Luftdruckfetischismus - eine neue Trendsportart oder belanglose Hysterie?
Was ich besonders gut leiden kann, sind diese endlosen Tiraden der Autoclubs, wie wir unsere Autos fit für den Verkehr machen sollen. Sie sagen mir, ich soll vor jeder Fahrt die Stoßdämpfer prüfen, die Beleuchtung, die Scheibenwischer, und daß auch ja eine Thermoskanne Kaffee und eine warme Decke an Bord sind, falls ich im Chiemgau, wo mich die einäugigen Eingeborenen sofort am Spieß vorm Bierzelt rösten würden, eine Panne hab. Sie sagen auch, ich soll alle Scheiben vom Eis befreien, bevor ich losfahre. Aber das wäre idiotisch. Sobald ich ein kleines Guckloch freigekratzt hab, gehts los. Es ist viel zu kalt für all die Pre-Flight-Checks, und auf dem Weg zur Arbeit kann ich sowieso nie schneller als 6 km/h fahren.
Aber am lächerlichsten find ich die Hinweise, daß ja der einzige Kontakt zur Fahrbahn lediglich vier postkartengroße Flächen seien. Na und?
Was soll ich also dagegen tun? Nun ja, wenns nach den Autopäpsten ginge, alle fünf Kilometer den Luftdruck prüfen.
Ich bin allerdings gerade um diese Jahreszeit ein vielbeschäftigter Mann und ich hab einfach weder Zeit noch Bock nachzuprüfen, wieviel Luft in meinen Reifen ist. OK, wenn die Lenkung schwammig wird und das Auto wie wild zu schlingern anfängt, dann merk selbst ich das, aber bis dahin will ich meine kaiserlich-österreichische Ruhe haben. Und ich wette, daß genau aus dem Grund in den Reifen meines 1937er Rolls Royce Leichenwagens (nein, über den schreib ich keinen Erfahrungsbericht) immer noch 1964er Luft ist, die Ringo Starr geatmet hat.
Ich mein, zu einer Tankstelle zu fahren ist sowieso die unangenehmste Erfahrung, die ein menschliches Wesen
durchmachen kann. Es ist derart fürchterlich, daß ich, wenn meine Tankanzeige bereits im roten Bereich ist und ein Schild auftaucht 'Tankstelle in 5km, nächste Tankstelle in 67km' ich immer, immer, anfange zu zocken. Und wenn ich bei der nächsten ankomme, zocke ich weiter. Ich bin schon an
Tankstellen vorbei gefahren, als sich die Nadel der Tankanzeige bereits anfing um den unteren Anschlag zu wickeln. Mein Auto hat bereits angefangen zu stottern, trotzdem bin ich an der Tanke vorbei, weil sie leicht verschmutzt aussah.
Ich bin also ein Meister des letzten Tropfens und das treibt meine Frau in den Wahnsinn.
Ich hab deswegen bereits die letzte Warnung gekriegt. Mir wurde gesagt, wenn ich nochmal eins unserer Autos mit nichts als Staub und Benzindampf im Tank in der Auffahrt abstelle, bringt sie mich um. Laßt mich das kurz in die rechte Perspektive rücken: auf einen Seitensprung stehen gerademal zwei zerschmetterte Knie.
Ich hasse tanken. Und es gibt nichts auf der Welt, daß mich mehr in Rage versetzen kann, als eine verschlampte Zapfsäule. Oder eine, die alle zwei Sekunden abschaltet. Oder ein Tankwart, der sie nicht zurück auf Null setzt ohne daß ich in seinen Saftladen gestürmt bin und ihn eine fette,
dämliche Verschwendung menschlicher DNS genannt hab.
Ihr könnt Euch jetzt also ungefähr vorstellen, daß das letzte, was ich, nachdem ich fünfundachzig Euros in meinem Tank versenkt hab, machen will, ist, eine Münze für den Luftdruckprüfer zu kaufen, in einem Meer aus Diesel rumzukriechen und meinen Daumen und Zeigefinger mit Bremsabrieb zu schwärzen. Und warum
verdampfen diese Ventilkappen einfach, wenn man sie auf den Boden fallen läßt? Machen die! Sie sind einfach weg!
Würde mich ja alles nicht stören, aber es ist ohnehin so unglaublich belanglos. Ich hab kürzlich einen Bericht
gelesen, in dem stand, daß die Luftdruckprüfer an den Tankstellen um bis zu 20% vom angezeigten Wert abweichen. Das heißt auf gut deutsch, daß Ihr sowieso keine Chance habt, mit mikroskopischen Schwankungen im barometrischen Druck schrittzuhalten. Gesetz gibts dafür eh keins, aber der ADAC
malt ein Bild von falschem Reifenluftdruck, als wäre es ein auf die Erde zusteuernder Asteroid, ein apokalyptisches Ereignis, das unweigerlich auf uns zukommt, und daß es nichts gibt, den anstehenden Aufschlag zu verhindern. Ich lach mich tot. Ich hatte in den letzten zwanzig Jahren keine einzige Reifenpanne. Und das, obwohl wir dem Tiefensee zwar Milliarden in seine Tasche sponsorn und zum Dank dafür mit Autobahnzuständen unterhalb dem ehemaligen DDR-Niveau belohnt werden. Ja Ihr Nintendos, Ihr habt leider nie gesehen, wie eine Autobahn beschaffen sein KANN. Außer natürlich, Ihr fahrt mal nach Frankreich.
Aber ich bin mir sicher, daß jeder, der bei Glatteis auf einen Weidezaun zuschlittert, an nichts anders denkt, als 'hätte ich bloß an der letzten Tanke meinen Reifenluftdruck überprüft'. Die Gehirnwäsche von Beckstein, ADAC und VW funktioniert eben tadellöser. Ich sag Euch mal was. Bei zwei Tonnen Auto macht ein wenig Unterschied an Reifenluftdruck angesichts der Gesetze der Schwerkraft und Trägheit noch nicht mal einen Furz in die Atmosphäre aus. Und Ausstellfenster bauen sie leider nicht mehr.
jo, ist ja ein super bericht!!!
Die Wahrheit ist es ja auch, aber ich frage mich, ob das hier in die Kategorie Fragen&Antworten gehört, denke ja mal, dass du keine Frage gehabt hast, sondern nur deine Meinung äußern wolltest, dann schreib doch das nächste mal auch einfach einen Bericht darüber....
LG
Ich würde das nicht als Hysterie bezeichnen-ich ordne es als Ratschlag für die Generation ein die nicht aufgewachsen mit dem Gefühl-am Auto kann ich was selber machen und danach fährt es wieder.Nach der Wende hörte ich von einem älteren Mann das er bei Panne noch nie ein Rad am Auto gewechselt hätte-dazu ruft er immer den ADAC-ich hab das einfach nicht glauben können!Und auch solche Menschen benötigen bestimmt öfter mal den Ratschlag Luftdruck,etc. überprüfen.Okay,es war bestimmt nie im passenden Moment,aber etwas defektes am Auto wieder repariert zu bekommen,oder jemand anders damit helfen können-das ist eine prima Erfahrung!Für die Typen die sich zu sehr auf die Technik verlassen sind solche Hinweise schon angebracht,auch wenn heut schon Sensoren den Verlust anzeigen-ein Reifen muß doch noch selbst aufgepumpt werden!Gruß slowly
Egal, liest sich aber gut!!
Ich bin allerdings gerade um diese Jahreszeit ein vielbeschäftigter Mann und ich hab einfach weder Zeit noch Bock diese Frage zu beantworten.............
Meine Antwort auf Deine Frage ist: ganz eindeutig belanglose Trendsportart.
Hin und wieder, nach dem Wechsel von Sommer- auf Winterreifen, messe ich den Luftdruck. Meist ist er unverändert. Also würde ich mal sagen, dass Du auf Deine Art wieder einmal den Nagel auf den Kopf getroffen hast.
Ich befürchte nur, dass es einigen schwerfällt bei Deinen Eingaben zwische den Zeilen zu lesen und Deine Intention zu verstehen.
Aber egal, ich finde es erfrischend, mir gefällt es.
Gruß
Tom