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Testbericht

20. Mai 2010
Barcelona, 19. Mai 2010 - 50 Prozent Hybridquote will Toyota im Jahr 2015 bei seinen Verkäufen erreichen. Ein ambitioniertes Ziel, auch wenn bei der Partnermarke Lexus bereits die meisten Autos mit Doppelantrieb vom Band laufen. Bisher war das Hybridangebot bei Toyota selbst auf den Prius beschränkt. Für Kunden, die eine konventionellere Karosserie haben wollen, bietet Toyota ab dem 18. September 2010 den Auris HSD mit Hybridsystem an. Wir haben das Auto bereits jetzt getestet. 136 PS, aber gefühlt nur 100 Äußerlich ist der Auris HSD fast identisch mit den Normalmodellen. Die Hauptunterschiede beschränken sich auf ein paar Logos und Schriftzüge an der Karosserie sowie einigen Spezialitäten im Innenraum. Unter der Haube arbeitet das gleiche leistungsverzweigte Hybridsystem wie im größeren Prius. Es besteht aus einem 1,8-Liter-Benziner mit 99 PS und einem 82 PS starken Elektromotor sowie einer Nickel-Metallhydrid-Batterie. Zusammen ergibt sich eine Systemleistung von 136 PS. In der Praxis fühlt sich den Antrieb allerdings nicht nach fast 140 PS an, sondern eher wie 100 PS. Vor allem auf der Autobahn geht dem Auto schnell die Puste aus. Unser Schlüsselerlebnis: Bei 100 km/h Vollgas geben, um an einem Kleinwagen vorbeizuziehen. Dabei brüllt der Motor auf wie ein Löwe, die Instrumentenzeiger spielen fast verrückt, aber die erzielte Beschleunigung ist minimal. Mühsam quält sich die Tachoanzeige auf 130 hoch. Japaner fahren langsamer Dabei spurtet das Auto laut Datenblatt in 11,4 Sekunden auf Tempo 100, ein durchaus ordentlicher Wert. Und das Maximaltempo wird mit 180 km/h angegeben. Shinichi Yasui, der Auris-Chefingenieur, dem wir später unsere Eindrücke schildern, meint, offensichtlich wäre für Europäer der Vortrieb extrem wichtig.

Etwas schlappe Bremsen Japaner mögen es lieber sanft, erklärt er, Komfort steht im Vordergrund. Sie fahren defensiver und langsamer als wir. Auf der Landstraße sind nur 60 km/h erlaubt, auf den Autobahnen in der Regel nicht mehr als 100 km/h. Das erklärt so einiges. Bei moderatem Tempo ist der Auris HSD ein recht angenehmer Zeitgenosse. Das Fahrwerk ist ordentlich abgestimmt, vielleicht etwas weicher als etwa ein VW Golf. Die Bremsen allerdings sprechen nicht gerade giftig an, um es diplomatisch auszudrücken. Nur 3,8 Liter Benzin Ebenfalls angenehm ist der Verbrauch: Toyota gibt ihn mit 3,8 Liter auf 100 Kilometer an, und zwar unabhängig davon, ob innerorts oder über Land gefahren wird. Auf unseren beiden Ausfahrten brauchte das Auto laut Bordcomputer einmal 5,5 und einmal 4,4 Liter auf 100 Kilometer. Nicht schlecht. Und der Herstellerverbrauch ist für ein Auto, das mit Ottokraftstoff angetrieben wird, nicht nur gut, sondern Spitze: Kein anderes Benzinmodell ist so sparsam. An Stelle zwei und drei stehen der Prius mit 3,9 Liter und der iQ 4,3 Liter - lauter Toyotas also. Vergleicht man mit Dieseln, sieht es allerdings anders aus. Hier liegt der Rekord bei 3,3 Liter auf 100 Kilometer - so wenig brauchen der Smart Fortwo 0.8 cdi und der VW Polo 1.2 TSI BlueMotion. Und es gibt eine ganze Menge Fahrzeuge, die weniger als 3,8 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen. Wer also nur Spritkosten sparen will, ist mit einem Selbstzünder besser beraten. Eine Alternative wäre zum Beispiel ein Ford Focus 1.6 TDCi Econetic mit 109 PS, der mit Start-Stopp-System 3,8 Liter pro 100 Kilometer verbrauchen soll. Wer ausschließlich in der Stadt fährt, hat vielleicht aber sogar am Auris HSD mehr Tankspaß: Der Ford verbraucht zwar außerorts nur 3,4 Liter, innerorts aber 4,5 Liter. Wie eine stufenlose CVT-Automatik Im Innenraum fällt zuerst der stummelartige, blaue Wahlhebel der Automatik auf. Wie der Prius besitzt auch der Auris HSD ein Getriebe, das sich für den Fahrer anfühlt wie eine stufenlose CVT-Automatik, auch wenn es sich in Wirklichkeit um ein technisch kompliziertes Planetengetriebe-System handelt.

Lautlos los Am Wahlhebel aktiviert man nur den D-Modus und rollt schon los - bei geringem Pedaleinsatz lautlos, denn der Auris HSD fährt bis zu zwei Kilometer rein elektrisch. Mit einem der drei Schalter neben dem Wahlhebel können die Betriebsarten EV, Eco und Power gewählt werden. Der Modus EV steht für das elektrische Fahren. Er wird automatisch deaktiviert, wenn die Batterie leer ist, wenn man schneller als 50 km/h fährt oder zu stark beschleunigt. Im Power-Modus reagiert das Gaspedal schneller auf den Fahrertritt, während der Eco-Modus die verbrauchsoptimierte Betriebsart ist. Zusätzlich gibt es einen Normalmodus. Eingeschränkter Kofferraum Auf den Vordersitzen ruht man ganz kommod, wenn auch der Seitenhalt nicht groß ist. Auf den Rücksitzen ist auch für Erwachsene viel Platz. Gespannt waren wir auf den Platz im Kofferraum. Nach dem Öffnen der Klappe sind wir zunächst ziemlich ratlos: Wo sollen wir unsere zwei Flugzeug-Trolleys unterbringen? Hinter den Rücksitzen ist eine rund 20 Zentimeter hohe Box eingebaut, unter der sich die Batterie verbirgt. Näher am Fahrzeugende klafft eine Vertiefung, und in der bringen wir schließlich unsere Koffer hochkant stehend unter. Gut nutzbar ist der Kofferraum so nicht. Besser wäre es, wenn es einen Einlegeboden gäbe, mit der man die Vertiefung abdecken könnte. Nach dem Umklappen der Rücksitze ergäbe sich dann eine perfekt ebene Ladefläche. Das Kofferraumvolumen schrumpft in Normalkonfiguration von 354 auf 310 Liter, nach dem Umklappen stehen 1.290 statt 1.335 Liter zur Verfügung. Die Zahlen gehen in Ordnung, doch subjektiv wirkt der Kofferraum klein und schlecht nutzbar. Ab knapp 23.000 Euro - mit vielen Extras Den stets fünftürigen Auris HSD gibt es ab 22.950 Euro. Er ist damit rund 2.500 Euro günstiger als der Basis-Prius, aber etwa 3.000 Euro teurer als der billigste Honda Insight. Dabei ist schon die Grundausstattung des Auris HSD umfassend. Ein ESP und sieben Airbags sind Serie, genauso wie ein LED-Tagfahrlicht, Nebelscheinwerfer, 15-Zoll-Aluräder, elektrisch einstellbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorn und hinten, eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung und sogar eine Klimaautomatik sowie ein MP3-fähiges CD-Radio.

Executive für knapp 25.000 Euro Damit ist der Auris HSD hervorragend ausgestattet, und viel mehr braucht man eigentlich nicht. Eine Metallic-Lackierung kostet 490 Euro Aufpreis. Wer mehr Luxus haben will, wie zum Beispiel eine Licht- und Scheibenwischerautomatik, einen Tempomaten, eine Rückfahrkamera und ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem, kauft den Auris HSD Executive für 24.950 Euro. Preislich auf Diesel-Niveau Mit seiner Basisversion liegt der HSD Life etwa auf dem Niveau von ähnlich starken Dieselmodellen. So ist der Auris mit Zweiliterdiesel und 126 PS fünftürig ab 22.100 Euro zu haben. Der erwähnte Ford Focus 1.6 TDCi Econetic mit Start-Stopp-System kostet 22.425 Euro. Insgesamt müssen wir sagen: Auch wenn der Ford nur 109 PS hat, würden wir ihn oder einen anderen Selbstzünder dieser PS-Klasse vorziehen. Damit spart man an der Tankstelle Geld und man hat durch das typische hohe Drehmoment doch viel Spaß. Doch auch Toyota glaubt nicht, dass der Auris HSD ein Bestseller im Kompaktsegment wird. Der Hersteller rechnet in Deutschland mit 2.800 Stück im Jahr 2011. Weitere Modelle sollen folgen - Andeutungen zufolge wird das wohl als nächstes Modell den Yaris betreffen.
Technische Daten
Antrieb:Front
Getriebe:elektronisch gesteuerte, stufenlos variable Planetengetriebe-Automatik
Motor Bauart:1,8-Liter-Ottomotor, Atkinson-Ventilsteuerung, DOHC, und Elektromotor (Daten s. unten)
Hubraum:1.798
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:73 kW (99 PS) bei UPM
Drehmoment:142 Nm bei 4.000 UPM
Preis
Neupreis: 22.950 € (Stand: Mai 2010)
Fazit
Zunächst das Positive: Der Toyota Auris HSD ist das sparsamste, mit Ottokraftstoff betriebene Modell auf dem Markt. Das Fahrwerk ist ordentlich abgestimmt, Platz im Fond reicht auch für Erwachsene leicht aus und der Kofferraum ist trotz der Einschränkung durch die Batterie noch groß. Und der Preis ist nicht überhöht - er liegt auf der Höhe mit vergleichbaren Dieselmodellen, wobei der Auris HSD aber hervorragend ausgestattet ist.

Die negativen Seiten allerdings sind nicht zu übersehen: Der Vortrieb ist gerade im Vergleich mit einem Diesel enttäuschend: Vom Fahrer hört man wohl kaum ein "Boah", auch wenn der Motor beim Gasgeben oft "Hui" macht. Spaß macht das Hybridmodell also kaum. Außerdem lässt sich wegen der niedrigeren Kosten pro Liter mit einem einigermaßen sparsamen Selbstzünder mehr Geld an der Tankstelle sparen. Und der Kofferraum in der jetzt vorgestellten Konfiguration schlecht nutzbar. So empfiehlt sich der Auris HSD hauptsächlich Leuten, die fast nur in der Stadt fahren - dort ist der Verbrauch des Toyota deutlich niedriger.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: auto-news, 2010-05-20

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