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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 24. Oktober 2014
Im Oktober und November 1982 besuchte Papst Johannes Paul II Spanien. Das vorwiegend katholische Land stand Kopf. Dass der Heilige Vater dann bei seinen Besuchen in Barcelona und Madrid mit einem umgebauten Seat Marbella fuhr, hatte aber ganz irdische Gründe.

Es ist der Herbst 1982. Der Papst-Hype ist ungebrochen. Der jugendlich wirkende Pole mit dem Geburtsnamen Karol Józef Wojtyła zieht die gläubigen Katholiken in den Bann. Jetzt steht Spanien auf dem Terminplan des unternehmungslustigen Papstes. Wie bei solchen Besuchen üblich, reisen vorher Beauftragte aus dem Vatikan an, um alle Unwägbarkeiten zu beseitigen und dem obersten Katholiken einen reibungslosen Besuch zu garantieren.

Als die Männer in den Schwarzen Roben und den ernsten Gesichtern die geplanten Stationen der Papst-Reise unter die Lupe nahmen, entdeckten sie ein Problem. Der Heilige Vater sollte mit dem Papa-Mobil in die Stadien der beiden Fußballvereine FC Barcelona (Camp Nou) und Santiago Bernabeu (Real Madrid) einfahren und dort mit Jugendlichen zusammentreffen und eine Messe zelebrieren. Ein Jahr nach dem Attentat, das von Mehmet Ali Ağca verübt wurde, durfte nichts schiefgehen. Johannes Paul II sollte -umringt von Sicherheitsleuten - keinen Meter zu Fuß gehen. Dafür gab es das schneeweiße Papa-Mobil.

Beim Inspizieren der beiden Fußball-Tempel stockte der Kommission der Atem. Die Einfahrt, die zum Spielfeld führte, waren für das Standard-Automobil des Papstes, einen den Mercedes 230 G der mit etlichen Sicherheits-Features ausgestattet war, nicht hoch genug. Nun war guter Rat teuer. Bis zum Besuch des Oberhauptes der katholischen Kirche waren es nur noch wenige Wochen. Ersatz musste her - und zwar schnell. Also fragte man bei Seat an, ob der der spanische Autobauer den Organisatoren aus der Patsche helfen könne.

Das "Si" kam prompt. Viel Zeit war nicht mehr. Also machten sich die Ingenieure mit Maßband und Zeichenblock auf den Weg, um die Einfahrten in die Fußball-Tempel zu vermessen. Viel Platz war wirklich nicht. Die Lösung für das "Papamóvil" war eine pragmatische. Ein Prototyp, der für interne Fabriktouren genutzt wurde, sollte zum Gefährt umgebaut werden, das den Papst transportiert.

Die Basis für das Papa-Mobil war ein Seat Marbella, also im Grunde ein Fiat Panda. Der Antrieb war der bekannte 45-PS-Motor mit 903 Kubikzentimeter Hubraum und einer Höchstgeschwindigkeit von 138 km/h. Gut, die war bei einem Papstbesuch nicht ganz so entscheidend, da sich das Gefährt die meiste Zeit ohnehin nur in Schritt-Geschwindigkeit fortbewegen würde. Wichtiger war da schon das manuelle Schalt-Getriebe, das reibungslos und vor allem geschmeidig funktionieren musste, damit die Fahrt auch dem Ansehen des hohen Gastes entsprechend war. Ein Papst in einem ruckelnden Vehikel, der sich festhalten muss, wäre wohl kein besonders erbaulicher Anblick für die Gläubigen sein.

Die Zeit drängte. Innerhalb von 15 Tagen verwandelten die Seat-Ingenieure den Seat Marbella in ein volltaugliches Papa-Mobil. Das Lenkrad und die einfachen Armaturen unterschieden sich nicht von dem Serienfahrzeug, aber das das Interieur war komplett in weiß gehalten. Sogar den dünnen Sitze verpasste man einen edlen weißen Bezug. Also war das "Papamóvil" ein Marbella-Panda-Pickup, bei dem an den Wänden der Ladefläche ein Gestell angeschweißt wurde, an dem sich der stehende Heilige Vater festhalten konnte. Da das Dach fehlte, mussten die Karosserie und vor allem die Bodengruppe verstärkt werden. Trotzdem wog das Papa-Mobil nur 695 Kilogramm.

Auch an eine ausziehbare Trittfläche, die hinten am Vehikel angebracht war, hatten die Techniker gedacht. So konnte der Papst ohne große Probleme seinen Stehplatz erreichen. Die umklappbare Windschutzscheibe garantierte eine freie Sicht und der Innenspiegel war unten am Armaturenbrett angebracht. Auf der Motorhaube wehten die spanische Flagge und die orangene-weiße des Vatikans. Wenn man das Seat-Papa-Mobil mit seinem zeitgenössischen Mercedes-Pendant verglich, war das spanische Modell doch eine sehr zweckmäßige Version des Fahrzeugs. Keine schusssichere Plexiglasscheibe schützte Johannes Paul II. Doch das 3,38 Meter lange und nur 1,70 Meter hohe Gefährt verrichtete seine Arbeit zuverlässig und transportierte den hohen Gast durch die Menschenmengen. Das "Papamóvil" blieb ein Einzelstück, das heute im Seat-Museum in der Zona Franca in Barcelona steht.

Quelle: Autoplenum, 2014-10-24

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