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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 10. Juli 2014
Bentley hat den Continental GT Speed nachgeschärft: Neben ein paar Zusatz-PS gibt es überschaubare optische Retuschen. Der opulente Luxus und der Fahrspaß bleiben unverändert.

Von außen ist der Bentley Continental Speed GT des Modelljahres 2015 nur an Kleinigkeiten zu erkennen. Schweller, Spoilerlippe und Diffusor sind jetzt in Wagenfarbe lackiert. Auch unter dem Blechkleid bleibt im Prinzip alles beim Alten. Die britische VW-Tochter hält bei seinem Continental-Flaggschiff eisern an der W12-Motorentechnik fest. "Wir haben rund ein PS pro Millimeter", verkündet Motorenentwickler Ian Malpas mit breiter Brust. Der W12-Motor mit den verschränkten Zylindern ist 653 Millimeter lang und stemmt mittlerweile 635 PS auf die Kurbelwelle. Die Vitaminspritze für das Continental-Flaggschiff ist aber nicht rezeptpflichtig. Mit einem maximalen Drehmoment von 820 Newtonmetern bringt der W12-Motor jetzt zehn PS und 20 Nm mehr auf die Leistungswaage. Die Briten sind stolz auf dieses etwas eigentümliche Triebwerk, das der Rolls-Royce-V12-Herrlichkeit die Stirn bietet: 70.000 W12-Motoren haben das Werk in Crewe seit 2003 verlassen. Seitdem haben die englischen Ingenieure an das VW-Aggregat noch einmal Hand angelegt, ihm zwei Turbolader verpasst und die Innereien, wie Kolben und Ventile noch einmal gründlich überarbeitet. Damit ist die Entwicklung noch nicht zu Ende. "Das ist der jüngste, aber nicht der letzte W12-Motor", sagt Produktmanager Paul Jones.

Das Resultat dieser Tüftelei kann sich fahren lassen. Wenn der Continental GT Speed mit Volldampf seine Bahnen zieht, fließen 4.000 Liter Luft durch seinen Kühler. Pro Sekunde, wohlgemerkt. Die Höchstgeschwindigkeit reißt mit 327 km/h (Coupé 331 km/h) auch förmlich ein Loch in die Luft. Die Kraft, die der 635-PS-W12-Motor entfaltet, ist beeindruckend. Das Spiel mit dem Gaspedal mutiert zur Sprint-Orgie: Jede kleine Bewegung der Zehen wird in Vortrieb umgesetzt. Bei so viel Vergnügen sollte man lieber nicht auf die Tachonadel schauen. Denn die bewegt sich dann ziemlich schnell nach unten. Der Durst des 2,3 Tonnen schweren Luxus-Geschosses übersteigt im Alltagsfahrbetrieb bei weitem den angegebenen Durchschnittsverbrauch von 14,5 l/100 km.

Wer sich ein Auto für mindestens 232.764 Euro in die Garage stellt, quittiert die hektische Tankuhr und die rasend schnell wechselnden Zahlen auf der Zapfsäule mit einem Lächeln. Die Belohnung für so viel Gelassenheit ist beeindruckender Fahrspaß, der dem vielzitierten Begriff der "Mühelosigkeit" gerecht wird. Schon bei 2.000 U/min steht das maximale Drehmoment von 820 Nm zur Verfügung. Noch besser: Die Kraft lässt bis zu rund 5.000 U/min nicht nach. Damit lässt es sich entspannt gleiten. Wer die Stoffmütze abnimmt, hat die Wahl zwischen einem sanft die Haare kraulenden Lüftchen (Windschott und Scheiben oben) oder echtem Cabrio-Feeling. Dann muss aber alles eingeklappt beziehungsweise versenkt sein.

Der Continental Speed GT beherrscht aber auch eine deutlich dynamischere Gangart. Da hilft es, dass das ansehnliche GT-Speed.Cabrio zehn Millimeter tiefer über den Asphalt flitzt, als ein herkömmlicher Continental. Außerdem ist Karosserie bei der sportlichen Top-Variante steifer und das Fahrwerk einen Schuss härter. Geht es um die Kurven, zieht der zackige Bentley souverän seine Bahn. Das liegt zum Großteil an dem Allradantrieb, der im Verhältnis 40:60 (Vorder- zu Hinterachse) für Traktion sorgt. Selbst in schnell genommenen Kurven werden die 275-Zoll-Walzen nur selten gefordert. Wenn man es doch einmal übertreibt, hebt der Bentley Continental Speed GT artig die Hand und kündigt das langsam herannahende Ende der Haftungsgrenze mit einem gut beherrschbaren Schieben über beide Achsen an.

Akustisch hält sich der Top-Continental vornehm zurück. Selbst bei Vollgas malträtiert das Motorengeräusch nicht die Ohren der Insassen. Trotz aller sportlichen Technik beherrscht der Nobel-GT seine Grundkompetenz aus dem Effeff. Im Innenraum herrscht fast schon opulenter Luxus: feinstes Leder verbreitet im Zusammenspiel mit sorgsam ausgesuchten Wurzelholzapplikationen eine wohnliche Atmosphäre, die jeden Kilometer zum Vergnügen werden lässt. Das Holz-Furnier stammt von kalifornischen Walnussbäumen und die Bentley-Experten achten darauf, dass die Maserung bei jeder Garnitur, die in ein Auto kommt, identisch ist. Ähnliches gilt auch für das exquisite Leder: Ingesamt acht Häute sind nötig, um ein Bentley Continental Speed GT Cabrio auszustaffieren. Beim Coupé ist es eine mehr. Das Leder wird von Hand bearbeitet. Die Manufaktur-Künstler brauchen 25 Stunden, um die Kontrast-Nähte für den Innenraum des Bentley Continental GT fertigzustellen. Die Sitze sehen nicht nur gut aus, sondern sind auch sehr bequem. Optisch verwöhnen edle Chromringe und glänzende Schalter das Auge. Bei all dem sorgfältig präsentierten Luxus fällt das Volkswagen-Navigationsgerät, das ein Hartplastikrahmen ziert, negativ ins Auge.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2014-07-10

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