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Testbericht

Stefan Grundhoff, 7. Januar 2016
Auf der Computer- und Innovationsmesse CES will jeder Autohersteller in der ersten Reihe dabei sein und seine Zukunftsfähigkeit zelebrieren. Doch nicht alle Neuheiten in Las Vegas sind wirklich spektakulär. Einiges ist cool, vieles kalter Kaffee.

Wer echte automobile Neuigkeiten sucht, muss der CES 2016 nicht zwingend einen Abstecher gönnen. Viele Messestände enttäuschen und drängen zum Zeitvertreib in einem der zahllosen Spielcasinos. Auch wenn sich viele Autohersteller im innovativen Fluidum der ausgemachten Nerd-Messe präsentieren wollen, halten sich die spektakulären Innovationen in engen Grenzen. Das liegt nicht nur am Unwillen der Autohersteller, sondern insbesondere daran, dass auf der größten Unterhaltungsmesse der Welt Großkonzerne wie Samsung, Intel, Sony oder Casio das Sagen haben. Die Autohersteller kochen in der Nordhalle auf vergleichsweise kleinen Ständen ihr eigenes Süppchen und versuchen die eigenen, oftmals bereits vorgestellten Produkte so visionär wie möglich mit der IT- und Computerindustrie zu verquicken. Egal, ob man am Stand von Ford, Mercedes, Audi, Volkswagen sowie Kia vorbeischaut oder das BMW-Zelt auf dem Vorplatz des kunterbunten Convention Centers von Las Vegas besucht - überall hört man Marken- und Entwicklungsverantwortliche die Wichtigkeit der CES für die Autobranche betonen. "Die Zukunft gehört dem digitalen Auto, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht", so Mercedes-Entwicklungs-Chef Dr. Thomas Weber. Dafür sind die echten Innovationen an den Ständen selbst - nicht nur bei Mercedes - dünner denn je. Auch Ford, Audi, BMW, Kia oder General Motors glänzen nicht gerade mit spektakulären Neuheiten, sondern schenken zumeist altbekannten Hightech-Wein in frischen Schläuchen aus.

Bleibt die Frage, ob man als Autohersteller auf der CES wirklich dabei sein muss, um sich als innovatives Zukunftsunternehmen darzustellen oder es einfach chic ist, mehr als eine reine Autofirma zu sein? Messestars wie der BMW i8 Spyder, ein Audi e-tron quattro concept, das Mercedes Intelligent Aerodynamic Automobil, Fords cooler GT, der aus Seoul bekannte Kia Novo oder ein Toyota Kikai hat man durchweg schon auf anderen Automessen in Augenschein genommen. Hier sticht ein Modell wie der VW Budd-e mit seinem 317 PS starken Elektro-Allradantrieb als Nachfolger des legendären VW Bully ebenso aus der Reihe wie die Weltpremiere des nächsten Elektro-Hoffnungsträgers Chevrolet Bolt. Doch wer allein nach neuen Autos sucht, hat die CES auch bei der 2016er Auflage nicht verstanden. Vielmehr geht es um hochauflösende Displays, Lichtmodule, neueste Bedienkonzepte und - weniger sexy denn je - um Prozessoren und Kleinstmodule. So heißen die Stars in der Spielerstadt nicht Audi, BMW, GM, Mercedes, Kia oder Volkswagen, sondern NVidia, Intel oder Qualcomm.

"Das Interieur der Zukunft wird die Art und Weise, wie unsere Kunden etwas im Fahrzeug bedienen und erleben komplett verändern", erläutert Ricky Hudi, Leiter Entwicklung Elektrik/Elektronik bei Audi, "wir entwickeln unser erfolgreiches Virtual Cockpit zum Virtual Dashboard weiter und schaffen eine vollkommen neue Erlebniswelt für unsere Kunden." Viel wichtiger als die Autos, deren Antriebe und Design selbst scheinen die Interieurs zu werden. Die CES 2016 zeigt eindrucksvoll, wie die zahllosen Innovationen der nächsten Jahre über Multimedia bis hin zum autonomen Fahren bedient werden. Feste Schalter und Bedienmodule sind längst passé - das zeigen nicht nur die Autohersteller, sondern auch Zulieferer wie Delphi oder Bosch. VW E-Golf, VW Budd-e, BMW i8 Spyder oder das Zukunftsinterieur des neuen Audi A8 zeigen eindrucksvoll, dass Touch-Oberflächen, Gesten- und Sprachsteuerungen die automobile Zukunft ebenso gehört wie dem autonomen Fahren, das in der Automotive Halle Nord des Las Vegas Convention Centers an nahezu jedem Stand ein heißes Thema ist.

Chevrolet sorgt auf der Hightech-Show derweil mit dem Bolt (dt. auch Blitz) für Aufsehen. Das Elektromobil hat eine Reichweite von rund 320 Kilometern, soll in den USA rund 30.000 Dollar kosten und noch dieses Jahr auf den Markt kommen. "Der Bolt ist nicht nur ein Auto, sondern auch eine upgrade-fähige Plattform", strahlt GM-Chefin Mary Barra bei der Präsentation. Damit sollen vor allem die Onstar-Konnektivität-Dienste auf dem neuesten Stand gehalten werden und so der Fahrer nie das Gefühl haben, in einem alten Auto zu sitzen. Technisch bietet der Kompaktwagen einiges: Die Batterie kann in 60 Minuten zu 80 Prozent geladen werden und im Rückspiegel werden Bilder einer Weitwinkel-Kamera wiedergegeben. Da die Batterie-Packs in das Fahrzeugkonzept integriert sind, gibt es auch keine Kompromisse beim Platz.

Ford widmet sich abseits der Vernetzung von Auto und Haushalt verstärkt ebenfalls dem autonomen Fahren, holt aber zunächst nicht Google ins Boot. Im Vorfeld der Messe gab es Spekulationen, dass die beiden amerikanischen Firmen eine Allianz eingehen und dies auf der CES verkündet würde. Jetzt intensiviert Ford seine Entwicklungsarbeit: Damit die Marke mit der blauen Pflaume auf dem Kühlergrill nicht den Anschluss verliert, wird die Testflotte der Robo-Autos zehn auf 30 Fahrzeuge verdreifacht. Manchmal müssen eben auch in Las Vegas die kleinen Botschaften reichen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Nächste Woche findet schließlich in Motor Town Detroit die erste große Automesse des Jahres statt. Da will in Las Vegas - abseits der Spieltische - nicht jeder sein volles Blatt aufdecken. Der Wunsch von Messechef Gary Shapiro, dass die CES der NAIAS in Detroit den Rang abläuft, dürfte bei diesem Neuigkeitswert noch viele Jahre auf sich warten lassen.

Quelle: Autoplenum, 2016-01-07

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