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Testbericht

Stefan Grundhoff, 10. Oktober 2011
Oldtimer-Rallyes erfreuen sich in den letzten Jahren einer gigantischen Beliebtheit. Doch nicht alle Fans automobiler Fahrzeughistorie wollen bei Schlauchprüfungen und geheimen Wertungen um Sekundenbruchteile und gläserne Mini-Pokale kämpfen. Wochenend-Ausfahrten sind der neueste Trend.

Im Schatten der renommierten Oldtimerveranstaltungen wie Silvretta Classic, Ennstal Classic und Mille Miglia hat sich zunehmend eine nicht ganz neue Freizeitbeschäftigung gebildet: die automobilen Wochenend-Ausfahrten. Diese Wochenendbeschäftigung hatte sich bereits in den 50er Jahren einen festen Platz im Nachkriegs-Terminkalender erobert. Damals wurde nicht mit einem Oldtimer, sondern schlicht mit dem eigenen Fahrzeug der Sonntag vergoldet. Der Höhepunkt des Wochenendes war nicht der Sonntagsbraten oder der Ausflug zur Schwiegermutter, sondern nicht selten eine Fahrt mit dem eigenen Auto. Mit dem am Samstagvormittag auf Hochglanz gebrachten VW Käfer oder Opel Kadett wurde ein Ausflug ins Umland gemacht; bevorzugt nicht zu einer besonderen Destination. Der Weg war das Ziel.

Das sieht mehr als ein halbes Jahrhundert später nicht viel anders aus. Längst reicht dafür nicht mehr der eigene fahrbare Untersatz, mit dem unter der Woche ins Büro oder zu Freunden gefahren wird. In immer mehr Haushalten haben sich Old- oder Youngtimer ins Herz der Familienmitglieder gefahren. Mit diesen geht es bevorzugt am Wochenende auf große oder kleine Tour. Der Kreis der eigenen Mitbewohner ist für eine unterhaltsame Ausfahrt von daheim dabei jedoch längst nicht mehr das rechte Umfeld. Im Schatten von wettbewerbsmäßig organisierten Oldtimerveranstaltungen hat sich eine neue Szene etabliert. Luxushotels, Interessensgemeinschaften und automobile Markenclubs organisieren meist zwischen April und Oktober Ausfahrten von Gleichgesinnten, bei denen Sekunden ebenso wenig zählen wie metergenaue Roadbooks, geheime Wertungsprüfungen und exakte Startzeiten.

„Die Leute die an einer Veranstaltung wie unseren Interalpen Classic Car Days teilnehmen, wollen keinen sportlichen Wettbewerb“, erzählt Andreas Dorsch von Matchpoint PR, die eine der renommiertesten Veranstaltungen im Interalpen Hotel bei Telfs durchführen, „es geht vielmehr darum, mit seinem Oldtimer durch schöne Landschaften zu fahren, gut zu Essen und einfach gemeinsam die Zeit zu genießen.“ Dabei können sich die Teilnehmerfahrzeuge bei den Interalpen Classic Car Days durchaus sehen lassen. Jaguar E-Type Cabrio, Mercedes 220 SE Coupé, Ford T-Modell, ein historischer Ford Mustang oder ein Cadillac Convertible 62 bekommt man auch in Tirol nicht alle Tage zu sehen. Mit denen wird lässig durch die sehenswerten österreichischen Berglandschaften gecruist. Genaue Durchfahrtszeiten oder eine exakte Routenführung interessieren nicht einmal am Rande. Es gibt gemeinsame Malzeiten, lokale Attraktionen an Schlössern oder Seen und nicht nur durch den Sonnenschein nur strahlende Gesichter.

Das sieht ein paar Wochenenden später im westlichsten Teil Deutschlands kaum anders aus. Die Youngtimer-Rallye Creme 21 feiert diesmal rund um die Nürburg ihre zehnte Auflage. Während bei den Classic Car Days in Tirol nur rund 30 Fahrzeuge durch die Tiroler Bergwelt flanierten, sind es hier über 140 Fahrzeuge der Baujahre 1968 bis 1989. Die Organisation ist lockerer, die Veranstaltung nicht derart exklusiv. Und doch ist das automobile Gedankengut beider Veranstaltung weitgehend identisch. Auch zwischen Eifel, Luxemburg und Saarland sind die Teilnehmer der Creme 21 Brüder im Geiste. Bestzeiten, Stoppuhren oder übertriebene Organisationsvorgaben interessieren hier niemanden – genau wie in Tirol. In das eigene Auto vernarrt sind sowieso alle. „Von 1371 bei Baur produzierten Kadett Aeros ist das die Nummer 1114, wie man auf dem Kennzeichen sehen kann“, strahlt Creme-21-Teilnehmer Detlef Hoffmann als es um seinen Opel Kadett Aero aus dem Jahre 1978 geht, „angetrieben wird mein Kadett von einem 2,2-Liter-Triebwerk mit Fünfgangschaltung aus einem Calibra.“ Unter 1.000 Kilogramm Leergewicht sorgen für sportlichen Vortrieb und „bis zu 185 km/h Spitze mit dieser Hinterachse.“

Die pseudo-alternative Creme-21-Rallye dauert lange fünf Tage. Da sind die Interalpen Classic Cars Days an einem Wochenende deutlich kompakter. Auch die Wegstrecke von über 900 Kilometern wäre den meisten Teilnehmern wohl zu üppig. Doch auch hier stehen am Ende des Wochenendes mehr als 300 Kilometer auf dem Tacho. Mercedes 300 SL Flügeltürer, Jaguar E-Type oder einen roten Über-Cadillac sucht man auf der Landstraßen-Tour zwischen Eifel und Rhein-Main vergeblich. Hier heißen die automobilen Stars Ford Granada 2.8i Ghia, BMW M 535i oder Mercedes SL der Baureihe W 107. Den gab es übrigens auch auf den Classic Car Days zu bestaunen – alles andere als ein Zufall. Für meisten Teilnehmer beider Events sind die Veranstaltungen nicht die einzigen im jährlichen Kalender. Wochenendausfahrten sind eben wieder in. Wie in der 50er – nur anders.

Quelle: Autoplenum, 2011-10-10

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