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Testbericht

Marcel Sommer, 21. März 2014
Wohl betuchte Chinesen lassen sich nicht immer so gerne aufs Eis führen, wie beim Snow Force Training. Hier lassen sie es umso mehr krachen - im 400-PS-Porsche.

Aufgepasst: die nächsten beiden Tage wird mehr durch das Seitenfenster als durch die Frontscheibe geschaut. Auf einem tief verschneiten 100.000-Quadratmeter-Gelände mitten auf dem zugefrorenen Yun Long Lake in der Inneren Mongolei steht das Thema Driften auf dem Lehrplan. Wie könnte das mehr Spaß machen, als in einem deutschen Sportwagen mit ordentlich Dampf unter der Haube? Beim Fahrertraining im Niemandsland 1.000 Kilometer nördlich von Peking darf wie im Sandkasten gespielt werden. Porsche 911 statt Bagger und Schaufel, Luxus-Chinese statt Nachwuchs um die drei Jahre - das ist China. Der Spaß kostet 5.000 Euro und die Plätze gehen weg wie warme Semmeln aus deutschen Landen. So soll Porsche dort erstmals als Sportwagenmarke wahrgenommen. Bisher gelten die Zuffenhäusener in China als reine SUV- und Limousinenmarke - verkehrte Welt.

Man fährt zwei Tage im ewigen Schnee der Mongolei - bevorzugt quer. Die Instruktoren haben keine Mühe, die Kursteilnehmer mit ihren und den Fähigkeiten der Porsche-Modelle zu begeistern. Keine schlechte Abwechslung zu den Außentemperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius. Arndt Stollmann, Chefinstruktor beim Snow Force-Training, bringt es auf den Punkt: "Das ist einer der besten Fahrevents der Welt. Und das an einem Ort, wo ansonsten nur Rehe und Hasen leben." Auf dem zugefrorenen Yun Long Lake können sich die Teilnehmer so austoben, wie sonst nirgends. An Höchstgeschwindigkeiten und Powerdrifts stört sich am anderen Ende der Welt niemand. Experten aus Schweden haben die Eisfläche für die erwachsenen chinesischen Spielkinder bestens präpariert. Immer wieder geht es in Extremsituationen auf Eis und Schnee bis die chinesischen Piloten die Fahrzeugbeherrschung verinnerlicht haben; der eine mehr - der andere weniger. Spaß macht es allen.

Die Querbeschleunigungen gepaart mit ungewohntem Fahrverhalten auf einer spiegelglatten Fläche treibt den China-Piloten erst einen kalten Schauer und wenig später das Frühstück in präsente Erinnerung. Kein Wunder. Schließlich tauchen viele Kursteilnehmer das erste Mal in den automobilen Grenzbereich ein und lernen die Unterschiede von Heck-, Mittel- und Frontmotor ebenso wie Vor- oder Nachteile von Heck- und Allradantrieb schätzen und fürchten zugleich. Auf den überfüllten chinesischen Straßen sind solche Exzesse undenkbar. In den Metropolen steht man stundenlang im Stau und erledigt seine Arbeit im Fond während der Fahrer einen zum nächsten Termin bringt. Ins Steuer greifen viele Chinesen allenfalls am Wochenende einmal selbst.

Dabei wird auch dem unerfahrensten Chinesen schnell klar, dass das Gaspedal eines Hecktrieblers mit viel mehr Gefühl berührt werden muss, als es beim Allradler der Fall ist. Der Zweiradantrieb ist daher als Königsklasse des Driftens anzusehen. Das kontrollierte Querfahren mit einem Fahrzeug, das seine Kraft über alle vier Räder auf die Schneedecke bringt, bedarf zwar nicht so sehr eines feinfühligen Gasfußes. Dafür ist eine Portion gesunden Selbstvertrauens notwendig, da streckenweise Driftwinkel von über 90 Grad erfahren werden und bei solchen Manövern selbst die Sicht aus der Seitenscheibe irgendwann an ihre Grenze stößt. "Kommen lassen… und jetzt Gas!", dröhnt es immer wieder blechern aus dem Funkgerät in der Mittelkonsole. Irgendwann klappt es auch beim letzten - und der nächste Winter kommt bestimmt. Und so mancher wird zukünftig wohl etwas öfter selbst ins Steuer greifen.

Quelle: Autoplenum, 2014-03-21

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