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Testbericht

Peter Eck/SP-X, 14. September 2018

SP-X/Köln. Man stelle sich vor, Porsche würde seinen 911er jetzt auch mit einem Vierzylinder-Motor anbieten. Okay, werden Sie jetzt sagen, beim Cayman/Boxster haben die Stuttgarter ja das Undenkbare schon getan. Stimmt natürlich, aber der Elfer ist da ja doch noch eine andere Liga, genießt den Status einer deutschen Ikone. Ähnlich vielleicht wie ein Jaguar F-Type in England. Die Briten kennen aber keinen Schmerz und haben seit Ende 2017 für ihren Sportwagen einen neuen Basismotor im Angebot, einen schnöden Vierzylinder. Wo bleibt denn da der Spaß, haben wir uns gefragt? Und mal einen P300 – so nennt sich diese Variante – zum Test bestellt. Zwei Zylinder weniger also, aber immerhin auch richtig Geld gespart. Nicht zuletzt der Preis macht den F-Type mit 2,0-Liter-Benziner attraktiv, denn im Vergleich zum günstigsten Sechszylinder spart man direkt mal 9.000 Euro. Damit aber nicht genug; Weil der kleine Motor immer mit dem Achtgang-Automaten aus dem Hause ZF gekoppelt ist, beim größeren Aggregat dafür aber 2.500 Euro extra zu zahlen sind, summiert sich der Preisvorteil ohne Berücksichtigung eventueller Ausstattungsvorteile beim Sechszylinder auf 11.500 Euro. Das ist dann schon ein Wort bzw. ein deutlich kleineres Loch in der Kasse. Wobei man gleich sagen muss: In der von uns gefahrenen Cabriolet-Variante werden immer noch 66.300 Euro fällig, das Coupé kommt mit 59.200 Euro im Vergleich deutlich günstiger. Wie so oft, wenn man sich für die bescheidenere Variante eines Konsumguts entscheidet: Steigt man nicht direkt von einem der Sechszylinder in den P300 um, vermisst man zunächst nichts. P300 heißt der Jaguar nämlich, weil der Zweiliter genau 300 PS an Leistung entwickelt und ein Drehmoment von 400 Newtonmetern. Das liegt auf dem Papier zwischen 1.500 und 4.500 U/min ständig an. Tatsächlich dauert es aber bis 2.500 Umdrehungen, bis der Turbo so richtig loslegt. Nach 5,7 Sekunden ist Tempo 100 erreicht, bis 250 km/h geht es dann weiter. Werte, mit denen man sich auch auf deutschen Autobahnen flüssig durch den Verkehr bewegen sollte. Und wer es richtig bissig haben will, schaltet in den Sportmodus, wechselt die Gänge per Schaltpaddel und lässt sie bis in den Begrenzer ausdrehen. Auch die Akustik verändert sich entsprechend, denn die Abgasklappen öffnen sich und die Katze beginnt zu fauchen. Kann man mögen, muss man allerdings als distinguierter Sportwagenfahrer-Gentlemen auch nicht. Bei hohen Geschwindigkeiten und entsprechenden Drehzahlen klingt der Motor zudem sowieso nicht mehr sonor, sondern ein wenig angestrengt, Tribut an den kleinen Hubraum. Hinzu kommt ein Fahrwerk, das vor allem kurze Stöße auf Fahrbahnunebenheiten ziemlich harsch und sehr direkt an Fahrer und Beifahrer weitergibt. Hier ist ein kerngesunder Rücken gefragt. Dann vielleicht doch lieber die großen Stärke des F-Types genießen und entspannt über Landstraßen cruisen oder durch enge Kurven wedeln. Weniger Gewicht, die exakte Lenkung und der jederzeit aufmerksame ZF-Automat unterstützen den Fahrspaß. Nur wer unter Klaustrophobie leidet sollte sich die Ausfahrt im Jaguar genau überlegen, der Innenraum ist doch arg knapp geschnitten und wirkt ziemlich zugebaut. Und obwohl der F-Type mit der aktuellsten Infotainment-Generation von Jaguar vorfährt, überzeugt diese nicht bis ins Detail. Die Bedienung über den 10-Zoll-Touchscreen ist teilweise umständlich, mindestens nicht selbsterklärend und das Navi immer noch nicht auf der Höhe der Zeit. Im Vergleich zu den Sechszylindern ist der Vierer beim Praxisverbrauch geradezu ein Sparaggregat. Von der Werksangabe (7,9 Liter beim Cabrio) bleibt der P300 weit entfernt. Mit zweistelligen Verbrauchswerten muss man mindestens rechnen, bei uns waren es nach zwei Wochen im Schnitt 11,5 Liter, um die sich alle 100 Kilometer der Tank geleert hatte. Ja, der F-Type mit dem kleinen Benziner ist tatsächlich viel günstiger als seine Sechszylinder-Geschwister. Günstig ist der britische Fahrspaß damit aber noch lange nicht. Jaguar F-Type Cabriolet P300 - Technische Daten: Zweitüriger, zweisitziger Roadster; Länge: 4,48 Meter, Breite: 1,89 Meter  (mit Außenspiegeln: 2,04 Meter), Höhe: 1,31 Meter, Radstand: 2,62 m, Kofferraumvolumen: 207 Liter 2,0-Liter-Turbobenziner, 221 kW/ 300 PS, maximales Drehmoment: 400 Nm bei 1.500 – 4.500 U/min, Achtgang-Automatik, Heckantrieb, Vmax: 250 km/h, 0-100 km/h: 5,7 s, Normverbrauch: 7,9 l/100 km, CO2-Ausstoß: 179 g/km, Effizienzklasse: D, Abgasnorm: Euro 6d-temp, Testverbrauch: 11,5 Liter Grundpreis: 66.200 Euro Kurzcharakteristik: Warum: viel günstiger als die Sechszylinder; schöne Automatik; tolles Design   Warum nicht: hoher Praxisverbrauch; teils unkomfortable Federung; enges Cockpit Was sonst: Porsche 718, Audi TT, Mercedes SLCEnde 2017 hat Jaguar für seinen F-Type einen neuen Basismotor nachgereicht. Der spart im Vergleich zum bisherigen Einstiegsmodell richtig Geld. Aber reichen vier Zylinder in einem ernsthaften Sportwagen wirklich aus?

Fazit

Ende 2017 hat Jaguar für seinen F-Type einen neuen Basismotor nachgereicht. Der spart im Vergleich zum bisherigen Einstiegsmodell richtig Geld. Aber reichen vier Zylinder in einem ernsthaften Sportwagen wirklich aus?

Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2018-09-14

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