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Testbericht

Stefan Grundhoff, 29. Juli 2013
Da steht er nun - zeitgleich auf drei Bühnen. Seit Monaten geplant und fein säuberlich choreografiert hoben die Mitglieder des BMW-Vorstands in London, New York und Peking das Tuch von einem Fahrzeug, das nicht weniger als die Automobilwelt revolutionieren soll. Weltpremiere für den neuen BMW i3.

Da steht er nun auf drei Bühnen, die die Welt bedeuten und einer vierten, um auch die BMW-Mitarbeiter im heimischen München auf Linie zu bringen. BMW schaut nicht weniger gespannt auf den Start des i3 als die nationale und internationale Konkurrenz. Nach weitgehend desorientiertem Elektro-Aktionismus in den letzten Jahren haben viele Automobilhersteller ihre Investitionen im Bereich Elektro deutlich zurückgefahren, Fahrzeuge eingestellt und Projekte gestoppt. BMW, angetrieben von einem zunehmend in grüne Kerben schlagenden Vorstandsvorsitzenden Norbert Reithofer, hielt an seinem Project i fest und setzte mit dem i3 ein Elektrofahrzeug so konsequent wie kein anderer um. Alle sind gespannt: kann der BMW i3 den dahinsiechenden Elektrotrend wiederbeleben?

3,99 Meter lang, rund 1,3 Tonnen schwer und mindestens 34.950 Euro teuer soll das Elektromobil einen neuen Trend in der automobilen Welt setzen. Das Risiko für BMW ist dabei nicht klein. Rund drei Milliarden Euro haben die ehemals durchweg dynamischen Bayern in die i-Strategie gesteckt. Das Projekt i darf nicht derart schief gehen, wie seinerzeit die Liebelei mit MG / Rover. BMW-Chef Reithofer versucht die Kehrtwende und will aus der ehemals makellos sportlichen Automarke mit dem markigen Slogan "Freude am Fahren" einen Vollsortimenter nach VW-Vorbild machen. Obligatorisch Motor vorne - Antrieb hinten ist ebenso passé wie die legendären Reihensechszylinder und emotionale Sportwagen. So gibt es das Öko-Doppel aus BMW i3 / i8 statt eines sportlichen M1 und einem großen Luxus-SUV, den die Marke mit dem blau-weißen Rotor so dringend benötigen würde. Eine neue Plattform mit Frontantrieblern sowie kleine Drei- und Vierzylinder - auch intern brodelt es bei BMW, denn nicht der ganze Konzern ist von dem überdimensionalen Feigenblatt namens BMW i begeistert und mahnt, sich wieder alter Kernkompetenzen zu besinnen.

In Sachen Kommunikation müssen sogar Volumenmodelle wie der neue BMW X5 oder der nächste Mini der Generation F56 zurückstehen, denn der aktuelle Fokus liegt allein auf dem grünen BMW i3. Der bietet üppige Platzverhältnisse für vier Personen, einen puristischen, aber hochwertigen Innenraum mit allerlei Ökomaterialien und einen Elektromotor mit immerhin 125 kW / 170 PS im Heck. So schafft elektrisierende Hecktriebler 150 km/h Spitze und soll die elektroaffinen Insassen mit einer Ladung 130 bis 160 Kilometer weit bringen. 150 Kilometer Reichweite - nicht viel für jemanden, der mehr als täglich zur Arbeit und wieder zurück fahren will. Daher gibt es auf Wunsch für über 3.000 Euro Aufpreis einen Reichweitenverlängerer (Range Extender). Der neben dem Elektromotor verbaute Zweizylinder aus BMWs Motorradabteilung soll die Reichweite mit seinem neun Liter großen Tank mindestens verdoppeln und die Nerven des Fahrers schonen. Wer will, schafft der Spurt 0 auf Tempo 100 in 7,2 Sekunden. Elektrisch geht also auch sportlich.

Neben der hochfesten CFK-Karosserie wurde beim BMW i3 Gewicht gespart, wo es nur ging. So verfügt der Bayer mit Produktionsstandort Leipzig über Leichtbausitze mit schlanken Rückenlehnen. Gangwahl- und Start-/Stopp-Schalter sind auf einem wenig filigranen aus der Lenksäule ragenden Bedienelement angeordnet. Links und rechts davon informieren zwei Displays über Fahrzustand, Tempo, Klimatisierung und Vernetzung. Der Innenraumlässt sich mit den alternativ zur serienmäßigen Variante Atelier angebotenen Ausstattungslinien Loft und Lodge individualisieren. Auf Wunsch werden ökologische Wollstoffe durch edle Tierhäute ersetzt. Serienmäßig bietet der BMW i3 unter anderem Freisprecheinrichtung, Klimaanlage / Standklimatisierung und Einparkhilfe. Nur optional sind sinnvolle Details wie Navigationssystem, LED-Scheinwerfer, Glasdach, Klimaautomatik, Sitzheizung und Fahrerassistenzsysteme zu bekommen. Das Ladevolumen von 225 Litern lässt sich durch Umklappen der Rücksitze auf 1.000 Liter erweitern. Genauso praktisch: der Wendekreis von knapp zehn Metern. Anders sieht es beim Tanken aus. Nur an einer Schnellladesäule ist die Tankzeit akzeptabel. In einer halben Stunde soll sich das Akkupaket per Elektroboost an einer 50-kW-Schnellladestation zu mehr als drei Viertel füllen. An der Haussteckdose kann das Nachtanken acht Stunden dauern.

Der BMW i3, in sechs Farben erhältlich und immer mit einem schwarzen Gürtel aus Motorhaube, Dach und Heckklappe überzogen, ist schick. Innen wie außen sieht er im Straßenbild einfach anders aus als andere und gibt so selbstbewusst Hinweis auf seine CFK-Karosserie und das Aluminiumchassis, in dem Motor, Range Extender und das 350 Kilogramm schwere Akkupaket verbaut sind. Gewöhnungsbedürftig sind jedoch die winseldünnen 155er-Reifen, die einen exzellenten verbrauch garantieren sollen, das Auge jedoch nicht verzücken.

Bei dem internationalen Premierenquartett in München, Peking, New York und London geht es jedoch nicht um technische Details, sondern die große bayrische Elektroidee als Ganzes. Hier wird gejubelt, geklatscht und man ist sichtlich erleichtert, dass der BMW i3 nun endlich auf die Rampe geschoben werden konnte. Jetzt ist der Kunde am Zug, ob der i3 ein Elektro-Bestseller oder ein Rohrkrepierer wird. Technisch ist das Paket so exzellent wie keines vor ihm. Doch die Nachfrage wird zeigen, ob man bei einem Elektrofahrzeug der Zukunft in der Basis noch Halogen-Scheinwerfer verbauen kann oder es niemanden stört, dass die Sitze nicht elektrisch zu betätigen oder die hinteren Scheiben nicht zu öffnen sind.

Quelle: Autoplenum, 2013-07-29

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