im vorderen Kotflügel angestöpstelt wird (PlugIn). Induktionsladung, also das berührungsfreie Laden durch eine im Boden eingelassenen Stromquelle, hat BMW weder aktuell noch für die Zukunft vorgesehen und damit eine Chance vertan, das Auto fit für die weitere Entwicklung zu machen.

Das Ladekabel befindet sich beim X5 vorne links.

Unauffällig schnell
Doch genug der Theorie. Das Fahrerlebnis soll entscheiden, wie es um die Arbeit der Münchner Ingenieure in Sachen Hybrid steht. Die haben die Hybridversion übrigens bereits bei der Konstruktion des X5 eingeplant, weswegen die Komponenten ohne große Umbauten in den herkömmlichen X5 Modellen untergebracht werden konnten. Die Fahrt beginnt lautlos. Das typische Anlassgeräusch fehlt im X5 Hybrid, dafür rollt das Auto wie von Geisterhand los. Die Stille ist neu, auch wenn BMW Aggregate bislang ja nicht gerade zu den besonders rappelig agierenden Motoren gehörten.



Verblüffend, wie zügig es dann mit dem elektrisch angetriebenen X5 aus der Stadt geht. Zugkraftunterbrechnungen kennt der Antrieb nicht. Auch wenn kräftig beschleunigt wird, spurtet der X5 dynamisch los, 6,8 Sekunden vergehen bis 100 km/h erreicht sind. Nicht ohne Hilfe des Verbrenners, der sich bei ca. 70 km/h automatisch zuschaltet. Dann wird der Druck im Rücken kräftiger, ohne das Niveau des vergleichbaren X5 40d zu erreichen. In Sachen Geräusch bleibt auch mit der Unterstützung des Vierzylinders alles bei alten Stille. Sobald wieder in den Slow Motion Modus gewechselt wird, schaltet der Vierzylinder ab und der Elektromotor übernimmt. Soll es nur elektrisch vorangehen genügt ein Knopfdruck und der Akku wird maximal 31 Kilometer von dem Elektro-Synchronmotor strapaziert. Wie auch im Automatik Modus lädt der Akku dabei während der Fahrt durch das sogenannte Rekuparieren, was aber im reinen E-Modus keine wirklich messbare Reichweitenverlängerung bringt. Auf der Autobahn kann der BMW X5 eDrive dann zeigen, was in seinen beiden Maschinen steckt. Gewohnt dynamisch zieht der SUV seine Bahnen, wenn es sein muss bis 210 km/h – mehr ließen die Entwickler nicht zu. Besonderes Bonbon sind dabei die Zwischenspurts. Wenn sich immerhin 313 PS ins Zeug legen, den BMW zu beschleunigen, kommt keiner mehr auf den Gedanken, es handle sich eigentlich um das Öko-Mobil der Baureihe.

Komfort als Kaufanreiz
Dass Öko auch nicht Verzicht in Sachen Komfort heißt, bemerkt der X5 eDrive Eigner spätestens im Stand. Das technische Konzept bietet quasi als Abfallprodukt ganz neue Möglichkeiten der Klimatisierung. Der BMW kann dank autark funktionierender Klima- und Heizungsanlage vor Fahrtantritt  wunschgemäß klimatisiert werden. Möglich macht das eine eigene App im Smartphone. Eine weitere Bedienungshilfe stellt das vernetzte Navigationssystem dar, das dem Fahrer nun Fahrhinweise gibt, die auf der Topografie und der Verkehrssituation auf der Strecke basieren. Stellgrößen, die auch auf die Schaltpunktwahl des Automatikgetriebes Einfluss nehmen. Mit all diesen Maßnahmen senkt BMW den Verbrauch Stück für Stück. Und am Ende kommt der BMW X5 eDrive auf Werte um 6-7 Litern. Größen, die auch der Diesel erreicht, ohne Frage. Doch der bleibt bei einer flächendeckenden Einführung von zero Emission Zonen eben stehen. Für den ersten PlugIn Hybrid von BMW gilt dann der Satz: Haste die Kiste, biste fein raus.

Fazit
Der BMW X5 eDrive ist ein technisch hoch interessantes Auto. Allerdings zu einem Preis (ab 68.400 Euro), der jede wirtschaftliche Begründung für seine Anschaffung ad absurdum führt. Was bleibt, ist die Freude an dem gelungenen Technikbaukasten und die Aussicht, bei Fahrverboten für herkömmliche Antriebe auch noch mobil zu sein. Ob das für nennenswerte Absatzzahlen hierzulande reicht, ist allerdings fraglich.

Pro: Hochwertig verarbeitete Karosserie mit gutem Platzangebot, Perfekt abgestimmter Hybridantrieb mit zahlreichen individuellen Abstimmungsmöglichkeiten, geringer Verbrauch.
Contra: Hoher Preis, umständliche Handhabung der Aufladung, etwas zu geringe elektrische Reichweite.

Technische Daten BMW X5 eDrive 40e

Länge/Breite/Höhe
4,88/1,93/1,76 
Radstand  2,93 m
Wendekreis  12,7 m
Leergewicht  ab 2.230 kg
Zuladung 750 kg 
Anhängerlast (gebr./12%) 2.700 kg 
Kofferraumvolumen 500-1.720 l 
Tankinhalt 85 l 

Benziner 2,0 und Elektromotor

2,0: Leistung: 180 kw/245 PS, max. Drehmoment 350 Nm bei 5.000-6.500/min
Elektromotor: Spitzenleistung (Boost) 83 kw/113 PS, max. Drehmoment 250 Nm, Rekuperationsleistung: 20 kw
0–100 km/h in 6,8 s, Spitze 210 km/h; Testverbrauch 7,8l S/100 km, CO2-Ausstoß aus Kraftstoff (Werksangabe) 78 g/km; ab € 68.400,- .

Testwertung
4.0 von 5
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