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Testbericht

Sebastian Viehmann, 21. Oktober 2011
Der Kultfilm „Who killed the Electric Car“ beleuchtete das Scheitern des Elektroautos in den 90ern. Jetzt hat Regisseur Chris Paine die Fortsetzung gedreht – diesmal sieht er ein Happy End für die Batterie-Pioniere.

„Man kann eine Idee nicht töten, deren Zeit gekommen ist“, glaubt Chris Paine. Der Dokumentarfilmer zeigt in den USA seinen neuen Streifen „The Revenge of the Electric Car“ – die Rache des Elektroautos. Für zigtausende Stromer-Fans dürfte der 90-Minüter zum absoluten Pflichtprogramm werden. Denn er dokumentiert, wie große Autohersteller, mutige Start-Ups und enthusiastische Bastler mit aller Macht versuchen, dem Elektroauto endgültig zum Durchbruch zu verhelfen.

Chris Paine untersuchte 2006 in seinem mittlerweile legendären Streifen „Who killed the Electric Car“ das Scheitern des größten Elektroauto-Feldversuchs aller Zeiten. Angespornt von einem geplanten kalifornischen Gesetz, das Autohersteller zu einer Stromer-Quote verpflichten sollte, brachten General Motors, Ford und Toyota Elektroautos auf die Straßen des Sonnenstaates. GM hatte die Zeichen der Zeit sogar schon vor der Gesetzesinitiative erkannt und 1990 die Welt mit dem EV1 überrascht. Mehr als 1000 der kleinen Stromer wurden nach jahrelanger Entwicklungszeit schließlich ab 1996 an ausgewählte Kunden verleast. Die zeigten sich trotz der geringen Reichweite oft begeistert von ihrem Elektro-Pionier. Zu den EV1-Piloten zählten auch Promis wie Tom Hanks.

Ab 2002 holte sich GM jedoch sämtliche Leasingfahrzeuge wieder zurück. „Who killed the Electric Car?“ hält fest, wie die letzten Autos trotz des Protestes zahlreicher EV1-Fans unter Polizeischutz auf LKW verladen und später in der Wüste Arizonas verschrottet wurden. Nur eine Handvoll der Stromer hat überlebt. „GM hat sich damals viele Feinde gemacht“, erinnert sich Ron Freund, Vorsitzender der kalifornischen Electric Auto Association (EAA). Einige EV1-Fahrer wollten ihre Autos dem Konzern abkaufen, doch der weigerte sich.

Chris Paines Film sucht in einer Art Prozess nach den Schuldigen am Tod des Elektroautos: Die Politik zum Beispiel, die auf Druck von Lobbyisten – darunter die Ölindustrie und mehrere Autohersteller - die strenge Gesetzgebung Kaliforniens gekippt habe. Die Verbraucher, die in der Mehrzahl nicht bereit seien, die Einschränkungen eines Elektroautos hinzunehmen. Und natürlich die Autobauer selbst, die aus Angst, mit Elektroautos nicht schnell genug Geld verdienen zu können und gleichzeitig ein lukratives Wartungs- und Ersatzteilgeschäft zu verlieren, gegen die Umweltgesetze gekämpft und ihre Stromer nicht einmal halbherzig vermarktet hätten.

In „The Revenge of the Electric Car“ ist der Frust über das unrühmliche Ende des EV1 nun wie weggeblasen. Stattdessen feiert Chris Paine die Wiederauferstehung der Stromer. Er beleuchtet eine Industrie am Scheideweg und begleitete dazu vier Jahre lang Personen, die die Branche revolutionieren wollen. Dazu gehört – ausgerechnet – das GM-Urgestein Bob Lutz. Der wandelte sich von Saulus zum Paulus und wurde zum glühenden Verfechter des Elektroautos Chevrolet Volt, obwohl man den Zigarre rauchenden GM-Manager eher als Fan althergebrachter Spritfresser kannte. Der Volt wird seit 2010 in den USA verkauft, pro Jahr will GM bald 60.000 Stück bauen. Damit hat der Autokonzern seine Vorreiterstellung zumindest teilweise wieder zurückerobert.

Carlos Ghosn, Lenker der Renault-Nissan-Allianz, wandelte sich ebenfalls vom Elektro-Skeptiker zu einem Vorreiter der Branche. Der Film begleitet Ghosn dabei, wie er den batteriebetriebenen Nissan Leaf durch alle Instanzen seines Unternehmens peitscht. Im Film nimmt der Leaf sogar so eine prominente Rolle ein, dass Nissan den Streifen ganz offiziell unterstützt. Auch der Milliardär Elon Musk ist ein wichtiger Charakter. Musk verkörpert die Herausforderung Detroits durch Silicon Valley – er machte Tesla Motors zum Shooting Star einer neuen Autowelt. Die Pioniere der Elektrobranche gewährten Regisseur Chris Paine einen intimen Einblick in ihre Arbeit unter der Voraussetzung, dass das Filmmaterial nicht vor 2011 und damit vor dem Marktstart der neuen Stromer veröffentlicht würde.

Paine wirft außerdem einen Blick auf die bunten Vögel der Elektroauto-Szene. Greg Abbott zum Beispiel hat sich einen Namen als einer von vielen Do-it-Yourself-Pionieren gemacht, die auf eigene Faust herkömmliche Benzinkutschen zu Elektroautos umrüsten. Gregs ganzer Stolz ist sein umgerüsteter Porsche Speedster.

Alle Protagonisten des Films haben letztlich ihre persönliche Karriere auf Gedeih und Verderb daran gebunden, dass sich die Stromer auf dem Markt durchsetzen. Ob das wirklich passiert, muss sich freilich noch zeigen. „Wenn sie Erfolg haben, kommt der Gewinn uns allen zugute“, glaubt Regisseur Paine: „Eine Neuerfindung des Automobils ohne Benzin, und irgendwann vielleicht sogar ganz ohne fossile Energieträger.“

Quelle: Autoplenum, 2011-10-21

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