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Testbericht

25. Mai 2007
Mainz, 24. Mai 2007 – Der große Resonanzraum lässt das metallische Knarzen des unverkleideten Blechkastens besonders plastisch an unseren Trommelfellen arbeiten. Da hilft es auch nicht, dass mit uns zusammen eine große, mit Eis und Gemüse gefüllte Styroporkiste unterwegs ist. Wir nutzen eine kulinarische Einkaufstour durchs Rhein-Main-Gebiet, um den neuen Stadt-Lieferwagen Skoda Praktik zu testen. Die nützliche Form gefällt Der Praktik ist ein umgebauter Roomster, welcher wiederum zu großen Teilen auf dem Fabia basiert. Die Seitenansicht des Roomster teilt die Welt in zwei Lager: Die einen finden sie richtig schön, die anderen können mit der fehlenden Fortsetzung der unteren Linien der vorderen Seitenfenster nicht leben. In der Tat ist es etwas gewöhnungsbedürftig, dass die Fenster in den hinteren Seitentüren beim Roomster überhaupt keinen Bezug zum vorderen Fahrzeugdesign haben. Dieses Problem wird beim Praktik stark abgemildert: Die hinteren Seitenscheiben bestehen hier aus in Wagenfarbe lackiertem Blech. Somit fällt der optische Knick kaum noch auf. Ansonsten unterscheidet sich das kleine Nutzfahrzeug von außen nur noch durch den „Praktik“-Schriftzug am Heck vom Roomster. Transporträume Der Fond des Wagens wurde komplett ausgeräumt, um Platz für einen ebenen Laderaum zu schaffen. Zwei Quadratmeter rutschfeste Fläche können jetzt schwungvoll bestapelt werden. Und etwas Schwung ist auch nötig, da beim Beladen eine zirka 15 Zentimeter hohe Ladekante den einfachen Durchrutsch-Weg versperrt. So muss auch beim Entladen jedes Stück über die Schwelle gehoben werden. Trotzdem: Der Stauraum ist für diese Fahrzeuggröße ungemein praktisch, vor allem durch die Höhe von zirka 1,13 Meter lassen sich auch sperrige Güter in den Praktik packen. Zudem warten Zurrösen darauf, schweres Gepäck zu sichern. Der Boden lässt sich dreiteilig aufklappen und gibt so weitere Staumöglichkeiten für kleinere Gegenstände frei. Die hinteren seitlichen Klapptüren wurden aus Kostengründen nicht auf Schiebetüren umgerüstet. Auch so verbessern sie die Zugänglichkeit des Stauraums ungemein. Im Laufe des Jahres erhöht Skoda zudem die Praktikabilität des Laderaums optional durch eine horizontale Gepäckraum-Aufteilung.

Zwei Welten mit klarer Trennung Damit kein Transportgut die Insassen gefährdet, wurde der Laderaum mit einer Gitter-Blechwand vom Fahrgastraum getrennt. Bis zur Schulterhöhe der Sitze fungiert schwarz lackiertes Blech als Trennung zwischen den Welten, darüber hilft ein kräftiges Maschendrahtgitter, den Durchblick zu bewahren. Da auch die Heckklappe des Praktik mit einem Fenster versehen wurde, welches sich optional vergittern lässt, behält der Rückspiegel seine Bedeutung. Trotzdem ist der tschechische Transporter auf Grund der fehlenden hinteren Seitenscheiben deutlich unübersichtlicher als der Roomster. Die Trennwand lässt sich übrigens um zehn Zentimeter in der Längsrichtung verschieben. Dies hat den Vorteil, dass je nach Art der Beladung mehr Platz für den Beifahrer oder die transportierten Waren zur Verfügung steht. Warum für den Beifahrer? Weil der Trenn-Zaun zwischen dem Fahrer und seinem Nebenmann einen spürbaren Knick nach vorne macht, womit dem Sozius etwas weniger Beinfreiheit bleibt. Für große Menschen wird es bei komplett nach vorn gefahrener Wand etwas eng auf dem Beifahrerplatz, ist der Trenner in einer mittleren Position arretiert, bleibt für jeden genug Raum. Vorne Privatmann Eine Besonderheit des Skoda Praktik ist die Tatsache, dass dieser vom Familienfahrzeug zum Transporter entwickelt wurde. Häufig wurde bisher hier der umgekehrte Weg gegangen, oder von vorn herein stand nur ein Nutzfahrzeug auf dem Plan. Skodas Weg bietet den Vorteil, dass der vordere Fahrgastraum, der unangetastet blieb, den kompletten Komfort eines privaten Familienfahrzeugs mitbringt. Nüchterne Hartplastik-Eleganz befürchtet man hier vergebens. Das Interieur wirkt halbwegs wohnlich, kratzunempfindlich und gut verarbeitet. Fahrer- und Beifahrerairbag sind genauso wie die Seitenairbags Serie, was beileibe keine Selbstverständlichkeit ist in der rauen Welt der Nutzfahrzeuge. Und wer als Chef seine Mitarbeiter gerne hat, der kann ihnen sogar beheizbare Sitze sowie eine Klimaanlage spendieren.

Hinten härter Das Fahrwerk des Praktik bleibt vorne unverändert, hinten wurde es aber etwas härter ausgelegt. Dies bringt im Vergleich zum Roomster eine um 50 Kilogramm erhöhte Zuladung mit sich. Somit verkraftet der Praktik ein Zuladungsgewicht von 565 Kilogramm. Wer mehr mitnehmen möchte, kann das Fahrwerk von einer Fremdfirma durch Austausch der Federn weiter verstärken lassen. Die Härtung der Heck-Federung ist übrigens auf schlechtem Fahrbahnbelag auch vorne zu spüren. Gut, dass hinten niemand sitzen muss. In Kurven wankt der Praktik spürbar hinein, Bremsvorgänge werden abgenickt. Der Wagen ist nicht für eine spritzige Fahrweise sondern auf Zuladung ausgelegt, was seiner Bestimmung als Kleinst-Transporter durchaus gerecht wird. Robustes Feeling Die Lenkung des Praktik ist ebenso wie die Kupplung und das Gaspedal sehr leichtgängig. Hier müssen keine kräftigen Handwerkergliedmaßen wirken, auch zarte Agenturmitarbeiterinnen können problemlos ihre Flyer durch die Stadt fahren. Gerade diese Leichtgängigkeit vermittelt zusammen mit dem soliden Innenraum das Gefühl dauerhafter Robustheit. Ob dies gerechtfertigt ist, wird die Zeit zeigen, aber überraschen würde es niemanden. Schließlich haben sich die Skoda-Mitarbeiter nicht umsonst den Ruf erworben, einen ganz besonderen Ehrgeiz in Sachen Fahrzeugqualität zu entwickeln. Zudem lässt sich der Praktik gegen einen Aufpreis von 300 Euro mit einem ESP ausrüsten, was als sinnvolles Stück Sicherheit im kleinen Güterverkehr durchgehen kann.

Klassische Motorisierungen Die Motorenpalette des Praktik setzt sich aus einem 1,2-Liter-Benzinmotor mit drei Zylindern und 70 PS sowie einem 1,4-Liter-Benziner mit vier Zylindern und 86 PS zusammen. Hinzu kommen noch zwei Dreizylinder-Dieselaggregate: Zum einen ein 1,4-Liter-Selbstzünder mit 69 PS, zum anderen die hubraumgleiche aber stärkere Variante des Motors mit 80 PS. Unser Wagen wurde vom 69-PS-Diesel angetrieben. Mit diesem geht es in 16,5 Sekunden von null auf hundert, bei 158 km/h ist das Ende der Beschleunigung erreicht. 155 Newtonmeter bringt das Triebwerk an die Kurbelwelle, dabei werden moderate 5,3 Liter Diesel pro 100 Kilometer konsumiert. Uns kam dieses Aggregat wie die ideale Motorisierung für den städtischen Einsatz vor. Wer dauerhaft schwere Lasten bewegt und/oder viel auf Autobahnen unterwegs ist, ist mit dem elf PS stärkeren Diesel besser bedient. Fünf Gänge für alle Die Kraft sämtlicher Antriebsvarianten wird von einem manuellen Fünfgang-Schaltgetriebe eingeteilt. Dieses ist nicht nur leichtgängig sondern auch äußerst präzise. Und für die mit dem Praktik erzielbaren Beschleunigungs- und Geschwindigkeitswerte reicht es locker aus. Qualität aus Tschechien Die qualitative Anmutung des Praktik wirkt äußerst hochwertig. Kein Wunder: Der Wagen wird im Skoda-Werk im tschechischen Kvasiny produziert. In dieser Fertigungsstätte entstehen auch der Superb und Spezialmodelle wie der Roomster Scout und die gehobenen Laurin&Klement-Versionen. Auch VW lässt als Konzernmutter hier mit Blick auf den guten Ruf des Werks Prototypen produzieren.

Wann für wie viel Ab dem 2. Juni 2007 ist der Skoda Praktik für einen Einstiegspreis von 11.888 Euro zu haben. Dafür wird der Transporter mit dem kleinen Benzinmotor versehen. Für den von uns getesteten 69-PS-Diesel werden 14.030 Euro fällig. Der Roomster kostet mit der gleichen Motorisierung 1.160 Euro mehr, also 15.190 Euro. Einen Rußpartikelfilter gibt es übrigens nur für den Topdiesel gegen 595 Euro Aufpreis. Direkte Konkurrenten hat der Praktik kaum, besonders wenn man das gefällige Outfit mitbetrachtet. Der Opel Combo Kasten 1.3 CDTI RPF bietet zwar 75 PS und einen Rußpartikelfilter, kostet aber auch 14.928 Euro. Den VW Caddy Kasten 1.4 gibt es mit einer Basismotorisierung von 80-Benzin-PS für 15.256 Euro. Gefahr könnte höchstens vom für Ende des Jahres avisierten Dacia Logan Van drohen, der in Rumänien bereits für 6.400 Euro verkauft und bei uns nur unwesentlich teurer sein wird. Allerdings ist der Dacia nicht so komfortabel, bekommt Seitenairbags nur gegen Aufpreis und ESP gar nicht und ist deutlich größer, was zu Lasten der Wendigkeit geht.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:5
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Reihen-Dieselmotor
Hubraum:1.422
Anzahl Ventile:2
Anzahl Zylinder:3
Leistung:51 kW (69 PS) bei UPM
Drehmoment:155 Nm bei 1.600-2.800 UPM
Preis
Neupreis: 14.030 € (Stand: Mai 2007)
Fazit
Der Praktik mit 69-PS-Diesel ist ein günstiger kleiner Stadttransporter, der sich leicht durchs Verkehrsgewimmel manövrieren lässt. Die gute Verarbeitung kommt mit einem günstigen Einstiegspreis daher.

Allerdings wird die hintere Ladekante den Rücken so manchen Be- und Entladers belasten. Bei einer Beladung über die hinteren Seitentüren ist solch eine Hürde nicht zu überwinden.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: auto-news, 2007-05-25

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