Der Zahnriemenwechsler - Eine permanente Mutation, oder nur eine Laune der Natur?
Seit Jahrtausenden entwickelt der Homo Sapiens sobald er der Wiege entstiegen ist und den Schnuller ausgespuckt hat ein natürliches Gefühl für Mechanik. Schnell lernt er, daß Schrauben linksrum gelöst und rechtsrum festgezogen werden, was eifrig an Ikea Eßtischen erforscht wird, oft zum Leidwesen der dominanten Alphatiere der Rotte. Dem natürlichen Drang immer längere Distanzen in immer kürzerer Zeit zurücklegen zu müssen wird zunächst mit muskelbetriebenen, spätestens nach eineinhalb Lebensjahrzehnten dann zunehmend motorisierten Fahrzeugen Rechnung getragen. Da während dieser Zeit der Aufzucht und Hege der Beuteerfolg oft in krassem Widerspruch zu den angestrebten Zielen steht, griff der Heranwachsende oft selbst zu Werkzeug, um Defekte an seinen Fahrzeugen zu beheben, oder dessen Effizienz experimentiell zu verbessern.
Prof. Dr. Walter Vollrausch von der Fakultät für Anthropologie an der Humbold Universität in Berlin meint dazu: "In früheren Zeiten führte der Forschungsdrang und das entdecken müssen immer neuer Möglichkeiten zur Optimierung von Fahrzeugantrieben den Jugendlichen oft zu leichtsinnigen Aktionen, so daß wir manchmal sogar beschränkend eingreifen mußten, um schlimmes Unheil zu verhindern."
Prof. Dr. Vollrausch fügte hinzu, daß obwohl Jugendliche erstaunlich widerstandsfähig sind und die langjährige Einnahme von Unmengen an Alkohol, Tabakrauch und anderen gefährlichen Rauschgiften mängelfrei überstehen können, jegliche Experimente ihnen z.B. Mopeds anzuvertrauen jedoch zum baldigen Exodus führten, da von ihnen unmittelbar nach Erhalt erfolgreich Maßnahmen zur Leistungssteigerung eingeleitet wurden.
Lange Zeit wurde dieses Verhaltensmuster als angeboren erachtet. Jüngste Erkenntnisse zeigen jedoch, daß eine erschreckende Verhaltensänderung zu verzeichnen ist. Seit Ende des letzten Jahrhunderts konzentriert sich der Entdeckungsdrang bei Jugendlichen in den ersten zwei Lebensjahrzehnten auf das Bedienen von Computerspielkonsolen und die Berieselung mit völkischer Propaganda aus dem Verblödungskasten.
Verhaltensforscher machen die Klimaveränderung in Verbindung mit dem zunehmenden Wohlstand der Elterntiere für die Katastrophe verantwortlich. So meint z.B. Dr. Clotilde Bier vom Konrad Lorenz Institut für Ethologie in Wien: "Der Rückgang futterneidbedingter Genozide zwischen befehdeten Stämmen gegen Ende des letzten Jahrhunderts führte zu einer immer größer werdenden Anhäufung materiellen Reichtums. Der Entdeckungsdrang, oder die Notwendigkeit, bzw. Bereitschaft, Vorhandenes zu erhalten oder zu repararieren, blieb dabei auf der Strecke. Selbst simple Reifenpannen bei Fahrrädern, die früher nach kurzer Einweisung durch die Muttertiere von den Heranwachsenden selbst behoben wurden, führen heute dazu, daß der Rottenvorstand sofort quer über zwei weiße Linien auf dem Toys R Us Parkplatz parkt und für Totalersatz des Fahrrades sorgt, während der Zögling sich die entstehende Wartezeit mit seinem Nintendo DS auf dem Sofa versüßt."
Der so durch 18 dank der Klimafalle immer milder werdende Winter gepäppelte Halbwüchsige wird dann umgehend mit seinem eigenen Auto ausgerüstet, um die von Prof. Dr. Vollrausch erwähnte, durch motorisierte Zweiräder hervorgerufene Gefährdung der verweichlichten Jungtiere abzuwenden. Die heute von Jugendlichen angestrebte Leistungssteigerung des neuen fahrbaren Untersatzes beschränkt sich in den meisten Fällen auf die Erhöhung der Wattleistung darin montierter Tonwiedergabegeräte (Musikwiedergabegeräte kann man sie ja nur nennen, wenn damit auch Musik wiedergegeben werden würde), um dem in diesem Alter ohnehin nur äußerst selektiv ausgeprägten Gehörsinn gänzlich den Garaus zu machen. Wird bei dem Auto dann der erste Zahnriemenwechsel fällig, steht der Heranwachsende, dessen technisches Verständnis sich auf das Einlegen von Spiele CD-ROMs beschränkt, schockiert da.
Während laut Dr. Bier frühere Generationen in dem Fall zu Werkzeug, Sixpack und Reparturanleitung griffen und den Zahnriemenwechsel oft im Kreis ihrer hilfsbereit herbeigeeilten Kumpels durchführten, sucht der neuzeitliche Zahnriemenwechsler Hilfestellung für diese selbst die Intelligenz eines Golfspielers nicht überfordernde Tätigkeit im Internet auf Autoforen, geradeso als ob die die Arbeit für sie übernehmen könnten. Bleibt nur zu hoffen, daß diese enttäuschende Erfahrung dazu führt, daß der nächsten Generation wieder etwas mehr Eigenverantwortung, gesunder Hausverstand und einfachstes mechanisches Verständnis beigebracht wird.
Du solltest Deine Artikel sammeln und in einem Buch herausgeben!
"Bestatter's Beobachtungen der automobilen Bevölkerung"
Weiter so!
Ich bin lediglich stinksauer, daß die Flachzangen mit ihren Doofi Fragen hier meine mit wirklich viel Liebe geschriebenenen Erfahrungsberichte dauernd mit 'nicht hilfreich' bewerten. Und haste mal gesehen, was für einen Kommentar mir da so ein hardcore Opel Fuzzi reingewürgt hat? Den faß ich allerdings als Kompliment auf.
@Bestatter
Von mir bekommst ein "hilfreich"
Ist ja reine Prosa!!
Also das hast Du ja wirklich fein geschrieben, Kompliment :-))
Es ist aber nun leider mal so, das nicht jeder mit der Art und Weise, wie manche Schreiben, zurecht kommt.
Nach meinem Dafürhalten sollte man sich aber mit der Beurteilung zurückhalten und nicht einfach aus einer Art überzogenen Anti-Pathie Deine Beiträge prinzipiell negativ bewerten.
Auch ich stimme mit einigen wenigen Beiträgen nicht überein, aber diese prinzipiell negativ zu bewerten, ist nicht fair. Gruß Erik
Nachtrag: das "Hilfreich Nummer 2 ist von mir" )))))))
Die Wenigsten kommen mit der Wahrheit klar. Die unterscheidet sich nämlich erheblich von dem Bockmist, der vom Fernsehen und dem Motorbuch Verlag in Stuttgart verbreitet wird.