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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 4. Dezember 2012
Toyota unternimmt mit dem neuen Auris den nächsten Versuch, den Golf vom Kompaktklassen-Thron zu stoßen. Die Japaner machen vieles richtig. Zum Klassenprimus reicht es aber noch nicht.

Vor fünf Jahren startete Toyota mit dem Auris eine Großattacke auf den VW Golf. Die Japaner waren so überzeugt von ihrem Auto, dass sie für eine Unmenge Geld jede verfügbare Werbetafel in Deutschland buchten. Trotz des immensen Einsatzes war der Erfolg des Auris hierzulande bislang überschaubar: rund 13.000 Modelle des Corolla-Nachfolgers finden jedes Jahr den Weg in hiesige Garagen.

Mittlerweile backt Toyota werbetechnisch kleinere Brötchen. Dabei hätte der neue Auris durchaus Trommelwirbel verdient. Die Japaner haben viele Schwächen des Vorgängers ausgemerzt und liefern ein gelungenes Auto ab. Das geht schon beim Aussehen los. Der bestenfalls barocke Auftritt des Vorgängers ist einem Design gewichen, das auch ohne doppelten Espresso einen zweiten Blick wert ist. Dass das Heck ein wenig dem koreanischen Konkurrenten Hyundai i30 gleicht, wenn stört es? Die Front mit dem schmalen Kühlergrill, der trapezförmigen unteren Schürze und dem stolz präsentierten Toyota-Wappen in der Mitte ist schon deutlich frischer als das bisher gewohnte. \"Dieses Design zeigt, wie zukünftige Toyotas aussehen werden\", erklärt Projektleiter Yasunori Suezawa. Na, das ist ja schon mal ein guter Anfang.

Nur müssen dem sportlichen Auftritt Taten folgen. Auch hier hat sich Suezawas Truppe mächtig ins Zeug gelegt. Die Karosserie wurde kräftig entschlackt, speckte bis zu 85 Kilogramm ab und ist auch verwindungssteifer als bisher. Wenn man noch hinzunimmt, dass der Japaner 55 Millimeter tiefer liegt, als der Vorgänger, sind schon einige Voraussetzungen für ein dynamisches Handling erfüllt. Das Fahrwerk wurde ebenfalls geschärft. Der getestete 1.6-Liter-Benziner hat eine Verbundlenker-Hinterachse verbaut. So fegt der Auris aktiv um die Ecke. Wankt weniger als der Vorgänger und ist dabei noch komfortabel. Die Lenkung erreicht nicht BMW-Niveau und gibt etwas wenig Rückmeldung. Das schwächste Glied in der Fahrdynamik-Kette ist der 132-PS-Benziner, der seine Kraft nur auf dem Datenblatt hat. Im sechsten Gang geht dem Motor bei einer Bergauffahrt schon mal die Puste aus. Da helfen auch die 160 Newtonmeter Drehmoment und ein Durchschnittsverbrauch von 5,7 Litern pro 100 Kilometer wenig. Hier muss einfach ein härterer Punch her.

Zumal man es sich im Auris durchaus gut gehen lassen kann. Dank der deutlich tieferen Sitzposition findet der Fahrer schnell einen passenden Abstand zu Lenkrad und Dach. Dabei ist das Gestühl durchaus bequem und auch hinter der ersten Reihe finden Erwachsene Platz. Apropos Raum der Kofferraum fasst jetzt 360 Liter und profitiert am meisten von dem Drei-Zentimeter-Längenplus der Karosserie. Legt man die Rücklehnen der zweiten Reihe um, bleibt eine Kante, die man aber durch einen höhenvariablen Ladeboden bequem ausgleichen kann. Stört nur noch die etwas zu hohe Ladekante.

Auch beim Innenraum machen die Japaner vergangene Plastik-Fehlgriffe vergessen. In der Top-Ausstattung \"Executive\" wechseln sich unterschäumte Flächen und mit Leder bezogene Armaturen ab. Auch das Lederlenkrad ist dick genug und liegt gut in der Hand. Im Detail gibt es beim Auris kleine Schwächen, die das positive Gesamtbild aber nur wenig trüben: Manche Plastikverkleidungen sind nicht über jeden Wertigkeitszweifel erhaben und die Digitaluhr versprüht im Jahre 2012 den Retro-Charme eines Atari-Spielcomputers im Zeitalter der Playstation 3.

Doch angesichts der fairen Preise lassen sich solche Nachlässigkeiten leicht verschmerzen: Für 15.990 Euro gibt es schon ein Einstiegsmodell mit 99-PS-Benziner sieben Airbags und elektrischen Außenspiegeln. Der Basis-Golf hat 14 PS weniger, kostet einen Tausender mehr, hat aber schon eine Klimaanlage an Bord. Für 22.500 Euro gibt es dann schon einen wirklich gut ausgestatteten Auris mit Einpark-Assistent, Tempomaten und einer Zweizonen-Klimaautomatik. Auf die Frage, warum denn Assistenzsysteme, wie Spurwechsel- und Toter-Winkelwarner nicht erhältlich sind, gibt Toyota eine kurze Antwort: \"Weil diese Systeme bei den Kunden in diesem Segment nicht gefragt sind.\" Das schaut beim Hybrid schon ganz anders aus: Knapp ein Drittel der für nächstes Jahr geplanten 15.000 Verkäufe sollen Stromer sein. Der kostet mindestens 22.950 Euro und ist damit 200 Euro billiger als der Zwei-Liter-Diesel, verbraucht trotz 136 PS Systemleistung 3,8 l/100 km und emittiert 87 g CO2/km. Ab dem 19. Januar steht der neue Auris beim Händler. Die Zeichen stehen gut, dass diesmal mehr Resonanz kommt, als bei der großangelegten Werbe-Offensive vor fünf Jahren.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2012-12-04

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