Tradition: Der PSA-Konzern und seine deutsche Geschichte - Vom Plagiat bis zur Zusammenarbeit (Kurzfassung)
Die deutsch-französische-Freundschaft ist in Sachen Automobil schon rund 130 Jahre alt. Der Einstieg von PSA beim Rüsselsheimer Autobauer Opel dürfte nun für eine Intensivierung sorgen. Ein Rückblick auf Jahrzehnte der gemeinsamen Geschichte, in der es aber auch immer wieder Zank und Zwist gab. Etwa um einen Laubfrosch und sein gelbes Pendant.
Citroen hatte Anfang der 1920er-Jahre mit dem stets zitronengelb lackierten Kleinwagen Typ 2 eines der ersten bezahlbaren Autos in Europa auf den Markt gebracht. Das gelang auch, weil die Franzosen zu den Pionieren bei der Fließbandproduktion gehörten. Opel zog 1924 nicht nur bei der effizienten Arbeitsweise nach, sondern bot mit dem Modell 4 PS auch gleich ein nahezu identisches Auto an. Größter Unterschied: Statt in Gelb fuhr der „Laubfrosch“ genannte Kleinwagen in Grün vor. Die deutschen Gerichte wiesen die Plagiatsbeschwerde von Citroen zwar zurück, trotzdem war die Kopie so eindeutig, dass der Fall heute als eine mögliche Deutung des Spruchs „Dasselbe in Grün“ gilt.
Citroen rivalisierte auch weiterhin mit Opel und eröffnete 1927 in Köln ein Werk für „Deutsche Citroen“. Lange liefen die Bänder dort jedoch nicht. Schon 1935 schloss das Werk aufgrund der sich rapide verschlechternden politischen Situation wieder. Peugeot dagegen ernannte die „Kraftwagen Handelsgesellschaft Kochte & Rech" in Saarbrücken noch 1936 zum offiziellen deutschen Importeur. Allerdings blieben selbst die Stückzahlen der gefeierten Stromlinienmodelle 302 und 402 dreistellig. Den endgültigen Durchbruch in Deutschland sicherten Citroen und Peugeot erst Nachkriegsmodelle.
Vor allem mit dem vom Stardesigner Pininfarina perfekt proportionierten Pontonmodell 403 hatte Peugeot ab 1955 einen Erfolgstyp im Programm. Als dann noch auch der Peugeot 404 im ultraschicken Trapezliniendesign startete und die futuristische DS von Citroen zum angesagtesten Auto deutscher Intellektueller wie Heinrich Böll avancierte, erreichten Peugeot und Citroen in der oberen Mittelklasse gemeinsam erstmals ebenso so viele Zulassungen wie Mercedes mit dem Typ 190.
Zu einem Wendepunkt in der Geschichte der gallischen Automobilbauer wurde das Jahr 1974. Während die erste Ölkrise Citroen in Deutschland zu Rekordzulassungen verhalf – nicht zuletzt dank des 2 CV (der „Ente“) als Kultmodell der Jugend- und Studentenbewegung – lag die Marke mit dem Doppelwinkel in Frankreich finanziell am Boden. Was im Sommer 1974 zur Übernahme durch Peugeot führte, aus der zwei Jahre später der PSA-Konzern hervorging. 1978 übernahm Peugeot die europäischen Töchter des amerikanischen Chrysler-Konzerns (Simca mit Matra und die englischen Rootes-Marken) und wurde der größte Autobauer Europas.
Doch die neue Marktgröße half Peugeot damals nicht. Was den PSA-Strategen heute bei einer Übernahme von Opel vielleicht zu denken gibt. Denn schon 1980 befand man sich aufgrund viel zu hoher Kosten im Überlebenskampf. Am Ende war der geniale Peugeot 205 der Retter. Popularisierte dieser doch ab 1983 den Diesel im Kleinwagen und war er sogar in Deutschland über Jahre meistverkauftes Auto im Importsegment.
Noch Anfang des neuen Jahrtausends zählte PSA Peugeot Citroen hierzulande zu den stärksten Importeuren. In den letzten Jahren jedoch und im härteren Konkurrenzumfeld, etwa durch die Koreaner, verpassten die Gallier den Anschluss. Zudem fehlte es PSA lange an den besonders angesagten SUV. Dies ändert sich nun nachhaltig – in Kooperation mit Opel. Und als Plagiate kann man heutige Technik-Geschwister wie Opel Crossland X und den kommenden Peugeot 2008 oder das Pärchen Grandland X/5008 wohl kaum mehr bezeichnen. So schließt sich letztlich ein Kreis.
Die Geschichte der französischen Autohersteller Peugeot und Citroen in Deutschland ist lang und wechselvoll. Und auch zum aktuellen Übernahmekandidaten Opel gibt es eine pikante Episode.
Quelle: Autoplenum, 2017-02-28
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