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Testbericht

Jürgen Wolff, 14. Januar 2009
Mehr Kleinwagen als Kleinlaster: Mit dem aktuellen Berlingo will Citroën deutlich weg vom Baustellenimage Richtung Alltagsauto mit hohem Nutzwert und Ambiente. Und mit viel Platz. Richtig viel Platz.

Platz satt. Ein erstklassiges Raumgefühl: Vorne, hinten - man kann sich richtig schön breit machen im Berlingo. Das Dach ist weit weg vom frisch geföhnten Scheitel, die Knie der Passagiere hinten haben reichlich Abstand zu den Vordersitzen. Und selbst die lassen sich auch für 1,95er-Riesen ganz relaxed einstellen. Das Lenkrad ist in Höhe und Weite verstellbar - passt. Die Sitze sind weich gepolstert, geben ausreichend Seitenhalt. Schon der Einstieg selbst ist dank der großen und hohen Türen sehr entspannt - spätestens auf engen Parkplätzen bewähren sich die zwei Schiebetüren. Offiziell läuft der Berlingo zwar - wie üblich - als 5-Sitzer. Richtig bequem fährt man allerdings - wie ebenso üblich - allenfalls zu viert. Mit drei Erwachsenen hinten wird es doch eher ungemütlich. Die Sicht vom Fahrersitz aus ist akzeptabel. Nach vorne hat man schon wegen der erhöhten Sitzposition beste Aussichten. Den Blick schräg nach hinten allerdings stört die breite B-Säule dann doch sehr. Und beim Einparken rückwärts hat man keine Chance, Gegenstände auszumachen, die unterhalb der relativ hohen hinteren Fensterkante drohen. Die optionalen Abstandssensoren sind also kein rausgeschmissenes Geld. Der Innenraum ist im Vergleich zum Vorgänger deutlich hochwertiger. Der Berlingo lässt sich einfach und weitgehend intuitiv bedienen - lediglich die Schalter für die elektrisch betriebenen Fensterscheiben hätte man nicht ausgerechnet auf der Mittelkonsole vermutet. Ansonsten aber findet man sich schnell zurecht. Der Schalthebel für das 5-Gang-Getriebe ist hoch angebracht und schnell zu erreichen. Die Gänge selbst lassen sich präzise schalten, die Wege könnten kürzer sein.

Die Haptik der verwendeten Materialien ist angenehmer, vor der geschmackvollen Zweifarbigkeit des Armaturenbretts fühlt man sich gleich wohl. Dieser Eindruck bleibt auch bestehen, wenn man genauer hinschaut und die ersten 100 Meter Rüttelpiste hinter sich hat: Alles ist sauber verarbeitet, nichts klappert oder wackelt. Die Türen und Fächer schließen sauber, die Fugen sind glatt. Und auch an den Innenseiten der vielen Fächer und Ablagen finden sich keine scharfen Grate und Kante, die neugierige Kinderhände ritzen könnten. Überhaupt die Ablagen. Sie machen aus dem Minivan mit ein Maxiauto. Es gibt - klar - Fächer an den Türen und im Armaturenbrett, hinten an den Seiten und zwischen den Sitzen, als Gepäckablage vorne unterm Dach wie in einem Flugzeug, im Boden und hinten oberhalb der Sitze. Sie fassen griffbereit 1-Liter-Flaschen und Berge von Landkarten, Broschüren Socken, Sportschuhen, Schreibheften, Reiseproviant oder sonstigem Krimskrams. Satte 170 Liter Stauraum kommen zusammen, wenn man nur den Platz in den Ablagefächern zusammenrechnet - das hat ein Toyota Aygo oder Kia Picanto nicht einmal als regulärer Kofferraum. Platz bietet der 4,38 Meter lange Berlingo, der technisch auf dem C4 Picasso basiert, auch hinter den Sitzen reichlich. Der Laderaum ist - normal bestuhlt - 642 Liter groß. Klappt man die Rücksitze zusammen oder nimmt sie heraus (was relativ einfach ist und wenig Kraftaufwand erfordert), schafft man bis zu 3000 Liter Stauraum. Und die kann man auch nutzen: Die Zuladung darf maximal 775 kg betragen. Das ist eine Menge Spielzeug. Zum Vergleich: Der nur 17 Zentimeter kürzere VW Golf Plus schafft zwischen 393 und 1450 Liter, der sieben Zentimeter längere Logan Kombi kommt auf 700 bis 2350 Liter. Und der ?koda Roomster liegt zwischen 450 und 1555 Liter. Der Berlingo schafft sie alle, wenn er will.

Dazu kommt, dass sich der Laderaum auch bei sperrigen Gütern sehr gut nutzen lässt. Die Form ist weitgehend kubisch. Die große Heckklappe, auf Wunsch auch mit separat zu öffnender Glasscheibe, schwingt mit etwas Krafteinsatz weit hoch und gibt eine riesige Öffnung ohne Ladekante frei. Dank der beiden Schiebetüren links und rechts lässt sich die Ladung auch sehr gut und einfach an den richtigen Platz jonglieren. Der Kofferraumboden ist mit Teppichboden ausgelegt, so dass nicht schon in der ersten Kurve alles durcheinander rutscht. Einziges Manko: Die Heckklappe ist auch mit Schwung nicht auf einen Schlag zu schließen. Man muss sie von außen ins Schloss drücken - bei schlechtem Wetter sorgt das für schmutzige Finger. Mit dem durchzugsschwachen "kleinen" 1,6-Liter-Benziner ist der Berlingo zwar "flott in the City" - aber auf Autobahnen und Landstraßen werden die lediglich 66 kW/90 PS mitunter etwas nervig. Der aktuelle Berlingo ist 250 kg schwerer als sein Vorgänger - mit den insgesamt rund 1,5 Tonnen Leergewicht hat der 4-Zylinder mitunter seine Probleme. In der Stadt merkt man davon wenig: Der Berlingo hat keinerlei Probleme, im Verkehr mit zu schwimmen. Zäher wird es jenseits der Ortsschilder. Das Überholen auf Landstraßen macht angesichts einer Beschleunigung von zähen 17,5 Sekunden für den "Spurt" von 0 auf 100 km/h nicht wirklich Spaß. Und auch die Höchstgeschwindigkeit von 159 km/h ist wenig berauschend. Zudem will der Benziner munter gedreht werden, ohne dann allerdings ungebührlich laut zu werden. Vor allem im Bereich der Höchstgeschwindigkeit vermisst man doch sehr einen sechsten Gang. Wenig Spaß macht auch der Verbrauch. Citroën gibt ihn selbst mit 8,2 Liter Super an - in der Praxis darf man getrost mehr als einen Liter zuschlagen. Selbst der Dacia Logan Kombi ist mit dem stärkeren 1,6-Liter-Benziner unter der Haube deutlich sparsamer unterwegs: Er begnügt sich mit 7,5 Liter Normverbrauch.

Die Lenkung ist zwar noch akzeptabel zielgenau, aber ziemlich schwammig und deutlich zu gefühllos. Von der Straße bekommt man zumindest über sie nicht allzu viel mit. Und auch nicht über das Fahrwerk. Das ist ausgewogen aber komfortabel weich abgestimmt. Unebenheiten auf der Fahrbahn werden lässig weggeschluckt. Der Berlingo lässt sich durchweg sicher und fahrstabil bewegen - wenn man nicht gerade die Basisversion ohne ESP geordert hat. In allen anderen Ausstattungen sorgen spätestens die elektronischen Helfer für sichere Kurvenfahrt und gute Traktion auf den vorderen Antriebsrädern. Nur gelegentlich neigt der Berlingo in Kurven zu - dann aber deutlichem - Untersteuern. Der Citroën Berlingo ist weitgehend identisch mit dem Partner von Peugeot. Was sie voneinander unterscheidet ist ein bisschen Optik und das Logo auf der Front. Selbst die Ausgangspreise für die beiden Franzosen sind mittlerweile fast identisch: Der Berlingo kostet ebenso mit dem 90-PS-Benziner ab 15.750 Euro, 50 Euro mehr als der Partner. Die 1500 Euro Aufpreis für die Ausstattungslinie Multispace sollte man in jedem Fall anlegen - schon allein wegen des erst dann verfügbaren ESP.

Quelle: Autoplenum, 2009-01-14

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