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Testbericht

Susanne Roeder/SP-X, 16. Oktober 2020
SP-X/Oberjoch/Allgäu. Mini kann auch ganz anders. Nämlich dann, wenn er den Zusatz John Cooper Works (JCW) trägt. Vier Modelle der Mini-Familie sind mit dem traditionsträchtigen Namen geadelt. Alle strotzen vor Leistung, packen auf der Straße richtig zu und fallen durch saftige Preise aus dem üblichen Rahmen.Was das M bei BMW, ist das John Cooper Works Emblem beim Mini. Ebenfalls stark vom Motorsport inspiriert und nach John Cooper benannt. Ja genau, das war jener britische Ingenieur, dessen Formel-1-Konstruktionen für Furore und Siege sorgten und der den Mini einst so auf Touren brachte, dass der Kleinwagen als Mini Cooper in den 1960er-Jahren zum erfolgreichen Rallye-Fahrzeug wurde.Vor 20 Jahren ist John Cooper an Heiligabend gestorben. Gleichzeitig erreicht die Entwicklung des ersten modernen Mini unter dem neuen Besitzer BMW seine Endphase, er wird 2001 auf den Markt kommen. Auch der Name John Cooper überlebt. Es folgen zwei erfolgreiche Jahrzehnte. Anlass genug, den topmotorisierten 2-Liter-Haudegen aus dem werkseigenen Fitnessstudio gehörig auf den britisch-deutschen Zahn zu fühlen. Schließlich sind sie es, die Farbe und Klang ins so harmlose Bild des Sympathieträgers mit Kulleraugen bringen. Auf der Geburtstagsfahrt durchs Allgäu stehen dabei eben jene John Coopers im Fokus. Mini-Manager haben ausgerechnet, dass an jedem dreizehnten verkauften BMW-Ableger in Deutschland zusätzlich und gleich mehrfach das kleine, aber feine Etikett ‚John Cooper Works‘ montiert ist. Das äußere Erscheinungsbild des knubbeligen Serien-Gesellen mit dem nachempfundenen „Union Jack“ als Heckleuchten ändert sich dadurch recht wenig. Bei Preis und Motorleistung sprengt die wilde Bande den Rahmen der Normalo-Minis aber deutlich.Die JCW-Modelle verlangen für ihre Rennsport-Gene einen gewaltigen Griff in die private Schatulle. Ein saftiger Aufschlag im gut fünfstelligen Bereich wird schon ohne Ausstattungswünsche fällig. Für sein Eintrittsgeld von fast 32.000 Euro bietet der Dreitürer zwar 170 kW/231 PS, kostet aber auch gut das Dreifache des Einstiegsmodells Mini One First (55 kW/75 PS). Mit sogar 225 kW/306 PS bollert er als fünftüriger Allrad-Kompaktsportler des Genres SAV (Sports Activity Vehicle) beherzt über die Straßen.Motor an, und schon knurrt der JCW hungrig. Reminiszenzen an Rennsport sind allgegenwärtig. Wird im Menü ‚sport‘ angewählt, zeigt sich der JCW mit seinem Konterfei auf dem Asphalt einer Rennpiste im Display, dreht schnell ein virtuelles und somit abgasfreies Donut. Für effizientes Fahren gibt es ‚mid‘, für das mögliche Höchstmaß an Umweltbewusstsein oder einfach handzahmes Dahinrollen darf’s halt auch mal ‚green‘ sein.Schneller und weiter mit einem so viel Mehr an Leistung scheint nicht mehr wirklich zeitgemäß. Zumal in einem 3,88 Meter langen Kleinwagen. Aber warum nicht? Auf der rund 530 Kilometer langen abwechslungsreichen Rundstrecke im Allgäu beweisen die Muskelpakete ihre Fähigkeit beim Tanz um enge Kurven, beim Zwischenspurt bergauf oder beim Überholen eines Holzlasters, sie vertrauen auf ihre bissigen Bremsen und kosten ihre Lust auf ausgedrehte Gänge richtig aus. Sogenannte „Fahrdynamik“ vom Feinsten. Egal ob im „Hatch“ genannten Dreitürer, im Cabriolet oder im auf 4,25 Meter Länge gestreckten Clubman: Die hohe Leistung verhindert bei den John Cooper Works keineswegs die Mini-typische HandlichkeitSpeziell im Hatch wird Kurvenfahren auch für Nicht-Rallyefahrer zum puren Genuss. Ein Mini ist darauf konditioniert, durch die Kurven zu räubern, ohne ins Schwimmen zu geraten. Die Beziehung Mensch-Maschine ist direkt, aber ohne übertriebene Härte. Schnell erliegt man der Versuchung, nur noch im ‚sport‘ Modus unterwegs sein zu wollen. Ein Blick auf die Verbrauchsanzeige holt die Wirklichkeit schnell ins Auto zurück.Die schöne Seite der Medaille: So ein JCW-Mini ist alltagstauglich auch für den entspannten Bummel durch die Stadt. Auch für Ausflüge über Stock und Stein auf kleinen Feldwegen mitten durch meterhohe Kornfelder, die im Oktoberregen wippen und in denen sich der Winzling einem herannahenden Radfahrer oder Fußgänger allenfalls durch sein sportlich sonores Knurren ankündigt. Souverän pflügt der Kleine durch sintflutartige Regenmassen, in der Spur gehalten durch aufwendige elektronische Helferlein.Auch unsere John Coopers gehören zum Klein- und Kompaktwagensegment, wegen ihres Preises gelten sie aber als Premium. Kein Wunder, dass sie auf der Autobahn vom rollenden Drumherum schnell unterschätzt werden. All die anderen sehen ja auch nicht, dass ab Tempo 200 bis 260 auf dem kreisrunden Tacho hinter den bloßen Zahlen die schwarz-weiße Zielflagge quasi als Zeigerkranz erscheint. Bei 260 km/h ist dann aber Schluss.Mit 9,8 Liter pro hundert Kilometer mit Schaltgetriebe im Hatch, 11,3 Liter im Cabriolet mit Automatik oder 10,8 Liter Verbrauch im Clubman lagen wir zwar deutlich über den errechneten Normwerten von 7,0 bis 7,4 Litern. Doch bei fast ausschließlicher Nutzung des Sportmodus im überwiegend außerstädtischen Allgäuer Land und ausgedehnten Fahrten auf kurvigen Routen ist dieser Mehrverbrauch wenig verwunderlich.Klimadebatten hin oder her. Die Kunden stehen unverändert auf die JCW-Kaliber. Mit dem Kauf sollten sie sich aber beeilen. Neue Fahrzeuge mit hoher Leistung werden ab 2021 extra zur Kasse gebeten. Dann also vielleicht doch den Mini Electric, der ist bis Dezember 2025 von der Kraftfahrzeugsteuer befreit. Bei einer Reichweite von 250 Kilometern muss man aber wohl in der Praxis viel häufiger ans „nachtanken“ denken, als dies in den sportlichen JCW-Modellen nötig ist.Ein Mini ist zwar fast immer auf den ersten Blick als solcher zu erkennen. Keineswegs aber ist er immer das niedliche Spielmobil, das vor allem die Frauen so zu lieben scheinen. 
Fazit
Ein Mini ist zwar fast immer auf den ersten Blick als solcher zu erkennen. Keineswegs aber ist er immer das niedliche Spielmobil, das vor allem die Frauen so zu lieben scheinen. 

Quelle: Autoplenum, 2020-10-16

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