Leute finden alles, was sie suchen und ihrem Wunsch entspricht, warum werden nicht auch die Dinge daneben gelesen, die auch existieren, aber nicht dem Wunsch entsprechen?
Weil sie nicht so sein dürfen, wie man es erhofft? Weil bei zwei differierenden Meinungen nur die die Richtig ist, die einen bestätigt?
Jetzt kommt eine ganze Menge, die nicht Deinem Wunsch entspricht:
Die Empfehlung den Motor auch schon für 20 Sekunden abzuschalten, stammt aus einer Zeit, wo das Wort "Sicherheitsgurt" noch nicht mal existierte.
Und kommt seit dem reflexartig ohne jede Überprüfung zur aktuell verbauten Technik, das ist so sicher,
- wie ein 40er Öl "dünner" ist, obwohl es tatsächlich dickflüssiger ist, sein muss um eine höhere Zahl überhaupt zu erreichen.
- LED-Scheinwerfer "sparsamer" sind, obwohl sie tatsächlich derzeitig 50% mehr Strom als ein Halogenscheinwerfer und 100% mehr als ein Xenon-Scheinwerfer verbrauchen,
- die Scheinwerfer mit LED-Technik von Hella kommen, obwohl sie - egal ob LED-Tagfahrlichstreifen oder LED-Scheinwerfer am R8 von Fiat entwickelt wurden und produziert werden,
- Automatikgetriebe Leistung kosten und den Spritverbrauch erhöhen, obwohl moderne Schaltautomaten (nicht nur "DSG" sondern auch "alte Wandlertechnik") sparsamer sind und das Fahrzeug kürze Beschleunigungszeiten als das identische Schaltfahrzeuge haben.
- ...
Aber es gibt Vorurteile, die kann man nicht mal mit Tatsachen erschüttern.
Leerlaufverbrauch beträgt 0,3 Liter/Stunde - egal wie schnell man ist. Um 0,1 Liter/100 km auf Deinem Streckenprofil zu sparen, muss Du auf der 50 km langen Heimfahrt von der Arbeit - auf der Hinfahrt kannst Du den Motor nicht abschalten, da kann ja dann dann der DPF sich regenieren - der Motor zwanzig Minuten abgeschaltet sein.
Aber Du sparst nur dann, wenn der Motor zu dem Zeitpunkt dann bei nicht abgeschaltetem Betrieb praktisch im Leerlauf drehen würde.
Bedeutet, dass Du jetzt, ohne den Motor abzuschalten, 20 Minuten lang eine Strecke von 5 bzw. 7 Kilometern mit praktisch im Leerlauf drehenden Motor befährst, also derzeitig auf Deiner Heimfahrt 20 Minuten lang mit einer konstanten Geschwindigkeit von 15 bzw. 21 km/h fährst.
Da habe ich meine Zweifel.
Dein Rollen darf auch nicht so langsam werden, dass Du danach wieder beschleunigen musst. Das Beschleunigen kostet mehr Energie, als das konstante fahren. Physik, zweiter Energie-Erhaltungssatz.
Auch das ist jetzt entgegen jeder Physik plötzlich eine "Tatsachenerkenntnis" zum Sparen, den man als ganz heizen Tipp bekommt:
Den Wagen auf eine höhere Geschwindigkeit als "normal" zu beschleunigen, dann ausgekuppelt rollen lassen, bis eine niedrigere Geschwindigkeit als "normal" anliegt und dann wieder beschleunigen.
Also für 100 km/h auf der Landstraße bis 110 beschleunigen, auskuppeln bis 90 erreicht sind und dann wieder auf 110 beschleunigen und dann wieder ...
Soll viel sparen, weil VW jetzt etwas bei dem neuen Touareg macht, was "segeln" heißt und so funktioniert und spart.
Was VW jetzt "erfunden" hat und dort als "segeln" bezeichnet wird, spart tatsächlich, macht zB. Toyota seit über 10 Jahren im Prius.
Das ist aber etwas völlig anderes, als dieses "Geschwindigkeits-pumpen" oder wie immer man dieses Schaukel um die Wunschgeschwindigkeit könnte, was einen ziemlich erheblichen Mehrverbrauch erzeugt.
Ein DPF regeneriert nicht, wenn der Fahrer die Freigabe dafür erteilt, sondern wenn der DPF fast "zu" ist.
Wird eine laufende Regeneration unterbrochen, durch das Abschalten des Motors, dann beginnt beim Neustart der Regenerationsprozess wieder von vorn.
Es ist messtechnisch nicht feststellbar, ob ein Kat nun zu 2/3 oder nur zu 1/4 regeneriert ist und ob eine verkürzte Regenerationszeit ausreicht.
Daher muss immer wieder komplett von vorn begonnen werden.
Ein Regenerationslauf benötigt (je nach Fahrzeug) etwa 2-3 Liter Dieselkraftstoff zusätzlich.
Wenn Du nach 2/3 eines Regenerationslaufes den Motor abschaltest und damit die Regeneration wieder auf Anfang setzt, dann hast Du in dem Moment rund 2 Liter Diesel geopfert, um 0,00irgendwas Liter zu sparen.
Hättest Du tatsächlich eine Einsparung von 0,1 l/100 km, dann würde eine einzige unnötige Unterbrechung durch das Abschalten innerhalb einer Regeneration in diesem Zustand, den gesamten, riskant erkämpften Spareffekt der letzten 2.000 Kilometer in den Orkus spülen.
Der Hinweis auf den Oxicat ist unerheblich, denn ohne Oxikat kann kein DPF betrieben werden. Ist ein DPF vorhanden, dann befindet sich immer ein Oxikat davor, ohne geht nicht. Wäre wie ein Auto ohne Räder.
Eine Start/Stop-Anlage in einem Diesel hat nichts mit dem Ein/Aus-Schalten am Zündschlüssels zu tun.
Eine Start/Stop-Anlage schaltet nur dann ab, wenn
- der Motor Betriebstemperatur hat
- die Batterie geladen ist
- keine größeren Verbraucher eingeschaltet sind
(an der Ampel bei stehendem Motor die Heizheck einschalten, springt der Motor an und dann erst die Heizheck)
- die Außentemperatur nicht unter x°C ist
(zB. beim BMW-Benziner sind das rund +5°C)
- der Wagen steht
- ein DPF nicht in der Regeneration ist
- ...
Ich widerspreche nicht, dass man damit etwa einsparen kann.
Aber ich habe ganz massive Zweifel - um es mal sehr vorsichtig auszudrücken - ob das Einsparpotenzial in der Größenordnung überhaupt eintritt, überhaupt vorhanden ist und ich gehe mit großer Sicherheit davon aus, dass erheblich mehr Geld an anderen Stellen - und davon gibt es viele, Verschleiß habe ich hier nicht mal angesprochen - verbrannt wird.