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Autoplenum, 2010-08-10

Audi A5 3.2 FSI - BMW 335i Coupé - Sehenswerte Entscheidung

Testbericht

Stefan Grundhoff

Lange Jahre waren die Mittelklasse-Coupés nahezu tot. Doch im Markt der
elegant-sportlichen Zweitürer ist längst wieder Schwung. Audi A5 und
BMW 3er Coupé sind zwei der Besten.

Sie sind elegant, begehrenswert, sportlich und haben trotzdem einen
respektablen Alltagsnutzen – die schicken Coupés der Mittelklasse. Einst
beackerte nur noch BMW das imageträchtige Segment mit der nötigen
Ernsthaftigkeit. Doch mittlerweile ziehen andere nach; so wie im
kommenden Jahr das Coupé der Mercedes C-Klasse. Derzeit gelten Audi A5
und BMW 3er Coupé als die Messlatte für die internationale Konkurrenz.
Doch wie schlagen sich die beiden Bayern untereinander? Schließlich gilt es
zumeist gut betuchte Herren älteren Baujahrs mit objektiven und
subjektiven Qualitäten zu begeistern, die sich vorrangig für Coupés diesen
Typs interessieren.

Der Audi A5 gilt als der Schönling unter den Mittelklasse-Coupés. Mit ihm
ist man immer gut angezogen. Kaum schlechter sieht es für das BMW 3er
Coupé aus. Im Vergleichstest messen sich die souverän motorisierten
Aushängeschilder – der Audi A5 3.2 FSI quattro und das BMW 335i Coupé.
Zwei große Türen, vier Sitzplätze und ein leistungsstarkes Sechszylinder-
Triebwerk - so weit bieten beide Konkurrenten ähnliches. Doch bei
genauerem Hinsehen der Antriebskonzepte gibt es große Unterschiede. Der
Audi A5 wird von einem 3,2 Liter großen V6-Saug-Triebwerk befeuert, der
mit 265 PS alle vier Räder antreibt. Wer mehr Leistung will, muss zu S5
oder RS5 – jeweils mit acht Zylindern – greifen. Beim BMW geht es
kraftvoller als bei A5 zu. Neben dem normalen Saugmotor von 325i und
330i wird das Coupé auch mit einem drei Liter großen Reihensechszylinder
mit Turboaufladung angeboten. Der leistet 225 KW / 306 PS und schafft
ebenso wie der Audi abgeregelte 250 km/h Spitzengeschwindigkeit. Im
Gegensatz zum Audi werden beim 335i Coupé die Hinterräder angetrieben.

Das geschieht über eine perfekt arbeitende Doppelkupplung. Nicht, dass die
bekannte Wandlerautomatik aus dem Hause ZF Anlass zur Kritik geben
würde, aber BMW gab dem Druck von Markt und Kundschaft nach und
stieg nach dem M3 auch beim 335er auf DKG um. Statt der
Getriebeautomatik gibt es den 335er daher mit einem siebenstufigen
Doppelkupplungsgetriebe. Ganz wie es der Fahrer beliebt, lässt sich der
knapp 1,7 Tonnen schwere Hecktriebler damit Kurvengeschlängel
hinauftreiben oder lässig im Cityverkehr mitschwimmen. Nicht viel
schlechter macht es der Ingolstädter. Der Audi A5 muss mit 195 KW / 265
PS und 330 Nm maximalem Drehmoment auskommen. Ohne Turbo heißt
auch, dass unten herum wenig geht. Doch auch mit dem A5 lassen sich
sportliche Ansprüche im Handumdrehen befriedigen. Neben der
sechsstufigen Handschaltung ist er mit ebenfalls mit einer Tiptronic zu
bekommen, die den Ingolstädter allerdings ein gutes Stück seiner Dynamik
kostet. Trotzdem schafft der Allradler den Spurt 0 auf 100 km/h in 6,4
Sekunden. Das ist eine Sekunden mehr als der BMW.

Bei den Fahrwerksabstimmungen machen beide keinen Hehl daraus,
dass sie unterschiedlichen Häusern entstammen. Der BMW 335i ist
sportlich straff bis hart abgestimmt. Auf schlechtem
Fahrbahnuntergrund kann das schon einmal nerven. Jedoch zaubern
einem die bissigem Bremsen und die zentimetergenaue Servolenkung
immer wieder ein Lächeln auf die Lippen. Beim Audi läuft das ganze
etwas kommoder. Der A5 ist alles andere als weich oder gar träge und in
der Komfortwertung gibt er dem BMW keine Chance. Die Lenkung lässt
jedoch die Präzision des 335ers vermissen. Sie ist zu leicht und die
Tendenz zum starken Untersteuern stört in schnell gefahrenen engen
Kehren. Jedoch kann der Audi A5 als Allradversion doppelt punkten,
sobald es auf der Straße rutschig oder glatt wird. Dann schaut der 335i
als Hecktriebler in die Röhre. Einen rutsch- und wintertauglichen
Allradantrieb mit Namen „xDrive“ gibt es auch beim 335i Coupé – für
2.600 Euro extra. Wer will kann den ebenfalls knapp 1,7 Tonnen
schweren Audi A5 3.2 FSI auch als wenig dynamischen Fronttriebler mit
stufenloser Multitronic bekommen. Das spart im Vergleich zur Version
mit Quattroantrieb und Handschaltung gerade einmal 200 Euro.

Im Innenraum liegen Audi und BMW nahezu gleichauf. Der A5 wirkt auf
den ersten Blick edler und aus einem Guss; der BMW technischer und
filigraner. Die Sportsitze der beiden Bayern sind gleichermaßen klasse und
man fühlt sich auf Anhieb zu Hause. Schalter und Bedienelemente, Haptik
und Materialien – hier gibt es leichte Vorteile für den Audi. Dem
Platzangebot im Fond kommt bei einem Coupé eine allenfalls
untergeordnete Bedeutung zu. Hier sitzt es sich im BMW etwas
geräumiger. Längere Strecken möchten Insassen über 1,70 Metern jedoch
weder im einen Fahrzeug zurücklegen. Dafür gibt es schließlich Viertürer
und Kombis. Der Laderaum des Audi schluckt 465 Liter; der des BMW ist
mit 440 Litern etwas kleiner. Auf Wunsch lassen sich beide Rückbänke
umlegen.

Aus niederen Drehzahlen lässt der BMW dem Audi keine Chance. Bereits ab
1.300 U/min steht bei dem Münchner das maximale Drehmoment von
400 Nm zur Verfügung. Hoch und herunter – manuell bedient oder rein
automatisch – das Getriebe des BMW liefert eine Glanzvorstellung ab. Das
gilt jedoch nur eingeschränkt für den Verbrauch. Denn obwohl BMW einen
Durst von gerade einmal 8,4 Litern SuperPlus auf 100 Kilometer
verspricht, genehmigte sich der 335i DKG in der Praxis schmerzhafte 11,2
Liter. Obwohl das 3,2 Liter Sechszylinder-Triebwerk des Audi deutlich
betagter ist, gab es sich mit 10,8 Litern Super auf 100 Kilometern
zufrieden - Audi verspricht 9,2. Jedoch ist der Abstand zwischen Realität
und Traum nicht derart weit auseinander wie beim BMW. Die
Getriebeautomatik des Audi A5 ist ebenfalls stimmig; hat jedoch Vorteile
im Komfortbereich.

Welches Coupé von beiden der bessere ist, lässt sich an normativen
Maßstäben nur schwer festmachen. Das BMW 335i Coupé ist sportlicher
und dynamischer zu bewegen. Jedoch ist sein Realverbrauch zu hoch und
die elektronischen Dämpferregelungen von 5er und 7er vermisst man an
Bord des Münchners schmerzlich, denn die Komforteinbußen sind deutlich
spürbar. Der Audi bietet ein schwächeres, aber sehr ausgewogenes
Triebwerk, das deutlich komfortablere Fahrwerk und den bei schlechtem
Wetter deutlich spürbaren Allradvorteil.

Bleibt der Kaufpreis an sich, denn bei den Serienausstattungen können
beide Kontrahenten nicht Weise überzeugen. Nahezu sämtlichen
sinnvollen Komfortausstattungen müssen bei beiden Modellen teuer extra
bezahlt werden. Trotz eines Einstandspreises von 46.150 Euro gibt es beim
BMW 335i Coupé außer Klimaautomatik, Xenonlicht, Sportsitzen und der
normalen Sicherheitsausstattung nur Mittelmaß. Die empfehlenswerte
Doppelkupplung lässt sich BMW mit teuren 2.400 Euro extra bezahlen. In
diesen Klasse kommen die Kunden um Details wie Bildschirm-Navigation,
beheizbare Ledersitze und weitere Annehmlichkeiten kaum herum. Ein
ordentlich ausgestatteter BMW 335i Coupé liegt damit nahe 60.000 Euro.
Das ist beim Audi A5 3.2 FSI quattro kaum anders. Sein Basispreis liegt mit
nahezu identischer Ausstattung bei 46.300 Euro. Mit Tiptronic kommen
nochmals 2.050 Euro hinzu. Damit liegen dann auch die Varianten mit der
Kombination aus Allradantrieb und automatisiertem Getriebe nahezu
gleichauf. Letztlich gewinnt der BMW 335i Coupé diesen Vergleich aufgrund
des moderneren und stimmigeren Antriebsstranges knapp.

Quelle: Autoplenum, 2010-08-10