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Testbericht

Stefan Grundhoff, 20. März 2014
Sie gelten seit Jahr und Tag als Krone der automobilen Schöpfung. Zwölfzylinder sind ein technisches Imagestatement, der es keiner Erläuterung bedarf. Allen Downsizing-Trends zum Trotz säuseln sie in eine rosige Zukunft.

Liegt es an der Zahl zwölf? Zwölf Apostel, zwölf Stunden oder schlicht Hollywood-Streifen wie das dreckige Dutzend oder Ocean\\\'s Twelve - kaum eine andere Ziffernfolge umgibt eine ähnliche Magie wie die Zahl zwölf. Das gilt auch für die Automobilindustrie. Wer einen Zwölfzylinder fährt, der hat es gemeinhin geschafft. Denn die potenten Dutzendzylinder sind bekanntermaßen allein in Luxuslimousinen, Nobelcoupés oder rassigen Powersportlern untergebracht. Mercedes S 600 L, BMW 760 Li, Bentley Flying Spur, Rolls-Royce Ghost, Ferrari FF oder Lamborghini Aventador - so unterschiedlich diese Karossen auch sein mögen - sie eint, mal leise flüsternd, mal wild brüllend, ein Dutzend Brennkammern unter der imageträchtigen Motorhaube zu tragen. Hubraum und Motorleistung sind entsprechend. Unter 500 PS geht in der V12-Liga nichts. Modelle wie der Mercedes S 65 AMG sind mit gigantischen 463 kW / 630 PS und 1.000 Nm maximalem Drehmoment unterwegs. AMG-Chef Tobias Moers, "höchste Exklusivität und unvergleichliche Dynamik sorgen für ein hohes Faszinationspotenzial. Mit der dritten Generation des S 65 AMG bieten wir unseren treuen und anspruchsvollen V12-Kunden ein einzigartiges High Performance-Automobil." Im Hause Ferrari leisten Kraftprotze vom Schlage eines F12 720 PS und gerade Kunden von exklusiven Coupés oder Roadstern wie bei Aston Martin wollen auf gigantische Motorleistungen von weit über 500 PS nicht verzichten.

In Deutschland feierten die exklusiven Zwölfzylinder am Vormittag des 11. September 1987 ihre Wiederauferstehung. BMW, und nicht wie erwartet Luxusprimus Mercedes, zeigte auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt mit dem BMW 750 iL den ersten deutschen Zwölfzylinder der Nachkriegsgeschichte. Eine Majestätsbeleidigung für die erlauchte S-Klasse. Seither sind die Zwölfender aus keinem Luxusportfolio mehr wegzudenken. Seit Jahren sind Modelle wie ein Mercedes SL 600 oder ein Bentley Continental GT Coupé / GT Cabrio beliebter denn je - nicht nur in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder dem kalifornischen Orange County. Bentley, edler Ableger des Volkswagen-Konzerns mit Sitz im britischen Crewe, hat sich in den letzten Jahren zum größten Produzenten von Zwölfzylindertriebwerken hochgearbeitet. Im vergangenen Jahr verkauften die Luxusbriten über 10.000 Autos. Die Geschäfte laufen prächtig. So werden in Crewe zukünftig alle Zwölfzylinder des VW-Konzerns produziert. "Das ist ein wichtiger Schritt; nicht nur für Bentley, sondern für den gesamten Produktionsstandort Großbritannien", unterstreicht Bentley-Chef Dr. Wolfgang Schreiber, "die Produktion dieses Zwölfzylinder-Motors und der nächsten Generationen wird neue Technologien nach Crewe bringen."

Die Stückzahlen sind gemessen am Massenmarkt überschaubar - weltweit. Doch die Eigentümer eines Zwölfzylinders gelten als die treuesten Kunden überhaupt. Wer einmal einen Zwölfzylinder fuhr, steigt nur in den seltensten Fällen von seinem güldenen Zylinderthron herab. Zehn, acht oder gar mittelmäßige sechs Zylinder - am Steuer eines solchen Massenmodells wollen sich die Kunden eines V12 nie und nimmer sehen. Die Faszination, die die Zwölfzylinder umgibt, ist auf der ganzen Welt zu finden. Besonders in den Emiraten, Russland, USA und China geht ohne einen Zwölfzylinder im Luxusportfolio wenig. Wer es hier geschafft hat, gönnt sich zumeist eine Luxuslimousine aus deutschen Landen. Robert Cao, erfolgreicher Geschäftsmann aus Jiangjing, rund 170 Kilometer östlich von Shanghai, ließ sich bei BMW Individual einen einzigartigen BMW 760 Li kreieren. Mit einem Wert von 3,6 Millionen RMB, umgerechnet 360.000 Euro, handelt es sich um den teuersten Siebener aller Zeiten - natürlich ein V12 mit bulligen 544 PS. Die Cao-Dynastie gehört zu den 200 reichsten Familien China. Man ist lokaler Kunststoffproduzent für die Autoindustrie und verdient sein Geld mit Immobilien, Export und in der Gastronomie. "Ich bin nach München geflogen und habe bei BMW Individual einen 7er BMW zusammengestellt", erinnert sich Robert Cao an 2009, "natürlich einen Zwölfzylinder. Für uns hier in China interessiert immer nur das Topmodell." Das merkt man auch am Kennzeichen "B - PY 999". "Die neun ist die höchste Ziffer und die 999 somit die größte mögliche Zahl auf dem Kennzeichen. Auch das bedeutet hier Macht", ergänzt Robert Cao.

In den USA sieht das kaum anders aus. Nur hier sitzt der Inhaber des Autos in den allermeisten Fällen selbst am Steuer. Hier gehen Luxuslimousinen mit leistungsstarker Vitaminspritze wie Mercedes S 600 L / S 65 AMG, Audi A8 W12, Rolls-Royce Ghost oder Bentley Flying Spur weg, wie warme Semmeln. Bei den Sportwagen gibt es das gleiche Bild. Lamborghini verkauft weltweit seine meisten Aventador mit dem 700 PS starkem V12-Triebwerk in Kalifornien und die springenden Ferrari-Pferdchen aus Maranello erfreuen sich in Sonnenstaaten der USA einer ebenso gigantischen Beliebtheit wie Aston Marin Vanquish oder Vantage V12. Doch auch in Südamerika oder Europa setzen Wirtschaftsbosse, Politiker und Funktionäre allzu gerne auf einen Zwölfzylinder - egal im Sportwagen oder im Fond einer Luxuslimousine. Und das wird sich in den nächsten Jahren Dank immer effizienter werdenden Hightech-Triebwerken kaum ändern. Nicht, dass den Verbrauch in dieser Liga jemanden interessieren würde; es geht schlicht um die Einhaltung der strengen Schadstoffnormen. Mit neuen Luxus-SUV von Bentley oder Rolls-Royce kommen die Zwölfzylinder ab 2016 auch in die ungebremst boomende Geländewagen-Liga. Hier ist der Mercedes G 65 AMG, Liebling von Scheichs und Hollywood-Stars, bisher allein auf weiter Flur. Dessen sechs Liter großer V12 mit doppelter Turboaufladung leistet 450 kW / 612 PS. Und das in einem Geländewagen, der Mitte der 70er Jahre in der Nutzfahrzeugsparte von Daimler entwickelt wurde.

Quelle: Autoplenum, 2014-03-20

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