Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen Achtsitzer-T4 in der nackten Basisausstattung, aber immerhin in der Langversion, gebaut als einer der Letzten im Jahr 2003 und mit kanpp 45.000 KM auf dem Tacho. Genutzt wird das Fahrzeug als Einsatzfahrzeug im Katastrophenschutz und Mehrzweckfahrzeug.
Fangen wir außen an...Das Design: klassisch, bodenständig, fahrzeugtypisch, zweckmäßig. Nichts aufregendes, kein Knick zwischen Motorhaubenende und Scheibenübergang, dadurch optisch "aus einem Guss". Negativ sind einzig und allein die Türöffner, denn durch ihre aufrechte Position sind sie sehr unergonomisch, zudem ist im Falle eines Unfalls das öffnen der Türen von außen so massiv erschwert. Im T5 hat VW dazugelernt, hier gibt es wieder massive Bügelgriffe. Die Spiegel sind fast schon aerodynamisch ausgeführt, bilden also fast ein optisches Highlight. Mehr gibt es zum Design nicht zu sagen.
Also steigen wir ein. Nach der Handverrenkung zum Öffnen der Türen nimmt man auf Kunstlederbezogenen (dadurch sehr pflegeleicht und strapazierfähig) Sitzen Platz, man muss nicht wie im T5 reinklättern, sich aber auch nicht "reinfallen" lassen, also kann man die Sitzposition zum Einsteigen als fast ideal bezeichnen. Leider sind die Sitze nicht höhenverstellbar. Die Beine haben seitlich mehr Platz als im T5, fast schon vorbildlich, aber auch hier stehen die Oberschenkel wieder nahe am Lenkrad, weil dieses ebenfalls nicht höhenverstellbar ist. Besonders etwas kräftigere Fahrer werden das merken. Man sitzt zwar nicht so erhaben über dem Geschehen wie im Nachfolger, die Übersicht nach vorne und rundherum ist aber gut, auch wenn man hier wieder nicht die Motorhaube, bzw. deren Ende im Blick hat. Tür zu (selbst das von mir sonst oft bewertete Geräusch beim Zumachen der Tür fällt hier unauffällig aus, eben wie das ganze Aussehen des Fahrzeugs), man schaut sich um: Vor einem das von fast allen VW dieser Baujahre bekannte Kombiinstrument. Drehzahlmesser, Tacho, Kühlmitteltemperaturanzeige, Tankanzeige und ein kleines Digitaldisplay für Kilometerstand und ggf. Wartungsanzeige. Bei Dunkelheit anheimelnd blau beleuchtet, so muss das sein. Keine Designmäßige Verspieltheit, einfach konservativ deutsch und zweckmäßig, so wie das ganze Auto wirkt. Dann folgen in Richtung des FAhrers die beiden Lenkstockschalter. Leider verfügen die Scheibenwischer nicht über ein verstellbares Intervall, so wie es beim T5 der Fall ist. Generell wirken die Teile altbekannt, aber eben schon ein bisschen angestaubt. Davor das Airbag-Lenkrad, in seinem Umfang aber recht klein und der Kranz eher dünn. Beim T5 war das Lenkrad besser und ergonomischer anzufassen. Man blickt nach links in den recht großen, linken Außenspiegel, leider in dieser Version nur per Hand einstellbar. Desweiteren sieht man weiter unten die Handkurbel für den Fensterheber, die sich aber als überraschend fragil und billig herausstellt, ebenso wie das kleine "Öffnungs-Schnippel-Hebelchenl" für die Tür. Mal schauen, wie lange der hält. Weiter geht der Blick nach rechs, man schaut auf eine lieblos-triste Mittelkonsole mit den typischen Dreh- und Schiebereglern für die Lüftung, deren Design noch aus den 90ern stammen könnte. Obendrein kommt aus den mittleren Lüftungsschlitzen nur Kaltluft, weil da die Frischluftansaugung dahinter sitzt. Naja, das sachlich nüchterne Design ist aber besser, als irgendeinen ausgefallene Verspieltheit, da kann es ruhig ein bisschen angestaubt sein. Wenn man nach unten blickt, sieht man zuerst das riesige, offene Staufach mit einem Flaschenhalter, der auch große Tornister aufnimmt, das funktioniert besser als im T5. Ein wenig weiter hinten stackst aus dem sonst fast ebenen, pflegeleichten Gummiboden der Schalthebel. Einen guten halben Meter lang, ergonomisch -wen wunderts- unauffällig und ein bisschen wabbelig zu führen. Rechts außen sieht man dann den rechten Außenspiegel, der asymetrisch zum linken ist. Auffällig ist sonst nur noch, dass die A-Säulen recht dünn wirken. In Crashtests schnitt der VW im Vergleich zur Konkurrenz aber immer gut ab. Hinter sich breitet sich dann die weite Sitzlandschaft aus, alles in einem tristen, angestaubten Grau, aber im Gegensatz zum T5 ist selbst die nackige Basisversion im "Laderaum" vollverkleidet. Leider fehlen auch hier, wie im Nachfolger, Ablagemöglichkeiten im Fond. Also klettern wir mal nach hinten. Wir öffnen die Schiebetür (wieder mit dem unergonomischen Griff) mit Gefühl, denn wenn man diese "aufschmeißt" und sie dann hinten am Ende anschlägt, erzittert sie gewaltig. Auf Dauer ist das bestimmt nicht gut fürs Material, aber selbst beim Nachfolger hat VW das nicht beheben können (da sprang die Tür sogar aus der Führungsschiene)Um auf die hinterste Bank zu gelangen, muss der äußerste Sitz der mittleren Reihe an der Schiebetür vorgeklappt werden. Das funktioniert auch recht gut, allerdings befindet sich unten am Rande der Sitzfläche ein Metallnippel, an dem man sehr oft hängen bleibt und sich was kaputtreißt. Sehr ärgerlich. Auf den hinteren Bänken sitzt man mit ausreichend Beinfreiheit, aber die laue Fondheizung hat mehr eine Alibifunktion und durch die nicht zu öffnenden Fondfenster wird es entweder nie richtig warm oder eben nie richtig kalt. Das ist aber bei allen Fahrzeugen dieser Größe so. In der Langversion kommen die zusätzlichen Zentimeter allein dem Laderaum hinter den Sitzen zugute, dadurch hat man eigentlich für alles genug Platz.
Dann gehts mal ran ans Fahren, auch da gibt es einiges zu berichten. Zündung an, die üblichen Kontrolleuchten flammen auf (kein nerviges Gepiepse), weiterdrehen und der Motor erwacht schnell zum Leben. Und jetzt merkt man wieder das, wofür VW schon oft gescholten wurde. Der Motor entpuppt sich als Raubein, pfeift auf ruhige Laufkultur und gibt akustisch auch das Nutzfahrzeug, also kein leises Säuseln, sondern eher eine BRAMMMMBRAMMMMBRAMMMBRAMMMBRAMMMMMMM. Das Maschinistenherz schlägt natürlich höher, denn so kann man immer am Geschehen unter der Haube teilhaben und der Sound strahlt auch eine Gewisse Kraft und Arbeitsbereitschaft aus. Gut, der Motor läuft nun offensichtlich, es sind leichte Virbationen im Lenkrad und im Schaltstock spürbar, die Anzeigen geben grünes Licht fürs Losfahren. Also Hand an den Schaltstock, der erste Gang ist (ganz typisch deutsch) vorne links, der Gang wabbelt leicht rein und arretiert mit einem leichten QUIETSCH, Fuß von der Kupplung, die Vibrationen nehmen zu, ganz ohne Gas wird es also nicht gehen, aber schon mit wenig Gas läßt er sich gut anfahren. Nach Gehör beim Anfahren Gas geben funktioniert aber nicht so gut, da die Kabine eher als großer Resonanzkörper wirkt und so immer ein leichtes Dröhnen zu vernehmen ist. Erst bei recht viel Gas tut sich der Motor akustisch in den Vordergrund. Nichts was schlimm ist, alles eine Sache der Übung. Das Beschleunigen ist aber beeindruckend, wenn man technikinteressiert ist. Der Motor brabbelt los, nach Überwinden des (doch deutlich vorhandenen) Turbolochs schiebt der Turbo kräftig an. Subjektiv beschleunigt das Auto schneller auf Tempo Hundert, aber die Messwerte sprechen eine andere Sprache, da haut das Gewicht doch sehr rein. Naja, subjektiv ist man schnell unterwegs, das knackige und sichere Fahrwerk unterstützet den rasanten Fahrstil noch eher, so dass es viel Spaß macht, diesem Nutzfahrzeug die Sporen zu geben, auch wenn eigentlich keine Notwendigkeit besteht. Doch es ist schon beeindruckend, wie ein Fahrzeug dieser Größe und Gewichtsklasse eine solche Fahrsicherheit ausstrahlen kann. Naja, wie dem auch sei....160 Sachen sind drin, am oberen Ende der Skala geht dem Motor dann doch recht schnell die Puste aus. Wir halten an (Bremsen funktioniert auch unauffällig, also gut) und schauen mal auf die Spritrechnung. Leider zeigt sich hier, dass der rasante Fahrstil Auswirkungen auf den Verbrauch hat. im Schnitt ist mit 10 Litern zu rechnen, hier macht sich doch das Leistungsmanko bemerkbar. Der Nachfolger ist bei subjektiv gleicher LEistung einen ganzen Liter sparsamer. Man muss aber dazusagen, dass dieses Fahrzeug doch recht oft unter harten Bedingungen bewegt wird.
Noch ein Wort zu Fahrten mit Anhänger und unter maximaler Last: Wenn der Bus voll besetzt ist, merkt man dem Motor schon an, dass er sich doch mit der Last ziemlich abmühen muss. Das treibt den Verbrauch nochmal in die Höhe. Außerdem schleifen in Kurven die tief hängenden Schmutzfänger an der Hinterachse über den Boden, das ist schon ein bisschen peinlich und zeigt, dass das Fahrzeug unter hoher Last tief in den Seilen hängt.
Anhängerbetrieb liegt dem Bus dafür eher. Mit 750 Kilo am Haken ist er noch sehr spritzig und müht sich nicht nennenswert mit der Last ab, auch wirkt sich der Hänger nicht negativ auf die Fahrsicherheit aus. Über die Rückspiegel ist er gut zu rangieren. Mit der Kupplung sollte man aber ein wenig Erfahrung haben, um sie so weit wie möglich zu schonen. Hängen die maximal erlaubten 2 Tonnen am Haken, wird es schon ein bisschen kritischer...besonders große Hänger ziehen dann doch an dem Bus und nehmen ihm viel von seiner Agilität. Im Hängerbetrieb geht der Verbrauch Richtung elf Liter auf 100 KM.
Nochwas zum Thema Zuverlässigkeit: Es sind schon einige Kleinigkeiten kaputtgegangen, nichts wildes, aber ärgerlich ist es trotzdem, wenn man den Preis des Fahrzeugs im Hinterkopf hat. und wieder sind es eigentlich nur Cent-Artikel, die abbrechen, aber dann teuer als Ganzes ersetzt werden müssen. Liegengeblieben ist er noch nicht, aber mit den knapp 50.000 KM auf dem Tacho bereitet das Getriebe langsam Sorgen, weil es mit einem metallischen Ratschen beim Gangwechsel auf Verschleiß aufmerksam macht. Mal schauen, wie lange das noch hält.
Richtig teuer ist der Wechsel der Zahnriemen, denn es sind zwei Riemen zu tauschen (einer an der Vorderseite des motors und ein kleiner an der schlecht zu erreichenden Rückseite) und bei denen sollte man sich auch tunlichst an das Wechselintervall halten, denn sonst droht schnell ein teurer Motorschaden. Bekannterweise ist der Zahnriemen der größte Pferdefuß dieses Fahrzeugs.
Fazit. Ein sehr schön durchdachtes und praktisches Alltags-Fahrzeug für Leute, die sich am tristen Innenraum und der doch etwas angestaubten Technik, bzw. dem Nutzfahrzeugflair nicht stören, aber nicht auf jeden Euro schauen müssen. Von der Urlaubsfahrt bis zum leichten Anhängerverkehr beherrscht dieses Fahrzeug alles an Aufgaben, die sich so im Alltag stellen. Mit der etwas billigen Materialanmutung und Qualität sollte man aber leben können.
Jetzt die große Frage: T4 oder T5? Da die gesuchten Versionen des T4 mitlerweile zu absoluten Fantasiepreisen gehandelt werden und der Nachfolger alles noch ein bisschen besser kann (die mäßige Qualität und die hohen Preise sind aber geblieben), würde ich mich eher für einen T5 entscheiden, weil dieser sich preislich auch in den Regionen des T4 ansiedelt, aber eben für gleiches Geld noch ein bisschen mehr, vor allem modernere Technik, bietet.
Tipp für Hilfsorganisationen, die vor der Fahrzeugwahl stehen: wenn euch die Größe nicht stört, greift lieber auf den etwas größeren LT, bzw. Mercedes Sprinter zurück, die bieten noch mehr Nutzwert und Platz bei nur geringfügig höherem Verbrauch. Der T4 ist eher für die PKW-affinen Autofahrer gedacht.