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Testbericht

Günter Weigel/SP-X, 6. Dezember 2018

SP-X/Köln. Es gibt viele Gründe, SUV für unzeitgemäß, überflüssig, albern und unnötig zu halten. Fakt ist: Nicht nur gutsituierte Helikoptereltern fahren ihre Kids mit einem Porsche Cayenne oder einem Audi Q7 zur Schule, Hans und Christine Musterfrau kaufen SUV aller Klassen, als gäbe es keine anderen Autos mehr. Und wir müssen zugeben, dass mit zunehmendem Alter schon alleine das menschenwürdige Ein- und Aussteigen in ein leicht erhöhtes Auto ein Gut an sich darstellt.

Und bevor wir dem Auto unnötige Pfunde vorwerfen, nutzen wir lieber das großzügige Raumangebot, um unser eigenes horizontales Wachstum zu kaschieren. Und das geht in einem SUV bestens. Besonders gut klappt das, wenn das SUV selbst schon eine gewisse Masse mitbringt, wie wir im Alltagstest des VW Touareg erfahren haben. Seit Sommer ist die dritte Generation des VW-Flaggschiffs im Handel und startete, wie sich das für ein Fahrzeug dieser Klasse gehört, mit leistungsstarken Dieselmotoren. Unser Testwagen war mit dem stärkeren der beiden lieferbaren Sechszylinder ausgestattet. Reichliche 210 kW oder 286 PS stellt der Dreiliter in Tateinheit mit 600 Newtonmetern Drehmoment zur Verfügung. Die werden mittels Achtgang-Automatik an alle vier Räder verteilt und sie kommen sauber und relativ sparsam daher. Natürlich hält der dicke VW die Abgasnorm Euro 6d-temp ein. Und genauso natürlich brauchten wir im Alltag mehr, als die versprochenen 6,6 Liter der Norm. Gut 8 Liter genehmigte sich der Touareg im Mittel über schnelle Autobahnetappen, gemütliches Landstraßencruisen und nervigen Stadtverkehr. Auf dem platten Land und ohne Termindruck ließen sich auch Werte im Bereich der Norm darstellen – es kommt auch hier nicht zuletzt auf den Gasfuß des Fahrers an.

Der Sechszylinder läuft leise, vibrationsarm und souverän. Kraft ist in jeder Lebenslage reichlich vorhanden, sie einzusetzen bedarf eines leichten Drucks auf das Gaspedal. Das wäre übrigens in einem ähnlich starken Benziner genauso. Allerdings gibt es aktuell keinen uns bekannten Benziner, der auf ähnliche Verbrauchswerte bei dieser Masse Auto käme, was wiederum zeigt, dass der Diesel immer noch nötig ist, zumindest in großen Modellen, wenn man beim Genießen automobiler Oberklasse CO2-Emmisionen mindern möchte. Oberklasse verkörpert der Touareg allemal. Er bietet eigentlich gar nicht mehr Platz als seine günstigeren Verwandten Skoda Kodiaq oder Tiguan Allspace, die den Vorteil ihres quer eingebauten Motors zu Generierung von Innenraum nutzen. Aber der nach klassischer Längsmotorstrategie aufgebaute Touareg ist einfach souveräner, solider, perfekter und fühlt sich auch so an. Die technische Basis ist schließlich gut genug für direkte Verwandte wie Audi Q7, Porsche Cayenne oder Bentley Bentayga und so mangelt es den Insassen weder an Raum, noch an Komfort noch an irgendeiner Technik.

Der Touareg kann über Stock und Stein ans Ziel kommen, wenn er muss, das glauben wir gerne - benötigen diese Fähigkeiten aber nicht. Umso wichtiger sind uns Abrollkomfort, Federung, Dämpfung und Geräusch. In all diesen Disziplinen punktet der große VW. Selten haben wir in einem so gut gefederten Auto auf so guten Sitzen gesessen. Wenn man so sitzt und die Reise genießt, hat man auch Zeit, die vielen Assistenten auszuprobieren, die mitfahren dürfen. Dass der Tempomat nebst Spurerkennung das fast Fünf-Meter-SUV in vorbildlichem Abstand über die Landstraßen zirkelt, vor Kreisverkehren das Tempo vorsorglich reduziert und auch so frühzeitig bei nahenden neuen Tempolimits den virtuellen Fuß vom Gas nimmt, dass ein Fahrlehrer begeistert gewesen wäre, hat uns schon beeindruckt. Wenn man dann so entspannt im Glauben an das Gute in der Technik das Auto machen lässt, kommt eine Kreuzung mit Ampelschaltung, die im Algorithmus so noch nicht vorgesehen ist, und schon wundert man sich, warum das sonst so schlaue Auto ungebremst gen Rot rollt, wo es doch eben noch vorsorglich 100 Meter vor dem 70-Schild gebremst hatte. Ein etwas nachlässig aufgestelltes 50er-Schild an einer Baustelle wird erst gar nicht, im zweiten Versuch dann intensiv beachtet, die Aufhebung desselben dafür wiederum übersehen. Die Assistentenfamilie macht so auch in diesem Auto deutlich, warum es mit dem ganz autonomen Fahren noch dauert.

Dass ab und an das ganze schöne Infotainment- und Vernetzungspaket mit dem sehr formschönen Riesendisplay wie jeder ordentliche Computer mal stehen bleibt und neu gestartet werden will, haken wir als normal ab und genießen den formidablen Klang des HiFi-Systems, dass uns zeigt, warum DAB+ im Auto eine Zukunft hat. Insgesamt überzeugt der Touareg der dritten Generation im Alltag und auf Reisen. Vor allem bei Letzteren, bietet er doch Langstreckenkomfort, wie er vor Jahren nur in der wirklich Oberklasse zu finden war. Gegenüber seinen Konzerngeschwistern punktet er mit einer gewissen optischen Zurückhaltung und einem Hauch von Understatement. Genau das unterscheidet einen großen VW von einem Audi oder Porsche, ganz zu schweigen von protzigen Preziosen wie einem Bentley. Im Vergleich mit diesen Modellen ist der Touareg ein Volkswagen. 61.625 Euro schreibt der Händler für das Basismodell mit dem getesteten Motor aufs Angebot. Allerdings finden sich in der Ausstattungsliste noch genügend Optionen, um den Preis auch 20.000 Euro nach oben zu treiben. Oberklasse kostet. Auch bei VW.

VW Touareg V6 TDI SCR 4motion - Technische Daten Fünftüriges SUV der Oberklasse, Länge: 4,88 Meter, Breite: 1,98 Meter (mit Außenspiegeln 2,19 Meter), Höhe: 1,72 Meter, Radstand: 2,90 Meter, Kofferraumvolumen: 810 - 1.800 Liter 3,0-Liter-Sechszylinder-Dieselmotor, 210 kW/286 PS, maximales Drehmoment: 600 Nm bei 2.250 bis 3.250 U/min, Achtgang-Automatikgetriebe, Allradantrieb, Vmax: 238 km/h, 0-100 km/h in 6,1 s, Normverbrauch: 6,6 l/100 km, CO2-Ausstoß: 173 g/km, Abgasnorm: Euro 6d-temp, Effizienzklasse: B, Testverbrauch 8,1 Liter Preis: ab. 61.625

Kurzcharakteristik: Warum: weil der Komfort überzeugt Warum nicht: weil es ähnlich viel Platz auch eine Klasse tiefer gibt Was sonst: Skoda Koadiaq, VW Tiguan, Mercedes GLE, Porsche Cayenne

Fazit

Der neue VW Touareg ist ein tolles Auto zum Reisen. Nicht zuletzt durch das große Platzangebot und eine Fülle von Assistenten. Die helfen gerne, aber manchmal machen sie auch Pause.

Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2018-12-06

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