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Testbericht

Peter Weißenberg/SP-X, 2. Februar 2018

Michael/Österreich. Diese Spitze kann sich Andreas Holl einfach nicht verkneifen, sie trifft schließlich besonders den Erzrivalen VW: „Unser neuer Allradantrieb Twinster bietet viel mehr als eine Haldex-Kupplung.” Es ist nicht alltäglich, dass ein Opel-Entwickler so ein sattes Siegerlächeln an den Tag legt.
 
An diesem strahlenden Wintertag in den Alpen soll Holls intelligenter Allradantrieb in der Country Tourer-Variante des Insignia (ab 39.550 Euro - frontgetrieben ab 34.885 Euro) beweisen, was er auf Eis und Schnee drauf hat. Eben mehr, „echtes torque-vectoring” zum Beispiel, so der Allrad-Experte. 4x4-Modelle der Konkurrenten mit Haldex-Kupplung würden die Hinterräder nicht so weitgehend entkoppeln können wie das Opel-System mit seinen zwei elektrisch gesteuerten Lamellenkupplungen. Dank Twinster-Modul könne sich ein Rad unabhängig von der Drehzahl des Motors kraftvoll ins Eis krallen, auch wenn das andere gar keine Power auf die Straße bringe „doppelt so stark wie ein Haldex-System”.
 
Was das bringt? Holl verspricht mehr Dynamik, mehr Sicherheit, mehr Traktion und mehr Effizienz. Zwei getrennte Kupplungen vor der Antriebswelle bringen den gezielten Schwung auf die Straße. Ist diese trocken und asphaltiert wie bei der Anfahrt zum Testgelände, fühlt sich der Country Tourer aber erst mal einfach nur wie ein guter, großer Kombi an. Fünf Meter Länge und 2,83 Meter Radstand laufen einfach. Mit den serienmäßigen 18-Zoll-Reifen unter dem straffen Fahrwerk nicht so sänftenmäßig wie bei Modellen der neuen Konzernmutter PSA, aber sehr souverän.
 
Den guten Eindruck vervollständigt auch das sauber und schick verarbeitete Interieur im Country Tourer. Innen gibt es keinerlei Offroad-Anklänge - alles lupenrein Insignia. Niedrige und bequeme Sitzposition, einfache und logische Bedienung und das gute Touchscreen entspricht den zivilen Schwestermodellen. Das Außen schwarze Kunststoffbeplankung, Unterfahrschutz und 2,5 Zentimeter mehr Bodenfreiheit warten, ist da schnell vergessen.
 
Auf der schneebedeckten Eispiste bringt der größere Bodenabstand im Verbund mit Schlechtwegefahrwerk schon etwas mehr an Geländegängigkeit. Der Allradantrieb aber bestätigt den Stolz der Entwickler. Zusammen mit dem adaptiven Fahrwerk liegt der Insignia auch auf ruppig-glatter Strecke höchst ausgewogen auf der Fahrbahn und vermittelt gerade bei zügiger befahrenen Kurvenstrecken ein Sicherheitsplus. Wie gut der Kontakt zum Untergrund war, merkt der Fahrer oft erst, wenn er aussteigt - und sich kaum auf den Beinen halten kann.
 
Solche Technik-Highlights wie den neuen Allradantrieb kann Christian Müller gerade auch gut gebrauchen. Denn der Entwicklungsvorstand von Opel handelt mit den Chefs beim neuen Eigentümer PSA derzeit aus, welche Entwicklungskompetenzen Opel im Verbund mit Peugeot, Citroen und DS bekommt. „Unsere Allradkompetenz ist schon etwas, was wir in den Konzern einbringen”, sagt der gebürtige Rüsselsheimer. Für seine 7.000 Entwickler sollte es aber schon noch ein wenig mehr sein.
 
Auch der  neue Zweiliter-Biturbo-Diesel könnte so ein Sherpa in Sachen Kompetenz sein, der den Konzern in neue Höhen führt. 210 PS und mächtige 480 Newtonmeter Drehmoment ziehen den 1,8-Tonner in 8,2 Sekunden auf Tempo 100 - wahlweise vollautomatisch in acht Stufen geschaltet oder per Wippen am Lenkrad. Macht Spaß, bei 188 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer dürfte es aber nicht leicht werden, die Franzosen vom Einsatz solcher Aggregate auch in deren Modellen zu überzeugen. Müller sieht aber auch in der Fahrwerkstechnik, den Online-Services oder der Smartphone-Einbindung Kernkompetenzen, die für den Gesamtkonzern in Rüsselsheim angesiedelt sein könnten. Im Country Tourer überzeugen die Bediendetails schon mal. Die Gestaltung müsste für den frankophilen Fahrer vielleicht etwas weniger deutsch sein - bunter, spielerischer, französischer eben.
 
Beim Drift  auf dem Eis kommt es aber nur auf Fakten und Leistung an. Und da überzeugt der Allrad-Insignia selbst am Rand der Haftungsgrenze. Mutige Fahrer können Traktionskontrolle und ESP komplett ausschalten und allein mit Gas, Bremse und gefühlvollen Eingriffen in die direkte Lenkung die Kurven meistern. Klappt besser als zugetraut. Und zumindest Allrad-Entwickler Holl ist sich sicher: Es liegt am Twinster-Modul.

Mit seinem Flaggschiff im Offroad-Look will Opel besondere Allrad-Kompetenz beweisen - gegenüber den deutschen Wettbewerbern, aber auch in Richtung des neuen Mutterkonzerns. Manche Tugenden des Insignia Country Tourer werden den Franzosen aber doch zu Deutsch sein.

Fazit
Mit seinem Flaggschiff im Offroad-Look will Opel besondere Allrad-Kompetenz beweisen - gegenüber den deutschen Wettbewerbern, aber auch in Richtung des neuen Mutterkonzerns. Manche Tugenden des Insignia Country Tourer werden den Franzosen aber doch zu Deutsch sein.

Quelle: Autoplenum, 2018-02-02

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