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Testbericht

Sebastian Viehmann, 31. Januar 2011
Chevrolet wird 100. Die amerikanische Kultmarke blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück: Pionierleistungen und Fehlentscheidungen, Traumautos und Blech-Dinos, Insolvenz und Wiederaufstieg.

Der kleine Louis Chevrolet hatte einen Traum. Irgendwann würde er sein Schweizer Bergdorf verlassen und in die große weite Welt ziehen. Der Traum erfüllte sich, und er wurde sehr amerikanisch. Der 1878 geborene Chevrolet begann als Mechaniker in Paris, wanderte nach Kanada aus und verdingte sich als Chauffeur. Dann ging es in die USA, wo sich Chevrolet Stück für Stück in der noch jungen Automobilbranche hocharbeitete. 1911 gründete er schließlich sein eigenes Unternehmen, die Chevrolet Motor Car Company - sie wurde aber schon 1918 Teil des General Motors-Konzerns.

Mit PKW und Nutzfahrzeugen wuchs die Marke ständig weiter und konkurrierte vor allem mit Ford, doch die großen Ikonen rollten erst in den 50er Jahren vom Band. Von der ersten Corvette über den Impala bis zum 57er Bel Air setzte Chevrolet Designtrends und führte schon 1950 das vollautomatische Getriebe ein. Diese Technik fand man damals eigentlich nur im gehobenen Segment. Chevrolets Rolle im GM-Markengefüge hat sich bis heute nicht verändert. Cadillac ist für Luxus zuständig, Buick die Zwischenstation für Aufsteiger und Chevrolet die Brot-und-Butter-Marke für alle. Die große Ausnahme bildet die Corvette, die aber wie kein anderes Auto das Image der Marke geprägt hat.

Die späten 60er und frühen 70er Jahre waren die Hochphase der PS-starken Musclecars, und Chevrolet mischte dank Modellen wie Camaro und Chevelle kräftig mit. 1971 allerdings folgte ein radikaler Schnitt. Steigende Versicherungsprämien sowie schärfere Umweltschutz- und Sicherheitsbestimmungen setzten allen Autobauern zu. Die Ölkrise besorgte 1973 den Rest. Zwar baute Chevrolet schon in den 60er Jahren Kompaktmodelle wie die Corvair oder den Nova, doch der „Downsizing-Trend“ der 70er Jahre – weniger Leistung und kleinere Autos – krempelte die Autoindustrie radikal um.

1976 erschien das dreitürige Schrägheck Chevrolet Chevette. Die Technik basierte auf dem Opel Kadett. Mit einem 52 PS starken Vierzylindermotor schaffte die Chevette auf dem Highway einen Durchschnittsverbrauch von 5,8 Litern pro 100 Kilometer. Der Kleinwagen war nicht wirklich schön, verkaufte sich aber gut. Der 100-millionste Chevrolet war 1979 ein Monza, ebenfalls ein Kompaktwagen.

„Wenn du deine Feinde nicht schlagen kannst, verbünde dich mit ihnen“ – nach diesem Motto verfuhr Chevrolet in den 80er Jahren. Unter dem Label „Geo“ erschienen von 1988 bis 1998 bei Chevrolet Kleinwagen, die auf Modellen von Toyota, Isuzu und Suzuki basierten und durch Joint-Ventures mit japanischen Herstellern entstanden.

Parallel dazu versuchte GM mit der innovativen Marke Saturn, japanische Prinzipien in der Produktion einzuführen. Mit innovativen Fahrzeugen und einer guten Kundenbetreuung sammelte Saturn zunächst Pluspunkte. Im Jahr 2002 lag die Marke bei der J.D. Power-Kundenzufriedenheitsstudie auf Rang Eins – noch vor Lexus. Die neuen Ideen wurden aber nicht weiter gepflegt, Saturn verkam zur Resterampe für umetikettierte Opel-Modelle und wurde 2010 eingestellt.

Auch beim Thema Elektroauto bewies General Motors wenig Geduld, der berühmte GM EV-1 wurde nach 1117 gebauten Exemplaren buchstäblich wieder eingestampft. Heute kann sich die Marke Chevrolet trotzdem als Öko-Vorreiter präsentieren, denn vor kurzem wurde das erste Serienmodell des Hybridautos Volt ausgeliefert. Mit einem kleinen Benzinmotor als Stromgenerator und seinem elektrischen Antrieb ist der Volt extrem sparsam unterwegs und läutet in den USA das Stromer-Zeitalter ein. Trotz der Insolvenz des GM-Konzerns im Jahr 2009 wurde der Volt weiter vorangetrieben.

Auch bei konventionellen Autos sind die Amerikaner auf einem guten Weg. Der Chevrolet Cruze als Bruder des Opel Astra ist ein stimmiges Gesamtpaket und hat das Zeug zum Weltauto. Der neue Sonic bedient das Kleinwagensegment. Mit dem Orlando will man junge Familien gewinnen. An Geländewagen und SUV mangelt es ebenfalls nicht. Chevrolet bleibt GMs Zugpferd, während die Marken Saturn, Pontiac, Hummer und Saab im Lauf des Insolvenzverfahrens über die Klinge sprangen. Dass GM am Tropf der Steuerzahler hing, wollten viele Amerikaner aber trotz der radikalen Sparmaßnahmen nicht gutheißen. Der Zukunft können die Amerikaner vorsichtig optimistisch entgegen sehen. GMs Verkaufszahlen in den USA sind 2010 im Vergleich zu 2009 um 21 Prozent gestiegen. Chevrolet kann zudem in vielen Wachstumsmärkten glänzen. In China zum Beispiel gehört der neue Cruze bereits zu den zehn meistverkauften Automodellen. Und für die Imagepflege im Reich der Mitte ist GM nichts zu teuer, wie der gewaltige Pavillon zur Weltausstellung 2010 in Shanghai bewies. Man weiß eben in Detroit, auf welchen Märkten bald die Musik am lautesten spielen wird.

Quelle: Autoplenum, 2011-01-31

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