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Testbericht

23. April 2009
Hohenstein-Ödenwaldstetten, 23. April 2009 - Schwaben behaupten von sich etwas selbstironisch "Mir kennat elles, außer hochdeitsch!". Dass diese Selbsteinschätzung nicht zu hoch gestapelt ist, zeigen ein ums andere Mal die Sportwagen aus dem Ländle. Wir waren in der schwäbischen Einöde unterwegs und haben den neuen Porsche 911 GT3 über die kurvigen Landsträßchen gejagt.

Eine Vielzahl an Neuerungen Obwohl es sich beim neuen GT3 im Grund genommen "nur" um ein Facelift handelt, haben die Ingenieure aus Zuffenhausen der Rennversion des 911 Carrera etliche Innovationen mit auf den Weg gegeben. Erste Neuerung ist der um 0,2 Liter auf 3.800 Kubik vergrößerte Hubraum. Grund dafür ist die Vergrößerung der Zylinderbohrung von 100 auf 103 Millimeter bei gleichbleibendem Hub. Zudem leistet der Sechszylinder-Saugmotor nun 435 PS, das sind immerhin 20 PS mehr als noch im Vorgänger. Diese Kraftkur befähigt den Über-Elfer zu einer um 0,2 Sekunden auf 4,1 Sekunden geschrumpften Sprintzeit von null auf 100 km/h. Das sind im Bereich der Supersportwagen Welten. Analog dazu stieg die Höchstgeschwindigkeit von 310 km/h auf 312 km/h und das Drehmoment von 405 auf 430 Newtonmeter an. Damit auch ungeübte Fahrer in den Genuss der gesteigerten Fahrwerte kommen, besitzt der GT3 nun erstmals ein ESP.

Zentralverschluss aus dem Rennsport Ebenfalls neu ist der Radsatz, der im Vergleich zum Vorgänger um 2,5 Kilogramm abgespeckt hat. Besonders interessant ist neben dem gesunkenen Gewicht der aus dem Rennsport abgeleitete Zentralverschluss des Rades. Eine Vielzahn-Zentralschraube und eine spezielle Radnabe mit so genannter "Sperrklinke" verhindern, dass sich das Rad von der Nabe löst, selbst wenn die Zentralschraube nicht angezogen ist.

Abtrieb in Balance Um den gegenüber dem Vorgängermodell durch das neue Bugteil gestiegenen Abtrieb an der Vorderachse wieder in Balance zu bringen, thront auf dem Motordeckel des GT3 ein neu designter Flügel. Dort befinden sich zudem zwei Staulufthutzen, die den Sechszylinder mit mehr Ansaugluft versorgen. Der erhöhte Druck im Ansaugsystem erleichtert den Kolben die Saugarbeit und hat einen leichten Anstieg der Motorleistung bei hohen Geschwindigkeiten zur Folge.

Mit Suchtpotenzial "Seit über 100 Jahren machen Autos unabhängig. Eins macht abhängig." Dieser Werbeslogan von Porsche aus den frühen 90er Jahren passt zum GT3 wie die Faust aufs Auge. Der herrlich schmutzige und röchelnde Sound aus den beiden mittig angebrachten Endrohren lässt die Gehörgänge nach immer mehr gieren. Ab 4.000 Touren wechselt die Stimmlage von Bass zu Bariton und der Gesang des Zylinder-Sextetts geht durch Mark und Bein.

Permanenter Druck Durch das erst bei 8.500 Touren endende Drehzahlband schiebt der 911 GT3 in allen Lebenslagen in beängstigender Manier nach vorne. So richtig Laune macht der Sport-Porsche zwischen 5.000 und 7.000 Umdrehungen. Dann setzt er jedes kleinste Zucken des rechten Fußes gnadenlos in Vortrieb um. Selbst im sechsten Gang bei Geschwindigkeiten weit über 200 km/h ist noch eine deutliche Beschleunigung zu spüren.

Physik? Was ist das? Auch in Sachen Querdynamik haben sich die Zuffenhausener wieder einmal selbst übertroffen. Das perfekt abgestimmte Fahrwerk lässt einen beinahe an den Gesetzmäßigkeiten der Physik zweifeln, so hohe Kurvengeschwindigkeiten erlaubt der neue GT3. Wären wir auf unserer Teststrecke nicht durch unzählige kleine Dörfchen hindurch gefahren, wir hätten die Bremse nicht ein einziges Mal gebraucht. Atem anhalten, ein beherzter Griff ins Lenkrad und wenige Zehntelsekunden später haben wir auch die engsten Kehren hinter uns gelassen, als ob nichts gewesen wäre. "Mit dem neuen GT3 sind wir fahrdynamisch auf dem Stand des alten GT3 RS", erzählt der Ziehvater des 911 GT3, Walter Röhrl. Man darf also gespannt sein, was die Motorsportabteilung von Porsche mit dem neuen GT3 RS, der Ende 2009 auf den Markt kommen soll, auf die Beine stellt.

Rennfertige Serienausstattung Die Serienausstattung des 911 GT3 beinhaltet beispielsweise 19-Zoll-Felgen mit Semislicks der Größe 235/35 vorn und 305/30 hinten, ESP, sechs Airbags, eine Klimaautomatik und die Fahrwerkseinstellung PASM. Des Weiteren sind der Heckspoiler, Bi-Xenon-Scheinwerfer mit Tagfahrlicht und Sportsitze an Bord. Als Sonderausstattung sind unter anderem die Keramikbremsanlage PCCB, Leichtbau-Schalensitze und ein Navigationssystem erhältlich. Ab Herbst 2009 sind für den Supersportler eine dynamische Motorlagerung für den Rennstreckeneinsatz und ein Liftsystem für die Vorderachse lieferbar. Letzteres soll Bordsteinkanten und steilen Tiefgaragenauffahrten den Schrecken nehmen. Ganz ohne Aufpreis lässt sich ein 90 Liter fassender Langstreckentank und das "Clubsportpaket" zur Serienausstattung mitordern. Zu dessen Lieferumfang gehören ein geschraubter Überrollkäfig, eine Vorrüstung für den Batteriehauptschalter, ein Sechspunktgurt für den Fahrer und ein Feuerlöscher.

Ab 116.947 Euro Qualität hat ihren Preis, so auch beim neuen Porsche 911 GT3. Sein Vorgänger schlug beim Kauf mit 108.083 Euro zu Buche. Für die Neuauflage des flotten Zuffenhauseners sind 116.947 Euro fällig. Angesichts der zahlreichen Neuerungen nicht zu viel, wie wir finden. Dennoch heißt es fortan in gut schwäbischer Manier "Schbare, schbare ...", um das nötige Kleingeld für den Kauf eines neuen GT3 zusammen zu bekommen.
Technische Daten
Antrieb:Heckantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Boxermotor
Hubraum:3.797
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:6
Leistung:320 kW (435 PS) bei UPM
Drehmoment:430 Nm bei 6.250 UPM
Preis
Neupreis: 116.947 € (Stand: April 2009)
Fazit
Mit dem neuen 911 GT3 ist Porsche wieder einmal ein Meisterstück gelungen. Kein anderer derzeit erhältlicher Supersportler verbindet Alltagstauglichkeit und Rennstreckeneignung besser als der Zuffenhausener. Sound, Fahrwerte und Querdynamik des Fahrzeugs sind von einem anderen Stern und beweisen eindrucksvoll, warum Schwaben scheinbar doch alles können. Außer Hochdeutsch.
Testwertung
5.0 von 5

Quelle: auto-news, 2009-04-23

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