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Testbericht

Stefan Grundhoff, 9. Dezember 2010
Wieso lässt BMW sein Einstiegsmodell in die sportliche M-Familie erst so spät von der Leine? Der neue 1er brummt bereits in den Startlöchern, da bläst das 1er M Coupé seine Backen zum Angriff gegen den Audi RS3 Sportback auf.

Wenn man schon keine echten Gegner hat, kann man sich am einfachsten selbst im Wege stehen. BMW, klassenübergreifender Inbegriff für sportliche Fahrzeuge mit Volumenansprüchen, hat seine M-Versionen seit Jahrzehnten prächtig in Szene gesetzt. Besonders das dynamische Duo aus M3 und M5 versetzte die weltweite Konkurrenz in Angst und Schrecken während die Kundschaft jubilierte. Doch derzeit lahmt die M-Familie. Der neue M5 feiert seine Premiere erst im Herbst 2011 auf der IAA und der BMW M3 fühlt über sich bereits das Damoklesschwert der neuen Dreier-Generation, die Ende des nächsten Jahres ebenfalls Premiere feiert. Der neue Sechser wird ebenfalls erst vorgestellt und so dürfte auch die nächste Generation M6 frühestens im Herbst 2012 ihre Premiere feiern.

Damit die M-Jünger nicht in Heerschaaren zu Audi, Mercedes und Porsche abwandern, bekam der 1er eine späte Chance als M von Welt – vielleicht zu spät? Denn BMW spielt in der Einstiegsklasse im kommenden Jahr ein doppeltes Spiel, das bei vielen für Kopfschütteln sorgen dürfte. Der 1er BMW bekommt einen Nachfolger, der im Frühjahr vorgestellt wird. Frischer, kraftvoller und filigraner gezeichnet, soll er den mit 7er und 5er gekonnt aufgenommenen Designtrend in ein neues BMW-Zeitalter fortsetzen und Lust auf die neue Einstiegsklasse der Bayern machen. Schließlich folgt bald eine neue Mercedes A-Klasse und auch am nächsten Audi A3 werkeln die Ingolstädter mit Vollgas herum. Doch BMW löst den Einser im kommenden Jahr nur als Fünftürer ab. Coupé und Cabriolet bekommen eine kaum sichtbare Modellpflege mit leichten Retuschen an Rückleuchten und im Innenraum. Mit dem leicht gestrafften Outfit kommt auch der kleine M, der den imageträchtigen Namen M1 nicht tragen durfte. Hier will sich BMW nach wie vor die Option für einen Supersportwagen offen halten, den viele längst als Konkurrenz zu Audi R8 und Mercedes SLS AMG erwartet hätten. So trägt das Einstiegsmodell in die M-Welt die fadenscheinige Bezeichnung 1er M Coupé.

Richtigerweise sollte die 4,38 Meter lange Sportlimousine jedoch die Bezeichnung BMW 135i M tragen, denn genau das stellt er dar. Können viele andere M-Modelle aus dem Vollen schöpfen, gab es für den 135i M nur das kleine Besteck. Der bereits prächtig motorisierte 135i, der normal 306 PS und mit Sportpaket 326 PS leistet, darf etwas tiefer durchatmen und muss sich mit wenig atemberaubenden 250 KW / 340 PS begnügen. Alles andere als imposant für ein echtes M-Modell, aber rein zufällig genau die Leistung, die Audi seinem ebenfalls aufgeladenen RS 3 Sportback verabreicht. Damit das gesamte M-Paket nicht derart dünn erscheint, bekam der Pseudo-M1 einen engen Sportdress, der mehr Muskeln zeigt, als er verbirgt und eine Klasse-Fahrwerk nebst Sportschaltung und präziser Lenkung. Nicht nachvollziehbar jedoch, wieso BMW seinen stärksten 1er bei 250 km/h einbremst. Zumindest hier hätte man den M-Viersitzer als Unterschied zum kaum schwächeren 135i bis Tempo 280 von der Leine lassen sollen. Doch allein 450 Nm maximales Drehmoment bei 1.500 Touren und eine Overboost-Funktion bis 500 Nm sind zu wenig. 0 auf 100 km/h schafft der Hecktriebler in 4,9 Sekunden und der Verbrauch ist mit 9,6 Litern Super in einem erträglichen Rahmen.

Das Triebwerk des BMW 135i M wurde direkt aus dem Z4 35 si herübergeholt. Wie unschwer zu merken: diesem Sportroadster wurde wegen allzu dünner Sportwagengene das M-Signet verwehrt. Nicht, dass es dem knapp 1,5 Tonnen schweren 1er M Coupé mit dicken Backen, vier Endrohren und mächtigen Kühleröffnungen an Leistung mangeln würde. Doch es bleibt ein Geheimnis der BMW-Strategen, weshalb der offensichtliche Leistungsunterschied zwischen dem Pseudo-M1 und dem mit einem Performance-Paket nachgeschärften 135i derart gering ausfällt. „Die M-Modelle charakterisieren sich längst nicht nur über die Motorleistung, sondern insbesondere über das Fahrverhalten und die sportliche Gesamtabstimmung“, bemüht sich Kay Segler, Chef der M-GmbH, um Erklärungsversuche, „die Karosserie des M-Modelles wurde dafür um 80 Millimeter verbreitert.“ Segler hat seit seiner Amtsübernahme mächtig Druck gemacht. Erst er brachte den M3 GTS und jetzt das 1er M Coupé auf die Straße. Doch erst die Zukunft mit den neuen Modellen M5, M6 und M3 sieht wieder rosiger aus. Doch alle warten sowieso nur auf den echten M1. Der Preis für den schärfsten 1er BMW aller Zeiten: 50.500 Euro. Marktstart ist im Mai 2011.

Quelle: Autoplenum, 2010-12-09

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