Audi e-tron - Surrendes Grollen
Testbericht
Audi macht Ernst. Die ersten Prototypen des Elektro-Sportwagens Audi e-
tron sind auf öffentlichen Straßen auf Testfahrt unterwegs. Das
Serienmodell soll 2012 vorgestellt werden.
Auf den ersten Blick sieht der mit schwarz-weißer Tarnfolie beklebte
Sportwagen aus, wie der Nachfolger des aktuellen Audi R8. Doch als er
nahezu lautlos vorbeizischt, ist kein satter Klang von Acht- oder
Zehnzylinder zu vernehmen. Im Gegenteil: allenfalls ein leises Surren und
die Abrollgeräusche der Reifen durchziehen die bayrische Landschaft.
Sieht so die deutsche Sportwagenzukunft aus? Bis auf die schmalen
Scheinwerferaugen sind vorne kaum Details zu erkennen. An Seite und
Heck der beklebten Flunder fällt auf, dass es weder sichtbare Kühleinlässe
noch eine Auspuffanlage gibt. Keine Frage: hier dreht ein geheimer
Prototyp des Elektro-Sportwagens Audi e-tron seine geheimen Testrunden
auf öffentlichen Straßen.
2012 soll der Ingolstädter Elektro-Sportwagen in einer Kleinserie auf den
Markt kommen. Wogen die ersten Prototypen noch rund zwei Tonnen, soll
das Serienmodell hinterher 1,6 Tonnen auf die Waage bringen.
Angetrieben wird der Audi e-tron von vier Elektromotoren mit einer
Gesamtleistung von 313 PS. An den Radnaben liegen dabei insgesamt
mehr als 4.000 Nm Drehmoment an. Hört sich gigantischer an, als es sich
bei ersten Testfahrten auf dem Pacific Coast Highway Ende letzten Jahres
erfahren ließ. Ab Tempo 200 ist das Leistungsbegehren des Triebwerks so
groß, dass die Akkus schnell in die Knie gehen. Gerade auch daran wird
aktuell in der Entwicklung mit Hochdruck gearbeitet.
Das Batteriemodul in dem Prototypen kam seinerzeit von Sanyo und
wiegt vor der Hinterachse positioniert 470 Kilogramm. So schafft der e-
tron eine leicht hecklastige Gewichtsverteilung von 42:58. Derweil soll
sich das leere Akkumodul in maximal acht Stunden aufladen lassen. Mit
400-Volt-Starkstrom sinkt die Ladezeit auf zweieinhalb Stunden. Die
Reichweite soll im Serienzustand 250 Kilometer betragen. Den Spurt 0
auf 100 km/h soll der Elektro-Bolide in unter fünf Sekunden erledigen und
eine abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h erreichen.
Doch gibt es ein Manko, an dem sich alle Piloten des Audi e-tron stoßen
dürften: der Klang. Es gibt ihn nicht. Selbst bei starker Beschleunigung
hören Insassen und Zuschauer nur den Fahrtwind und die
Abrollgeräusche der breiten Pneus. „Das ist eine polarisierende Sache mit
dem fehlenden Motorsound“, erzählt Audi-Entwickler Thomas Kräuter als
Herr über die e-tron-Entwicklung, „da muss man sehen, wie sich das
Ganze in Zukunft entwickeln wird. Die einen lieben das geräuschlose
Dahingleiten, andere wollen echten Sportwagenklang.“ Statt mit einem
wild fauchenden Ferrari oder einer trommelnden Corvette könnte man in
nicht mehr allzu ferner Zukunft am Steuer eines Sportlers Geräusche
genießen, die seit dem Wegschließen der ferngesteuerten Modellautos
keine Rolle mehr gespielt haben.
Vor eineinhalb Jahre haben die Entwicklungen am Audi e-tron begonnen.
„Zunächst gab es nur einen Teileträger, auf dem wir die Aggregate
ausprobiert haben“, berichtet Peter Kainz, Leiter Zukunftsentwicklung
und Innovationen im Hause Audi, „dann die ersten Testfahrten auf dem
Sachsenring. Eine Woche vor der Messepremiere auf der IAA 2009 sind
wir schließlich mit dem ersten Prototypen fertig geworden.“ Längst ist der
Audi e-tron kein Einzelstück mehr. Auf der Los Angeles Autoshow Ende
2009 konnte der kalifornische Gouverneur Arnold Scharzenegger bereits
ein zweites Modell begrüßen. 2012 soll nach umfangreichen Erprobungen
mit einer Handvoll Fahrzeuge eine Kleinserie folgen. Erst 10, dann 100
und dann vielleicht 1.000 Autos. Die elektrische Zukunft scheint auch bei
Audi kaum aufzuhalten. Schließlich wurden auf weiteren Messen
mittlerweile zwei weitere kleinere e-tron-Modelle präsentiert.




























