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Testbericht

Marcel Sommer, 19. September 2014
Der Motorradriese Gold Wing feiert seinen 40. Geburtstag. Kaum ein anderes Motorrad polarisierte über die Jahrzehnte mehr, als der Tourer aus dem Hause Honda. Ein imposantes Gefährt. Irgendwo zwischen Motorrad und Auto.

Es war im Herbst 1974. In Köln färbten sich die Blätter bunt und die ersten Motorradfahrer bereiteten ihre Zweiräder für den Winterschlaf vor. Genau zu diesem Zeitpunkt präsentierte Honda auf der IFMA in der Rheinstadt ihre GL 1000, besser bekannt als Gold Wing. Mit einem ein Liter großen Vierzylinder-Boxermotor, einer modernen Wasserkühlung sowie einem Kardanantrieb ausgestattet, sorgte sie auf Anhieb für große Augen. Sie sollte von Anfang an die Position des Flaggschiffs beim japanischen Motorradhersteller einnehmen - und sie bis heute behalten. Doch die Geschichte der in diesem Jahr 40 Jahre alten Gold Wing beginnt eigentlich alles andere als erfolgversprechend.

Vom Konkurrenzdruck einer Kawasaki Z1 und BMW R90S getrieben, stellte Honda ein kleines und recht junges Team zusammen. Projektleiter der größtenteils unter 30 Jahre jungen Ingenieure war Soichiro Irmajiri. Ein Name, ohne den die späteren Erfolgsmodelle CX 500 und CBX 1000 vielleicht niemals entwickelt worden wären. Vor vier Jahrzehnten stand jedoch ein ganz anderer Plan im Vordergrund: Es sollte eine Tourenmaschine konstruiert werden, die alle gängigen Maßstäbe überflügelt. So wurde das Projekt M1 beziehungsweise AOK ins Leben gerufen. Die bayrische Konkurrenz wurde dabei sogar mit ins Boot geholt. Jedoch ohne, dass sie davon wusste. Denn die gesamte Heckpartie, wie die Auspuffanlage, Bremse und Sitzbank bestand aus originalen BMW R 75-Bauteilen. Für den Antrieb wurde sich anfangs auf einen flüssigkeitsgekühlten Sechszylinder-Boxermotor geeinigt, der seine Kraft per Kardanantrieb ans Hinterrad weitergeben sollte. Unter der Leitung eines neuen Projektleiters wurde diese Idee jedoch zugunsten des letzten Endes tatsächlich verbauten Vierzylinder-Boxermotors widerrufen.

Im September 1974 feierte schließlich die erste GL 1000 Gold Wing ihre Premiere. Ihr Preis: 8.205 DM und 55 Pfennig. Hinzu kamen noch 144 DM Frachtpauschale und elf Prozent Mehrwertsteuer, sprich 918,45 DM. Mit dem Gesamtpreis von 9.268 DM lag sie erheblich unter dem eines großen Konkurrenten, der neuen Van Veen Wankel. Ein Jahr später ließ Honda bereits das luxuriös ausgestattete Gold Wing Limited Edition-Modell auf die Straße. Schnell wurde deutlich, dass vor allem die Amerikaner auf den zweirädrigen Straßenkreuzer abfahren. 80 Prozent aller produzierten Gold Wings fanden ihr neues Zuhause in den Händen eines US-Bundesbürgers. Da wunderte es niemanden, dass Honda sich 1979 dazu entschloss, eine Fabrikationsstätte in Marysville im Bundesstaat Ohio zu errichten. Nach zwei weiteren Modellen im Jahr 1980 stattete Honda 1985 ihre GL 1200 zum ersten Mal damit aus, womit bis heute jede Gold Wing in Verbindung gebracht wird. Ab sofort sorgten ein Audio-System mit vier Lautsprechern und ein elektrisch geregelter Tempomat für viel Stimmung und stressfreies Fahren. Die Gold Wing Fans jubelten, während sich Biker mit sportlichen Zweirädern unter dem Sattel schüttelten. Im Laufe der Jahre war die ebenso luxuriöse wie mächtige Gold Wind zu einer einzigartigen Mischung aus Motorrad und Auto geworden.

Drei Jahre später erhielt die Gold Wing im Modell GL 1500 nun doch einen Sechszylinder-Boxermotor. Dank seiner ruhigen und souveränen Kraftentfaltung sowie eines neuen Doppelschleifenrahmens gewann der neue Tourer schnell an Kundschaft. Für die 2001 folgende GL 1800 gönnte sich Honda acht Jahre Entwicklungszeit. Projektleiter Masanori Aoki ließ den Hubraum auf 1,8 Liter vergrößern und führte die Benzineinspritzung ein. In ein neues Aluminium-Chassis mitsamt Einarmschwinge und integriertem Kardanantrieb gebettet, bot die neue Gold Wing erste sportliche Züge - ohne dabei auf eine sänftenartige Beschleunigung zu verzichten. Fünf Jahre später wurde die Gold Wing als erstes Serien-Motorrad der Welt mit einem Airbag ausgestattet. Ein Navigationssystem und serienmäßige Heizgriffe sowie eine Sitzheizung rundeten die 2006er Version ab. Der Spott der dynamischen Biker wurde damit nur größer, doch die echten Gold-Wing-Fans focht das alles nicht an. Im Gegenteil.

Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche Gold Wings individualisiert, zu dreirädrigen Trikes umgebaut oder auch mit Anhängern oder Beiwagen versehen. Der größte deutsche Anbieter ist die Firma Goldwing Haus Fuchs, die seit Anfang der 90er Jahre Modelle ab der GL 1500 in Dreiräder verwandelt. Die Preisliste für den reinen Umbau startet bei 15.000 Euro. Um auch ab Werk ein wenig Abwechslung in die Modellpalette zu bringen, entschied sich Honda 2013 dazu, ein zweites Gold Wing-Modell auf den Markt zu bringen. Die F6B ist ein fahraktiver Custom-Tourer in Bagger-Stilrichtung und einer abgespeckten Ausstattung. Sie kostet aktuell ab 24.590 Euro. Ein großer Unterschied zur ursprünglichen, und aktuell ab 31.600 Euro kostenden Gold Wing ist der fehlende Rückwärtsgang. 2014 folgte mit der ab 20.990 Euro teuren Gold Wing F6C das dritte Mitglied. Sie ist mit einer Länge von 2,47 Metern 16 Zentimeter kürzer als das Flaggschiff und hat mit 117 PS eine Pferdestärker weniger zu bieten. Ein großer Vorteil der kleinen Gold Wing ist jedoch ihr Gewicht. Denn mit rund 80 Kilogramm weniger ist sie vor allem für Fahranfänger besser zu bedienen.

Quelle: Autoplenum, 2014-09-19

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