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Testbericht

Sebastian Viehmann, 27. Mai 2011
Die im Dunkeln sieht man nicht: Fußgänger leben nachts vor allem auf Landstraßen gefährlich. BMW forscht an einem winzigen Hightech-Suchscheinwerfer, der Unfälle vermeiden könnte.

Es ist stockdunkel in Aschheim, keine Straßenlaterne erhellt die BMW-Teststrecke bei München. Auch Leitpfosten gibt es nicht an der kurvigen Landstraße. Mit 70 Km/h fährt der Wagen durch die Nacht, Mücken tanzen im Scheinwerferlicht. Plötzlich passiert es: Rechts am Straßenrand steht ein Mann in dunkler Kleidung, er will gerade auf die Straße laufen. Dass man am Steuer den Mann überhaupt so schnell sieht, hat nur einen Grund: Er steht wie ein Schauspieler im Rampenlicht, blitzschnell beleuchtet von einem winzigen LED-Strahler im Stoßfänger des BMW. Kommt der Fußgänger dem Auto gefährlich nahe, ertönt zusätzlich ein Warnpiepser im Cockpit des Wagens.

Die Demonstration des „Dynamic Light Spot“ soll zeigen, wie der Hightech-Strahler in Zukunft Unfälle vermeiden könnte. Und so funktioniert es: Das bereits von BMW bekannte Infrarot-Nachtsichtsystem erkennt Menschen oder Tiere am Straßenrand durch deren Körperwärme. Die Umrisse der Personen werden auf dem Monitor am Armaturenbrett angezeigt. „Es ist allerdings schwierig für den Fahrer, das Bild dann auch auszuwerten“, sagt BMW-Entwickler Dominik Schneider. In der Praxis schaut man schließlich meistens auf die Straße und nicht auf den Monitor. Bei der Erweiterung des Nachtsichtassistenten übernimmt deshalb die Technik das Ruder. Die Sensoren erkennen Fußgänger und geben die Informationen an das Light Spot-System weiter.

Während Audi Personen mit einem roten Rahmen auf dem Monitor markiert, schaltet BMW den Spot an. Wo sich normalerweise die Nebelschweinwerfer befinden, sitzen beim Versuchsfahrzeug zwei schwenkbare LED-Strahler. Sie erfassen automatisch in Sekundenbruchteilen den Fußgänger und beleuchten ihn, „Markierungslicht“ nennen das die Entwickler. Die Lichtstärke entspricht etwa der des Fernlichts an seiner hellsten Stelle. Die beiden LED-Sports können theoretisch zwei Fußgänger gleichzeitig unabhängig voneinander ins Rampenlicht rücken.

Mit normalem Abblendlicht beträgt die Sichtweite in der Nacht ungefähr 50 bis 85 Meter. Im Lichtkegel kann man Fußgänger erst dann erkennen, wenn man im Schnitt nur noch 29 Meter entfernt ist – bei Landstraßen-Tempo für eine Bremsung oft zu spät: „Da steht der Fußgänger praktisch schon an ihrer Stoßstange“, sagt BMW-Entwickler Dominik Schneider. Mit dem Dynamic Light Spot konnten die Ingenieure die Distanz auf 63 Meter verdoppeln, das entspricht ungefähr dem Bremsweg aus einem Tempo von 80 Km/h.

Ein großes Manko hat der Dynamic Light Spot noch – abgesehen von der Tatsache, dass er nur in Verbindung mit dem teuren Nachtsicht-Assistenten verfügbar ist: Bislang funktioniert er nur bei Menschen. Rehe zum Beispiel kann man wegen ihrer Körperwärme zwar mit dem Nachtsichtassistenten erkennen, aber der LED-Spot kann sie nicht erfassen. Das Problem sei die hochkomplexe Bildverarbeitung, sagt Dominik Schneider – jedes Tier müsse mit seinen Merkmalen und Bewegungsabläufen praktisch neu ins System einprogrammiert werden.

Die Hightech-Leuchte sei schon nah an der Serienreife, heißt es bei BMW. Wann und in welchem Modell das System in Serie geht und was es kosten wird, verraten die Münchner nicht. Außerdem in der Entwicklung befindet sich der so genannte blendfreie Fernlicht-Assistent für Xenon- und LED-Scheinwerfer. Er könnte vielleicht schon in der nächsten Generation des 3ers seine Premiere feiern. Bei diesem System heißt es nicht Spot an, sondern Licht aus: Das Fernlicht wird automatisch auf Abblendlicht umgeschaltet, wenn ein Auto entgegen kommt oder vorausfährt, damit dessen Fahrer nicht geblendet wird.

Solche Helferlein gibt es bei BMW und anderen Herstellern bereits, sie arbeiten mit einem Kamerasensor am Innenspiegel. Die Weiterentwicklung des Systems macht es möglich, dass man mit Fernlicht fahren kann und der Gegenverkehr trotzdem nicht geblendet wird. Der Bildverarbeitungs-Computer im Auto erkennt die Position der anderen Fahrzeuge und blendet dann genau diesen Bereich des Scheinwerfer-Lichtkegels aus. Das funktioniert mit einem beweglichen Blendenbeschnitt im Scheinwerfer.

Bei einer Probefahrt auf einer normalen Bundesstraße war das ganze zunächst ziemlich ungewohnt. Der Wechsel vom Abblend- zum Fernlicht funktioniert manchmal schrittweise, so dass nach und nach verschiedene Bereiche beleuchtet werden. Die Lichtausbeute ist jedoch beachtlich, das Auge muss sich nicht an den ständigen Wechsel zwischen Hell und Dunkel gewöhnen. Die entgegenkommenden Fahrzeuge fuhren für die Scheinwerfer wie in einem blinden Fleck und schienen nicht geblendet zu werden – es beschwerte sich jedenfalls keiner per Lichthupe. Der blendfreie Fernlicht-Assistent könne den Fernlichtanteil bei Nachtfahrten von durchschnittlich zwei auf 17 Prozent erhöhen, rechnen die Entwickler vor.

Quelle: Autoplenum, 2011-05-27

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