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Testbericht

18. Mai 2010
Notzing, 19. Mai 2010 - Deutschland bekommt 55, Finnland nur einen: Der Ford Focus RS500 ist ein rares Gut. Insgesamt bauen die Kölner 500 Exemplare des mit 350 PS stärksten Fronttrieblers der Welt. 101 gehen ins RS-verstrahlte England, aber wir haben uns eines der deutschen Modelle gepackt und dieses durch Stadt, Land und über die Autobahn gejagt.

Matte Tarnung auffällig Der RS500 ist immer dreitürig und immer schwarz. Nachdem er als RS vom Band gelaufen ist, wird er per Hand zum RS500 veredelt und dann zum Klebstoff-Spezialisten 3M geschickt. Dort bekommt der Wagen seine matte Folie, die ihm dieses Stealth-Aussehen verleiht. Natürlich ist der RS500-Fahrer damit nicht vor Radar-Fallen sicher und schon gar nicht vor den Blicken der Leute: So ziemlich jedem fällt der dunkle Kompakt-Flieger auf, alle verdrehen sich die Hälse. Der gigantische, in schwarzen Glanzlack getauchte Dachkanten-Heckspoiler und der aus dem gleichen Farbtopf stammende blockmäßige Diffusor sowie die Endrohre, die jedes Ofenrohr zum Weinen bringen, fallen an dem matt schimmernden Wagen noch mehr auf als schon beim Basis-RS.

Top-Sitze und Plakette Nummer Fünf lebt - eine Plakette in der Mittelkonsole verrät uns, welches Fahrzeug aus der 500er-Produktion wir erwischt haben. In einem Zusatz-Instrument können wir den aktuellen Turbo-Druck ablesen - ständig müssen wir gegen den inneren Ansporn ankämpfen, den Zeiger wieder nach rechts in Bewegung zu versetzen. Das rote Recaro-Sportgestühl des RS500 ist vom Allerfeinsten: Seitenhalt wird sowohl für den Rücken als auch für die Beine rennstreckentauglich geboten - und trotzdem sind die Sitze ausgesprochen bequem und langstreckentauglich. Die Lehne der Rückbank lässt sich auch bei diesem Boliden asymmetrisch geteilt umklappen, wobei nicht mal annähernd ein ebener Laderaum entsteht - aber ein paar Liter mehr Kofferraum sind allemal drin.

Alles an die Front 350 PS und ein maximales Drehmoment von 460 Newtonmeter fallen hemmungslos über die Vorderachse her - und diese zeigt sich weitestgehend unbeeindruckt. Natürlich spüren wir ein paar Lenkeinflüsse - aber für den aktuell mit Abstand stärksten Fronttriebler dieses Planeten ist dies beinahe vernachlässigbar. Allerdings würden wir uns die Lenkung in so einem ausgemachten Sportwagen noch etwas direkter wünschen. Beeindruckend ist hingegen wieder die Traktion: Nur beim hastigen Anfahren drehen die Räder kurz durch, ansonsten wird die Leistung souverän in Vortrieb umgewandelt. Die Abstimmung ist erwartungsgemäß knallhart - jedes bisschen Weichheit würde zu dem finsteren Renner auch nicht passen. Der Agilität und Kurvenlage kommt dies zugute - der Kompakte lässt aggressiv um die Ecken ballern, ohne durch quietschendes Rutschen zu nerven. Diese beinahe gutmütige Härte geht mit den genau richtigen Bremsen einher, die nicht zu bissig sind und optisch durch ihre roten Bremssättel auffallen.

Vieles größer für Tacho 280 Der 2,5-Liter-Fünfzylinder-Turbo des RS500 wurde von den Ford-Ingenieuren auf 350 PS gebracht - der RS muss mit 305 PS auskommen. Auch das Drehmoment steigt an: von 440 auf 460 Newtonmeter. Der Grund für diese Steigerungen: Ford verbaut im RS500 eine größere Benzinpumpe, einen größeren Luftfilter, einen größeren Intercooler und einen größeren Auslasskrümmer. Abgerundet wird dieses Maßnahmen-Paket durch eine angepasste Motorsteuerung, wie uns Ford-Chef-Entwickler Matthias Tonn verrät. In 5,6 Sekunden geht's von null auf 100 km/h - der normale RS ist hier mit 5,9 Sekunden dabei. Bei der von Ford angegebenen Endgeschwindigkeit fällt der Unterschied gering aus: 263 km/h für den RS, 265 km/h für den RS500. Aber dies ist nicht die ganze Wahrheit: Der RS500 geht locker Tacho 280 und aus eingeweihten Ford-Kreisen heißt es nur: "Ein in so überschaubarer Stückzahl gebautes Auto regeln wir nicht ab."

Der Beißer reißt an der Leine Wir knallen das Gaspedal runter und der RS500 bollert nach vorne. Das mit ungerader Zylinderzahl arbeitende Triebwerk röhrt und knurrt, wobei sich die Lautstärke selbst beim heftigsten Beschleunigen unerwartet zurückhält - was wir hier eindeutig positiv sehen. Wir werden in den Sitz gepresst und der Wagen giert nach vorne. Gehen wir bei Geschwindigkeiten von 60 bis 100 km/h vom Gas, pokern programmierte Fehlzündungen aus den Endrohren - ein unheimlich entspannendes Geräusch. Wer vom RS500 überholt wird, hört erst ein schnell lauter werdendes heftiges Zischen, dann sieht er den beinahe schon militärisch gefährlich aussehenden Kölner vorbeirasen und schließlich endet das Überholgeräusch so, als hätte eine Riesenmaschine ein sehr breites Band durchgerissen. Währenddessen suhlt sich der Fahrer im Gluckern und Gurren seines Turbo-Aggregats. 9,9 Liter Super soll der schwarze Kölner sich im Schnitt auf 100 Kilometer genehmigen - wer diesen Wert tatsächlich erreicht, hat sich definitiv das falsche Auto gekauft.

Welcher Gang auch immer Die manuelle Sechsgang-Schaltung des RS500 lässt eine präzise Stufenwahl auf mittellangen Wegen zu. Und die 460 Newtonmeter Drehmoment erlauben einen enormen Anzug auch aus dem Drehzahlkeller heraus - der RS500 lässt sich extrem schaltfaul fahren. Eigentlich reichen drei Gänge, das geht schon Richtung Corvette, die sich beinahe mit zwei Gängen fahren lässt. Auch jenseits der 200 km/h zieht der RS500 noch brachial an - und wer es extrem bissig mag, geht halt vor dem Gastritt noch einen Gang runter.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Turbo-Ottomotor
Hubraum:2.521
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:5
Leistung:257 kW (350 PS) bei UPM
Drehmoment:460 Nm bei 2.500-4.500 UPM
Preis
Neupreis: 46.050 € (Stand: Mai 2010)
Fazit
Der Focus RS überzeugte im Test vom Fleck weg, jetzt hat Ford noch den RS500 draufgesetzt. Das Image-Produkt funktioniert: Noch einmal spürbar fahraktiver als der RS ist der RS500 rotzig, frech, jugendlich - und trotzdem sehr souverän. Das Heck ist vielleicht ein bisschen überkandidelt, aber schrecken tut das die meisten nicht: Die 55 für Deutschland reservierten Modelle zu jeweils 46.050 Euro sind verkauft und Interessenten rennen den Händlern weiterhin die Bude ein.

Bei 350 PS drängt sich zwangsläufig die Frage nach einem Allradantrieb auf. Wir meinen: Da der Wagen auch als weltstärkster Fronttriebler hervorragend funktioniert, wäre mit einem Vierradantrieb der Witz weg.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2010-05-18

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