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Testbericht

Stefan Grundhoff, 6. April 2015
Konkurrenzfähige US-Autos auf dem europäischen Markt? Was vor Jahren undenkbar erschien, wird langsam zum Trend. Kein Wunder, denn die Amerikaner werden moderner denn je.

Die Zeiten, in denen allein betagte Starrachsen, mächtige V8-Triebwerke und martialisches Design die Kernwerte der amerikanischen Autoindustrie ausmachten, sind vorbei. Nach der Krise zum Jahrzehntewechsel haben sich Ford, General Motors und Chrysler fitter denn je für neue Zukunftsaufgaben gemacht. Längst werden immer mehr uramerikanische Modelle nicht nur für den heimischen US-Kontinent, sondern auch für den chinesischen Massenmarkt und selbst das anspruchsvolle Europa entwickelt. Das rechtfertigt hohe Entwicklungskosten, erhöht die Absatzchancen und sorgt für ein innovatives Image.

Einst blubberten Spartenmodelle wie den Ford Mustang, ein Cadillac Escalade oder der Buick Regal allein in den USA. Viel Leistung, gigantischer Durst, Platz ohne Ende und alles andere als zeitgemäße Technik waren die Eigenschaften der luxuriösen, aber wenig anspruchsvollen Fahrzeuge. Das war gestern. Auch die großen drei US-Marken, von denen die Chrysler Group mittlerweile von Fiat verschlungen wurde, haben sich mehr denn je einer zunehmenden Globalisierung und den höchst unterschiedlichen Marktbedürfnissen angepasst. Kein Wunder, dass der legendäre Ford Mustang in diesem Frühjahr erstmals nicht nur über US-Importeure seinen Weg nach Europa findet, sondern auch beim Ford-Händler um die Ecke zu erwerben ist, wo auch Mondeo, Fiesta und Focus um die Gunst der Kunden buhlen. Eingefleischte Fans von Ponycars werden sich für den blubbernden Mustang V8 entscheiden, doch auch eine Vierzylindervariante soll den Weg in die europäischen Herzen ebnen. Schließlich garantieren 310 PS sportliche Fahrleistungen und die einst trampelnde Hinterachse ist Vergangenheit.

Der Ford Mustang ist eines der besten Beispiele, wie die US-Marken ihr Portfolio über Europa in die Welt ausrollen. Ford legt Ende dieses Jahres mit dem Edge gleich noch einen Crossover nach, der irgendwo zwischen BMW X3 und X5 um europäische Käufer wirbt. Ähnlich wie Ford macht es General Motors. Der Buick Regal, einst ein historisches US-Kantholz mit Youngtimertechnik, ist ein kaum sichtbar modifizierter Opel Insignia - entwickelt und kreiert in Rüsselsheim. Neben dem Range-Rover-Konkurrenten Escalade bringt Cadillac ab Anfang 2016 auch die neue Luxuslimousine des CT6 nach Europa, um dort gegen BMW 7er, Audi A8 und Mercedes S-Klasse zu bestehen.

Marktchancen haben die US-Modelle nicht nur durch ein zunehmend europäisiertes Design mit allerdings unverkennbarem US-Charme, sondern auch durch eine Technik, die der europäischen in kaum etwas nachsteht. Bei Fahrwerkskomponenten, Getrieben und zahlreichen Fahrzeugmodulen orientieren sich die großen US-Firmen durch die weltweit operierenden Zulieferer nunmehr schamlos an den anspruchsvolleren Technologien, die ihnen insbesondere die deutsche Premiumliga oder der Volkswagenkonzern vorgelebt hat. Da überrascht es kaum, dass zukünftige Cadillac-Modelle nicht nur mit blubbernden V8-Triebwerken, sondern auch modernsten Turbodirekteinspritzermotoren an den Start gehen. Der neue Cadillac CT6 wird in seiner Topversion beispielsweise von einem doppelt aufgeladenen V6-Kraftpaket mit 400 PS und 543 Nm Drehmoment angetrieben. Achtzylinder, die einstigen Volumenherzen, sind gar nicht mehr im Angebot. Dafür sogar einen wenig einladenden Vierzylinder-Turbo mit 265 PS. Für alle Varianten gibt es Achtstufenautomatik, modernste Assistenzsysteme und optional Allradantrieb - vor Jahren undenkbar.

Ähnlich auf der Höhe präsentieren sich die US-Modelle bei Fahrwerkabstimmungen und Sicherheitssystemen. Die Zeiten, in denen die wankend und schwankend butterweich über die amerikanischen Highways ging, scheinen sich langsam dem Ende zu neigen; selbst wenn der Anspruch der US-Kunden an Komfort und Fahrdynamik nach wie vor ein anderer ist, als in Deutschland, England oder Italien. Die strengen Vorschriften in Sachen Kraftstoffverbrauch und Unfallsicherheit sorgen dafür, dass sich Chevrolet, Ford, Buick oder Chrysler auch hier den europäischen Modellen von Volkswagen, BMW, Audi oder Peugeot annähern.

Der Trend zur automobilen Globalisierung geht selbst am liebsten Kind der Amerikaner nicht spurlos vorbei. Denn die mächtigen Full-Size-Pick-Ups wie Ford F-150, Chevrolet Silverado, Dodge Ram oder Toyota Tundra sind mittlerweile nicht nur mit blubbernden Achtzylindern und betagten Leiterrahmen-Konstruktionen unterwegs, sondern zeigen sich moderner denn je. Der Ford F-150 als eines der meistverkauften Autos der Welt speckte in seiner aktuellen Generation durch seine Aluminiumkarosse rund 300 Kilogramm ab und konnte seinen Verbrauch mit dem 325 PS starken 2,7-V6-Massentriebwerk an die Zehn-Liter-Marke drücken. Vor Jahren war man mehr als doppelt so durstig unterwegs. Doch so sehr sich die US-Hersteller in den vergangenen Jahren globalisiert und internationalisiert haben; auf den Dieselzug, der in Europa unverändert volumenstark durch die Nationen rattert, springt keiner der großen Drei auf. Das dürfte sich angesichts der immer effizienter werdenden Turbobenziner und des einsetzenden Trends zu Plug-In-Hybriden kaum ändern.

Quelle: Autoplenum, 2015-04-06

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