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Testbericht

Stefan Grundhoff, 9. Juli 2013
Mit dem i3 will BMW nicht weniger, als die Zukunft des Autos neu erfinden. Kein anderer Hersteller setzte ein Elektrokonzept so konsequent und umfassend wie die Bayern um. Wenn nur die geringe Reichweite nicht wäre.

Ein Tritt auf das Gaspedal und der 3,99 Meter lange BMW i3 flitzt los wie von der Tarantel gestochen. 40, 60 und 80 km/h leuchten in kurzer Folge im kleinen Display hinter dem Steuer auf. Die 100er-Marke fällt nach kaum mehr als sieben Sekunden. Der Imagespurt geschieht dabei nahezu lautlos und man würde lügen, wollte man dem knapp 1,3 Tonnen schweren Hoffnungsträger die in der BMW-Werbung seit Jahren proklamierte Freude am Fahren absprechen. Der 2,57 Meter lange Radstand macht sich bei dem Citymobil dabei ebenso angenehm bemerkbar, wie die Unterbringung des 230 Kilogramm schweren Akkupaketes im Fahrzeugunterboden. Die i3-Fahrgastzelle, geformt und geklebt aus hochfestem CFK, besteht aus gerade einmal 130 Teilen. Motor, Akkupaket, Fahrwerk, Crash- und Sicherheitszonen befinden sich in dem Alurahmen, der sich im Werk Leipzig mit der Fahrgastzelle vermählt.

Der niedrige Schwerpunkt des BMW i3 zeigt seine guten Seiten auf dem Handlingparcours. Obschon das E-Modell auf winseldünnen 19-Zoll-Pneus mit 155er Breite unterwegs ist, fegt er um die Pylonen wie ein großer. Ein Grund ist die Position des Elektromotors an der Hinterachse. "Dabei geht es nicht nur ums Package, sondern insbesondere auch um die Traktion", erzählt Fahrwerksexperte Uwe Gaedicke, "denn nur so haben wir eine Gewichtsverteilung von 50:50. Mit Range Extender sind es 48:52."

Wer den Fuß vom Gas nimmt, bremst den i3 automatisch ein. Der Elektromotor wird dann automatisch zum Generator und läuft rückwärts um Energie rückzugewinnen. Bei höheren Tempi wird gesegelt. Alles ist beim i3-Fahren auf maximale Effizienz ausgelegt. Das sieht man schon beim Fahrmodi-Schalter, der für BMW untypisch auf die Programme Sport oder gar Sport Plus verzichtet. So kann man sich über den Taster an der Mittelkonsole nur durch Normal- und Sparprogramme schalten. Der Motor im BMW i3 ist eine Weiterentwicklung des BMW Active E. Auch hier leistet der Elektromotor 125 kW / 170 PS und ein maximales Drehmoment von 250 Nm - angenehm abrufbar direkt ab dem Start. Für die Autobahn ist der BMW nur im Kurzstreckenbetrieb tauglich. Das liegt weniger an der abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h, als vielmehr daran, dass die maximale Reichweite dann auf ein Minimum zusammenschmilzt. "Die Reichweite des BMW i3 liegt je nach Fahrweise bei 130 bis 160 Kilometern", erläutert der Projektleiter Ulrich Kranz, "wir gehen davon aus, dass die Kunden zwei- bis dreimal pro Woche laden werden." Ob das reicht, wird sich zeigen, denn nach flott gefahrenen 20 Kilometern auf der Teststrecke schmolz die Reichweite von 121 schnell auf unter 70 Kilometern zusammen. "Der BMW i3 ist bei uns klar als Zweitwagen für die Stadt positioniert", räumt Dr. Martin Arlt, aus dem Bereich Gesamtprojekt i3, ein, "für längere Strecken gibt es bei uns andere perfekte Fahrzeuge wie zum Beispiel einem 530d, der dann 1.000 Kilometer oder mehr mit einer Tankfüllung schafft."

Neben dem gefälligen Design gefällt der Innenraum des BMW i3. Das Raumangebot ist Dank des gut positionierten Heckmotors und des Akkupaketes im Unterboden deutlich größer, als man es von einem Fahrzeug der Vier-Meter-Klasse erwartet. Man sitzt auf den Stühlen, die ebenso dünn sind wie die Energiesparreifen, sehr ordentlich; hat jedoch im Gegensatz zu anderen BMW-Modellen eher das Gefühl auf- als im Sitz Platz genommen zu haben. Auch im Fond lässt es sich mit Gardemaß noch aushalten. Der Einstieg über die gegenläufig öffnenden Türen ist allemal komfortabler genug. Jedoch ist der Fond recht düster und die Fenster lassen sich nicht öffnen. Das dürfe nicht nur Kinder ärgern.

Da geht es den Insassen in Reihe eins besser. Starter und Getriebewählhebel liegen zwar wenig schmuck an einem dicken Knubbel hinter dem Lenkrad positioniert, doch der Controller des i-Drive-Bedienkonzepts liegt perfekt zwischen den Sitzen und steuert die bekannten Funktionen auf dem Zentralbildschirm an. Auf dem Navigationsbildschirm zeigen Infoinseln, wie weit man es mit der aktuellen Reichweite je nach Fahrmodus noch schafft. Auf Knopfdruck werden Ladesäulen angezeigt. Hier verweilt der BMW i3 länger, als es vielen Kunden lieb sein dürfte. Denn nur an einer Schnellladesäule ist die Tankzeit akzeptabel. In einer halben Stunde soll sich das Akkupaket per Elektroboost an einer 50-kW-Schnellladestation zu mehr als drei Viertel füllen. An der Haussteckdose kann das Nachtanken locker acht Stunden dauern.

Zur Gewissensberuhigung ist das bayrische Elektromobil daher auch mit einem Range Extender zu erstehen. Der 650 Kubikzentimeter große und 34 PS starke Zweizylinder aus der BMW-eigenen Motorradabteilung ist mit seinem Tankvolumen von neun Litern ein Notstromaggregat, der die Akkus mit Energie versorgt. Einen direkten Durchtrieb zur Achse gibt es nicht. So sind insgesamt bis zu 300 Kilometer drin. Die ersten Kunden scharren schon mit den Hufen und können es kaum abwarten, bis der BMW i3 im November zu Preisen von rund 36.000 Euro in den Handel kommt. Mit Range Extender kratzt das Elektromobil dann an der 40.000er-Marke. Dafür gibt es auch schon einen grandios ausgestatteten BMW 118d oder gar einen 320 Diesel aus gleichem Hause, die die Einschränkungen des BMW i3 nicht bieten. Was beiden fehlt, ist jedoch der Charme der Zukunft - die bietet nur der BMW i3.

Quelle: Autoplenum, 2013-07-09

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