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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 22. August 2017
Der Range Rover veränderte 1970 die automobile Welt. Zuvor waren Geländewagen nur beinharte Schlammwühler, nun kam auch etwas britischer Luxus dazu.

Der britische Sommer zeigt sich wieder einmal von seiner besten Seite. Statt wärmender Sonnenstrahlen, öffnet der Himmel seine Schleusen und setzt den südlichen Teil der Insel unter Wasser. Manche Straßen sind ohnehin im Grunde ein geteerter Feldweg, bei dem man nur hofft, dass einem keiner entgegenkommt, weil sich links und rechts Steinmauern oder dichte Hecken auftürmen. Jetzt kommt noch das Wasser hinzu, dass die Senken und großen Schlaglöcher bis zum Rand und darüber hinaus auffüllt. Gottseidank sind wir in einem Range Rover unterwegs. Einem ganz besonderen noch dazu: Es ist einer der ersten, aus dem Jahr 1971, und deswegen mit dem Zusatz "Suffix A" im Namen versehen.

Mit dem "Range" - so der Spitzname bei den Fans -zog damals Luxus in das rustikale Off-Road-Segment ein. Aber der Slogan "It\\\'s never over in a Rover" gilt auch für dieses Exemplar: Dank des permanenten Allradantriebs wühlt sich der kantige Brite durch den Tümpel, der eigentlich eine Straße sein sollte. Der Range Rover Suffix A verliert auch bei solchen Herausforderungen nicht seine majestätische Contenance, genauso wenig, wie auf der Autobahn. Der im ursprünglichen Bahama Gold lackierte Luxus-Allradler ist extrem komfortabel, schon beim Ein- und Aussteigen geht er galant in die Knie.

Das macht sich bei Geschwindigkeiten jenseits der 80 km/h bemerkbar. Das Schiff schwankt ständig hin und her, wie ein Segel-Schoner bei schwerer See. Deswegen ist das Steuerrad -Verzeihung - das Lenkrad ständig in Bewegung, man fühlt sich tatsächlich wie ein Kapitän der Landstraße und ertappt sich immer wieder dabei "volle Kraft voraus" fordern. Mit dem klassischen Range Rover fährt man nicht, man gleitet, entschleunigt und entspannt. Unweigerlich summt man den Seemanns-Klassiker "Rule, Britannia". Allerdings meldet sich der 3,5-Liter-V8-Motor ständig zu Wort: Die Benzinpumpe rattert schon im Leerlauf und bei höheren Geschwindigkeiten johlt und pfeift der Achtender so laut, dass man kaum sein eigenes Wort versteht. Dieser Range Rover verdient den Namen "Straßenkreuzer", wie nur wenig andere Fahrzeuge.

Der senfgold schimmernde 46jährige Gentleman ist in erstaunlich guten Zustand, waren doch die ersten Baureihen dafür bekannt, an allen möglichen Stellen zu rosten. Doch dieser Range Rover hat die meiste Zeit seines Autolebens in der heißen trockenen Luft Australiens verbracht. Dort sah ihn Michael Bishop und war sofort verliebt in dieses Auto. Doch im Gewühl des Verkehrs verlor Michael den Dreitürer Anfang der 2000er aus den Augen und jede Hoffnung, den Klassiker sein eigenen nennen zu können. Doch das Schicksal hatte andere Pläne. "Einen Monat später habe ich ihn zufällig in einer Seitenstraße in Port Melbourne gesehen"; erinnert sich Michael, der sich heute um die klassischen Range Rover Modelle in der englischen Zentrale kümmert.

Der Besitzer, ein Inhaber eines Off-Road-Shops hatte das Fahrzeug zu einem Show-Car umgebaut: Mit großen Rädern und von LPG-Gas angetrieben, sollte der Range ein unwürdiges Dasein fristen und sich den Rest seiner Tage über Stock und Stein quälen. Michael Bishop wollte das Auto um jeden Preis und musste damals beachtliche 1.000 Australische Dollar für den Klassiker bezahlen. "Der Mann wusste schon, was der Range Rover wert war", erinnert sich Michael. Doch der Deal klappte und der Range Rover wurde wieder in den Ausgangszustand zurückversetzt. Statt Kunststücke im Gelände zu vollführen, nutze ihn Michael jeden Tag, um in die Arbeit zu kommen. Einen Job den der Range Rover klaglos erledigte. Heute ist das Auto Teil der klassischen Range Rover Kollektion im Hauptquartier in Coventry. Michael Bishop hat es an seinen Arbeitgeber verkauft und wenn er einem Glücklichen, der diesen Klassiker bewegen darf, die Fein- und Eigenheiten des Autos erklärt, merkt man, dass ihm dieser Wagen schon sehr ans Herz gewachsen ist.

Quelle: Autoplenum, 2017-08-22

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