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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 1. Juli 2014
Stufenheck-Limousinen gelten nicht als die Vorzeige-Sportler unter den Automobilen. Doch beim Abt Audi S3 wird diese Regel ad absurdum geführt.

Stufenheck-Limousine? Da dachte jeder Autofahrer lange an die gehäkelten Tütchen für das Toilettenpapier auf der Hutablage. Fahrer mit Kopfbedeckung und nicht unbedingt Geschwindigkeitsrekorde. Gut, bei der Ober- und Luxusklasse mag dieses Klischee mittlerweile der Vergangenheit angehören. Doch bei den unteren Fahrzeugsegmenten schaut das ein wenig anders aus. Doch Vorsicht, wenn eine Audi-A3-Stufenheck-Limousine mit lautem Donnerhall von hinten naht. Dann lohnt sich ein genauer Blick in den Rückspiegel. Lange wird man nicht das Vergnügen haben, den chromglitzernden Kühlergrill zu bewundern. Wrrruuuum! Ratzfatz schießt der Abt Audi S3 an dem verdutzen Fahrer des Sportcoupés vorbei.

Im Innern des Abt Audi S3 kommt die eindrucksvolle Geräuschkulisse zwar etwas gedämpft aber immer noch beeindruckend rüber. Der Zweiliter-Vierzylinder-Motor macht aus seiner Potenz keinen Hehl. Ja, wir sprechen hier immer noch über einen Vierzylinder. Das Aggregat giftet bollernd, japst gierig nach Luft und klingt einfach nur kernig. Das gilt auch für das Fahrwerk, das straff ist, aber dennoch spürbar ausfedert. Das macht das Fahrverhalten zwar unharmonisch, aber nicht unsicher. Der Abt Audi S3 geht freudig um die Kurven, ohne den Fahrer vor unlösbare Aufgaben zu stellen. Dem Quattro sei Dank.

Das merkt man vor allem bei sehr engen Kehren. Da man aber nicht in jeder Kurve zaubern will, ist dieses grundsätzlich gutmütige Fahrverhalten nicht allzu nervig. Gut, wenn man die Großglockner-Passstraße mal ausnimmt. Aber da lauert auch hinter der nächsten Kehre eine Motorradkolonne, die sich auf einem Wochenausflug befindet.

Ein Allradantrieb sorgt bekanntermaßen für zusätzliche Traktion und hilft, die Power auf die Straße zu bringen. Das ist beim Über-Audi-S3 auch nötig: Immerhin wird der 1,5-Tonnen-Viertürer von 370 PS statt von 300 PS über den Asphalt getrieben. In den Kurven wird die kraftverteilende Elektronik der elektrohydraulisch betätigten Lamellenkupplung gefordert, aber nie ausgereizt. Deswegen fährt sich der Kraftmeier-S3 wie sein etwas schwächerer Bruder aus Ingolstadt. Neutral bis untersteuernd. Ehe die Motorkraft dem Fahrer buchstäblich entgleitet, kündigt sich der Grenzbereich durch ein Rutschen über die Vorderräder an.

Einmal von der Leine gelassen, wird sehr schnell klar: Kraft ist genug vorhanden. Beim Antritt lässt sich der Turbolader allerdings eine Atempause, eher er sein luftverdichtendes Werk beginnt. Dann geht es freilich brachial voran. Begleitet von jenem eingangs erwähnten unerbittlichen Getöse, das aus dem akustisch ohnehin nicht zurückhaltenden S3 einen brachialen Ohrenschmaus macht.

Der Unterschied macht sich im Sprint bemerkbar. In 4,5 Sekunden stürmt der kompakte Sportler auf das 100-km/h-Plateau. Das sind 0,4 Sekunden weniger als bei Serien-S3. Der Geschwindigkeitsgipfel ist bei 265 km/h erreicht und liegt damit um 15 km/h höher als die elektronisch begrenzte Spitze des Audi S3. Die technischen und optischen Veränderungen halten sich bei dem Allgäuer Stufenheck in überschaubaren Grenzen: Neben der Veränderung der Motorsteuerung, die knapp 2.600 Euro kostet, gibt es im Abt-S3-Katalog nur optische "Pimp-My-Ride-Retuschen". Angefangen von Kotflügeleinsätzen bis hin zu 20-Zoll-Walzen. Als Komplettradsatz sind für die mal locker 4.739 Euro fällig.

An das Interieur wagen sich die Leistungssteigerer traditionell nur mit sehr spitzen Fingern. Wer will, kann sich die "Schöner-Wohnen-Landschaft" mit einer LED-Türeinstiegsbeleuchtung inklusive Abt-Logo verschönern. Passende Fußmatten können auch gleich geordert werden.

Wer sich trotz des Leistungsvermögens immer noch nicht mit dem Stufenheck anfreunden kann, dem sei gesagt, dass es den Abt S3 auch in anderen Karosserieformen. Doch das echte Understatement gibt es nur mit der Stufenheck-Variante. Irgendwie hat es doch was, wenn man einen Porsche Boxster stehenlässt und der verdutzte Fahrer nur noch mit großen Augen das Häkelkunstwerk auf der Hutablage bewundern kann.

Quelle: Autoplenum, 2014-07-01

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