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Testbericht

Peter Eck/SP-X, 31. August 2016

Ganz ehrlich: Der Erfolg der ersten Tiguan-Generation erschien uns immer ein wenig rätselhaft. Weniger wegen der wie stets bei Volkswagen selbstbewussten Preise. Viel eher schon wegen des mindestens biederen, aber eigentlich richtig langweiligen Designs. Gut, könnte man jetzt dagegenhalten, die Anfang des Jahres ausgelaufene erste Generation wurde immerhin seit 2007 gebaut und war zudem ein echter Verkaufsschlager für die Wolfsburger. Aber im Vergleich zu der seit Frühjahr erhältlichen zweiten Generation sieht der Vorgänger einfach nur richtig alt aus.
 
Womit wir schon bei einem der größten Vorzüge des neuen Tiguan wären. Man erkennt ihn zwar weiterhin auf Anhieb als Volkswagen, er wirkt nun aber deutlich dynamischer und eleganter. Wir würden zwar nicht direkt von einem „Hingucker“ schreiben, tatsächlich aber wurden wir auf dem Parkplatz gleich mehrfach auf unseren Testwagen angesprochen. Denn zu übersehen ist das Mittelklasse-SUV nicht: Im Vergleich zum Vorgänger legte das SUV in der Länge um sechs, in der Breite um drei und beim Radstand sogar um acht Zentimeter zu. Gleichzeitig wurden in der Höhe drei Zentimeter eingespart, so dass sich in der Gesamtansicht eine längere, flachere und damit auch gestreckter wirkende Silhouette ergibt.
 
Und dies hat gleich den neben dem Design zweiten großen Fortschritt zur Folge: Der Tiguan bietet deutlich mehr Platz als zuvor. Vorne wie hinten sitzt man ausgezeichnet, selbst hinter einem großen Fahrer findet ein mittelgroßer Erwachsener noch so viel Beinfreiheit, dass auch eine längere Reise nicht zur Qual wird. Und trotz geringerer Höhe fällt der Einstieg durch alle vier Türen leicht. Am deutlichsten wird der Fortschritt allerdings bei einem Blick aufs Heck bei geöffneter Klappe: Statt wie bisher 470 passen nun 616 Liter Gepäck in den Kofferraum, bei maximaler Nutzung und umgelegten Sitzen sind es 1.655 statt 1.510 Liter. Damit kann eine vierköpfige Familie getrost in einen mehrwöchigen Campingurlaub aufbrechen.
 
Als Antrieb bietet sich dabei der Motor unseres Testwagens an. Der 2,0-Liter-Diesel mit 150 PS ist durchzugsstark und passt gut zum komfortabel abgestimmten Fahrzeug. Wir hatten zudem auch noch das Doppelkupplungsgetriebe DSG mit sieben Gängen und den Allradantrieb 4Motion an Bord. Womit auch die Fahrt in den Skiurlaub keine Probleme bereiten dürfte. Allerdings kostet der Tiguan so schon mindestens 33.925 Euro in der Version Trendline. Wer die mittlere Variante Comfortline (35.950 Euro) oder gar Highline (38.450 Euro) wählt, wird mit zusätzlichen Extras verwöhnt, hat aber längst noch nicht alle wichtigen Dinge wie etwa ein Navi an Bord. Unser Testwagen überschritt mit einigen weiteren Extras locker die 50.000-Euro-Schallmauer.
 
Bei diesem stolzen Preis muss man auch meckern dürfen. So ist das Start-Stopp-System derart langsam, dass es schon zum Verzweifeln ist. Beim Neustart an einer auf grün umschaltenden Ampel will erst der Fuß von der Bremse genommen und sanft aufs Gaspedal gedrückt werden, dann springt der Motor endlich an. Hört sich gar nicht so arg schlimm an, hat aber zur Folge, dass man sich stets ein wenig als Verkehrshindernis fühlt. Wie schon beim Passat ist es für ein Auto dieser Preis- und Imageklasse außerdem unwürdig, dass das eigentlich jederzeit zu empfehlende Head-up-Display seine Informationen nicht direkt in die Windschutzscheibe einspiegelt, sondern auf ein Plastikscheibchen direkt davor. Hier darf man von einer fast schon am Premiumwettbewerb kratzenden Marke mehr erwarten.
 
Weniger erwartet hätten wir dagegen an der Tankstelle. Nicht, dass wir den Normverbrauch verfehlten macht uns traurig, sondern die Höhe der Abweichung. Statt der versprochenen 5,6 Liter flossen im Durchschnitt alle 100 Kilometer 7,8 Liter aus dem Tank ab, ein Aufschlag von fast 40 Prozent. Den nehmen wir gerne zum Teil, aber keinesfalls vollständig auf unsere Kappe, denn schließlich wollten wir auch mal testen, was der Motor so kann. Und noch eine Anmerkung: Wenn wir den komfortablen und sehr gut gedämmten Tiguan bei laufendem und durchaus warm gefahrenen Motor mal verließen – etwa um kurz das Garagentor zu öffnen – war die Überraschung angesichts des lauten Dieselgeräuschs groß. Liebe Wolfsburger, vielleicht könnte man angesichts der Lärmbelastung in unseren Städten auch etwas mehr in die Außendämmung investieren?
 
Fassen wir also zusammen: Auf der Habenseite des neuen Tiguan stehen sein gelungenes Design, das großzügige Platzangebot und der tolle Alltagskomfort. Negativ zu bewerten ist der hohe Praxisverbrauch des Diesels und das unverständlich lahme Start-Stopp-System. Und dass ein einigermaßen vollständig und alltagstauglich ausgestatteter Tiguan kaum unter 40.000 Euro kosten kann, ist doch eh klar, oder?

VW Tiguan 2.0 TDI 4Motion – Technische Daten:

Fünfsitziges, fünftüriges SUV der Mittelklasse; Länge: 4,49 Meter, Breite: 1,84 Meter (mit Außenspiegeln: 2,10 Meter), Höhe: 1,67 Meter, Radstand: 2,68 Meter, Kofferraumvolumen: 615 – 1.655 Liter

2,0-Liter-Dieselmotor mit SCR-Kat, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Allradantrieb, 110 kW/150 PS, maximales Drehmoment: 340 Nm von 1.750 – 3.000 U/min, 0-100 km/h: 9,3 s, Vmax: 200 km/h, Normverbrauch: 5,6 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 147 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: B, Testverbrauch: 7,8 Liter
Preis: ab 33.925 Euro (inkl. DSG-Getriebe und Allradantrieb, Version: Trendline)

Kurzcharakteristik:

Warum: viel Platz, komfortabel, einfache Bedienung, stimmiges Design
Warum nicht: das lahme Start-Stopp-System nervt, hoher Praxisverbrauch
Was sonst: Ford Kuga, Kia Sportage, Hyundai Tucson, Mazda CX-5

Die erste Tiguan-Generation war trotz mancher Schwächen ein Bestseller für Volkswagen. Beim neuen Modell haben die Wolfsburger Kritikpunkte wie das langweilige Design oder die beengten Platzverhältnisse souverän ausgemerzt. Allerdings bleiben noch einige, teils unverständliche Macken.

Fazit
Die erste Tiguan-Generation war trotz mancher Schwächen ein Bestseller für Volkswagen. Beim neuen Modell haben die Wolfsburger Kritikpunkte wie das langweilige Design oder die beengten Platzverhältnisse souverän ausgemerzt. Allerdings bleiben noch einige, teils unverständliche Macken.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-08-31

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