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Testbericht

Hanne Schweitzer/SP-X, 18. August 2016

Vornehme Zurückhaltung ist sicher nicht das erste, was man mit einem 270-PS-Kompaktsportler verbindet, der in der Spitze Tempo 250 fährt. Und doch charakterisiert diese Beschreibung den Peugeot 308 GTi ziemlich gut – zumindest, bis die linke Spur frei ist. Das kann man im Alltag durchaus schätzen lernen, wie unser Test zeigt.
 
Der Kennerblick entlarvt natürlich die großen Lufteinlässe an der Front oder die dominanten Endrohre als Sportmodell-Insignien. Auch liegt der GTi gut einen Zentimeter tiefer auf der Straße als die zahme Alternative. Doch weil die Franzosen auf Krawallo-Accessoires wie verbreiterte Kotflügel, dicke Frontschürze oder auffälligen Heckspoiler verzichteten, wirkt die Sport-Version immer noch elegant, man könnte auch fast sagen: brav.
 
Das muss kein Nachteil sein, es mag schließlich nicht jeder mit einer auch optisch aufgemotzten Krawallschachtel gesehen werden. Wer doch etwas mehr sportlichen Glamour braucht, für den bietet sich die Zweifarb-Lackierung „Coupe Franche“ an, die das vordere Ende des Kompakten in dunkles Rot, die hintere in Schwarz taucht (1.800 Euro Aufpreis).
 
Neben schwiegermuttertauglicher Optik beherrscht der Franzose auch die geräuscharme Heimfahrt in die Reihenhaussiedlung. Beim Druck auf den Startknopf grummelt der 1,6-Liter-Vierzylinder wohlig, macht aber längst nicht so viel Radau wie andere Boliden seiner Klasse. Was bei längerer Fahrt übrigens auch die eigenen Ohren dankbar quittieren. Wer es kerniger mag, drückt die „Sport“-Taste, dann herrscht zumindest im Innenraum mehr (per Computer erzeugtes) Geräusch.
 
Warum aber diese Zurückhaltung? Die Antwort kann nur lauten: Weil der 308 GTi die machohaften Poser-Allüren nicht nötig hat. Mag die Rückspiegel-Performance wenig beeindruckend sein, so ist der Gesichtsausdruck des Vordermannes beim Überholen umso überraschter, wenn der Kompakte bei 180 Sachen noch einmal giftig zum Beschleunigen ansetzt. Sein Drehmoment von 330 Newtonmetern liefert der GTi auf einem breiten Drehzahlband von 1.900 bis 5.000 Touren aus. Der 1,6-Liter-Turbobenziner, der aus dem Sportcoupé RCZ R weiterentwickelt wurde, leistet 200 kW/272 PS und ist der stärkste Vierzylinder, der jemals in einem Serienmodell der Marke zum Einsatz gekommen ist.
 
Maximal 250 km/h sind drin, damit platziert sich der GTi in seiner Liga oben. Konkurrenten wie Golf GTI (162 kW/220 PS, 29.625 Euro) oder Ford Focus ST (184 kW//250 PS, 29.400 Euro) sind auf dem Papier wenige km/h und beim Beschleunigen von Null auf 100 km/h auch einige Millisekunden langsamer als der Franzose: Er bewältigt den Standardsprint in glatt sechs Sekunden.
 
Ohnehin tritt der 308 vehement und willig an, die großen Bremsen halten die Leistung bei Bedarf exzellent im Zaum. Dank feinfühliger Lenkung lässt sich der GTi mit dem handlichen Lenkrad präzise steuern und dank serienmäßigem Torsen-Differenzial an der Vorderachse ohne Quietschen um die Kurven ziehen. Lediglich das Sechsgang-Getriebe dürfte etwas knackiger sein – die Kombination aus langen Schaltwege und recht langem Schaltknüppel sorgen nur bedingt für ein sportliches Gefühl. Den Normverbrauch von 6,0 Litern verfehlte der Kompakte im Test, wobei die erfahrenen 7,9 Liter sicherlich auch mit der Fahrweise zu tun haben.
 
Als Fahrer mit dem 308 GTi unterwegs, kann man fast vergessen, dass der Kompakte mit ausreichend Platz für zwei Erwachsene und 420 Litern Kofferraum ja auch ein ziemlich alltagstaugliches Auto ist. Eines, in dem man gerne auch längere Strecken fährt - ist doch sein Fahrwerk ist für die üblichen Kompakt-Sportler-Belange ausreichend straff, aber längst nicht so hart wie andere. So dass auch eine lange Fahrt auf einer nicht just frisch geteerten Autobahn die Insassen nicht zum Massage-Fall werden lässt.
 
Innen hat sich der Kompakte schick gemacht, beispielsweise mit roten Ziernähten, die auch die genarbte Plastik-Verkleidung durchziehen, oder Alu-Pedalerie. An das überdurchschnittlich kleine Lenkrad, über das hinweg der Fahrer auf die Instrumente blickt, hat man sich schnell gewöhnt, auch der GTi lässt sich damit einwandfrei steuern. Gut gefällt, dass das Navi Richtungshinweise auch im Display neben dem Tacho anzeigt. Weniger gut, dass es eine gefühlte Ewigkeit dauert, bis das Infotainmentsystem hochgefahren ist und das Bild der Rückfahrkamera zeigt – meist ist man dann schon mit dem Ausparken fertig.  
 
34.950 Euro für den 308 GTi klingt auf den ersten Blick im Wettbewerbsumfeld happig, relativiert sich aber etwas beim Blick auf die Ausstattungsliste: Von Navi über LED-Scheinwerfer, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Multifunktionslederlenkrad bis zu 19-Zoll-Leichtmetallfelgen ist der Kompakte umfassend ausgestattet. Wer will, wählt beispielsweise Sitzheizung (290 Euro) oder Rückfahrkamera (280 Euro) hinzu. In Sachen Preis und Leistung positioniert sich der Franzose recht geschickt zwischen den beiden Sportversionen des Golf, GTI und R (221 kW/300 PS, 39.500 Euro). Und hier dürfte er auch seine Zielgruppe suchen: Nicht Mainstream, aber gut situiert, mit Lust auf PS-Power und absolut ohne Hang zum Protz.
 

Peugeot 308 GTi  - Technische Daten
Fünftürige, fünfsitzige Kompaktlimousine; Länge: 4,25 Meter, Breite: 1,80 Meter (mit Außenspiegeln: 2,04 Meter), Höhe: 1,45 Meter, Radstand: 2,62 Meter, Kofferraumvolumen: 420 Liter

1,6-Liter-Turbobenziner, 200 kW/272 PS, maximales Drehmoment: 330 Nm bei 1.900 - 5.000 U/min, Vmax: 250 km/h, 0-100 km/h: 6,0 s, Normverbrauch: 6,0 l/100 km, CO2-Ausstoß: 139 g/km, Testverbrauch: 7,9 Liter, EU 6, Energieeffizienzklasse: C.
Preis ab 34.950 Euro

Kurzcharakteristik:
Warum: ein gutes Gesamtpaket aus Power und Alltagstauglichkeit
Warum nicht: es gibt günstigere Angebote mit mehr Prestige
Was sonst: Golf GTI, Seat Leon Cupra, Ford Focus ST

Heute Sportwagen, morgen Familienurlaubs-Auto: Der Peugeot 308 GTi findet den Mittelweg.

Fazit
Heute Sportwagen, morgen Familienurlaubs-Auto: Der Peugeot 308 GTi findet den Mittelweg.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-08-18

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