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Testbericht

Stefan Grundhoff, 19. Oktober 2012
Mini will seine Produktpalette in den nächsten Jahren auf zehn Modelle ausweiten. An einer kleinen Stufenheckversion käme man da wohl nur schwer vorbei. Die gab es schon einmal. Der exklusive Riley Elf mutet noch heute an, wie eine Symbiose aus dem winzigen Ur-Mini und einem Rolls-Royce.

Auf wen der Riley Elf ein bisschen wie ein Auto aus einem Comic wirkt, liegt nicht falsch und auch die Bezeichnung "Elf" (Elfe) lässt Raum für Gedankenspiele. Denn das Design der ungewöhnlichen Mini-Variante aus den frühen 60er Jahren entstand aus der stimmungsvollen Feder von Ricardo Burzi. Der Italiener hatte sich nach dem Ersten Weltkrieg als Zeichner von Mussolini-Comics einen zweifelharten Namen gemacht und musste sein Heimatland schließlich verlassen. Neben den Comiczeichnungen für Zeitungen arbeitete "Dick" Burzi unter anderem für Vincenzo Lancia, der diesen schließlich nach England an Herbert Austin empfahl.

Der Riley Elf unterschied sich in seinen drei von 1961 bis 1969 gebauten Varianten MK I, II und III nicht nur durch den aufgesetzten Kofferraum von den normalen Mini-Versionen, die in den 60er Jahren immer zahlreicher wurden. Markantestes Merkmal war der steil im Fahrtwind stehende Kühlergrill, der dem Kleinstwagen mehr als nur einen Hauch Rolls-Royce-Charme einhauchte. Im Mini-Markenkonglomerat war der Riley als Edelvariante für den gut betuchten Briten vorgesehen, der ein kleines, aber nobles Fahrzeug sein Eigen nennen wollte. Markant und stilvoll präsentieren sich so auch die kleinen Heckflossen, die das buckelige Stummelheck nebst nach oben aufschwingender Klappe keck umrahmten sowie die deutlich markanteren Stoßstangen aus Chrom, die im Laufe der Jahre Hörner bekamen. Unter dem Strich war der Riley Elf knapp 22 Zentimeter länger als der Mini. Vorderwagen, Fahrgastzelle und Innenraum waren komplett identisch.

Um als Edelvariante beim Kunden punkten zu können, wurde beim Riley deutlich mehr Chrom verbaut. Neben den größeren Stoßstangen gab es glänzenden Zierrat für Fensterrahmen, Leisten sowie die vorderen Lufteinlässe. Der Kunde konnte ebenso wie beim Mini das Dach in Kontrastlackierung ordern. Noch opulenter als der Äußere wirkt der Innenraum des Elf. Mussten die frühen Modelle der Baureihen MK I und MK II noch mit Stoff- oder Teilledersitzen Vorlieb nehmen, so gab es beim 3,30 Meter langen Riley Elf MK III unter anderem Edelholz-Armaturenbrett, Lederstühle, Langfloorteppiche sowie Schaltknauf und Lenkrad mit Chrom und Holz.

Doch so chic der in Longbridge produzierte Riley Elf in den 60ern auch durch die verschlungenen Straßen des Vereinigten Königreichs knatterte, so schwächlich war er motorisiert. Zusatzausstattungen und Verlängerung sorgten dafür, dass der Edel-Mini noch müder unterwegs war als ohnehin schon. Erst später im Produktionsprozess wurde der 848-ccm-Motor mit Einführung des MK II aufgepäppelt. Die Hubraumerweiterung auf 998 ccm sorgte für einen Leistungszuwachs von 34 auf 38 PS und stämmige 71 Nm maximales Drehmoment. Die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 123 km/h lässt sich jedoch auch mit dem identisch motorisierten Riley Elf MK III kaum erreichen. Immerhin wiegt des Riley Elf MK III mit seinem Hydrolastic-Fahrwerk des Mini leer rund 650 Kilogramm. Der kleine Vierzylinder schnurrt Mini-typisch vor sich hin. Kritischer als die mäßige Motorleistung sind hingegen die Bremsen, die bei allen Modellen zu klein dimensioniert waren. Bei flotter Gangart sollte man die eingeschränkte Bremswirkung der vorderen Duplex-Trommeln daher immer vor dem geistigen Auge haben. Sonst droht spätestens an der nächsten Ampel eine böse Überraschung.

Hatte das Basismodell des Riley Elf zu Produktionsbeginn im Herbst 1961 noch knapp 700 britische Pfund gekostet, so stieg der Preis im Laufe der Jahre über die 1.000er-Marke. Auch ein Grund dafür, weshalb die Anfang 1963 eingeführte MK-II-Generation mit knapp 18.000 verkauften Modellen zum Bestseller avancierte. Die spätere Topversion MK III konnte in einer nahezu identisch langen Bauzeit von 1966 bis 1969 nur rund halb so oft verkauft werden. Noch heute sind die letzten Baujahre mit innenliegenden Türscharnieren, Druckgriffen, herunterkurbelbaren Fenstern und weiteren Verbesserungen die beliebtesten Modelle des Inselexoten.

Ungewöhnliche Stufenheckmodelle der Hauptmarke Morris sind heute nur noch selten zu finden. Das gilt auch für den Riley Elf und den nahezu identischen Wolseley Hornet. Ein ordentlich erhaltenes Exemplar eine Riley Elf MK III ist nicht unter 10.000 Euro zu bekommen; gute Modelle kosten leicht 15.000 Euro oder mehr. Doch das Angebot ist europaweit dünner als dünn. Immerhin ist die Teileversorgung aufgrund der hohen Gleichteile mit einem Mini kein großes Problem. Und wer zweifelt schon daran, dass Mini in den nächsten Jahren wieder eine Stufenheckversion auflegen wird? Schließlich wurde sich auch bei anderen Varianten kräftig in der Historie bedient.

Quelle: Autoplenum, 2012-10-19

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